AAA - Das Manifest der Macht
vorhin bei: ‚Im Übrigen …’, wie geht´s weiter?“
„Genau, ich wollte sagen: Im Übrigen mach´ mir doch nichts vor. Ich kenn´ dich jetzt lange genug, du hast doch vor deinem Interview alles über John Marks in dich hineingefressen, was dir in die Finger kam. Verdammt!“ Ben ließ die flache Hand auf das Armaturenbrett krachen. „Los, du blöder Idiot da vorne! Fahr´ endlich, oder willst du hier übernachten?“ Er drückte wild auf die Hupe und ließ dabei den Motor aufheulen.
Samantha schüttelte den Kopf. „Warum so gereizt, Ben? Natürlich habe ich mich vorher über John Marks informiert, da spricht doch nichts dagegen.Aber ich weiß eben noch nicht alles über ihn.“
„Na gut, dann stelle ich jetzt meine Frage. Warum bloß habe ich das Gefühl, dass du weit mehr über John Marks weißt, als du zugeben willst? “
„Unsinn! Wie kommst du denn darauf?“
„Hör zu, Sam, ich kenne den triumphierenden Ausdruck in deinen Augen, wenn du einem Gesprächspartner das entlockt hast, was du hören wolltest. Außerdem hast du vorhin fast fluchtartig Johns Büro verlassen, so als ob du etwas erbeutet hättest und es in Sicherheit bringen wolltest. Und was sollte diese Frage, wie er sein Studium finanziert hat? Du kanntest die Antwort doch längst.“
Samantha schwieg eine Weile. „Ja“, sagte sie dann, „tut mir leid. Ich habe versucht, dich auszuhorchen. Aber nachdem du ihn von früher kanntest, war es einfach zu verlockend, noch ein wenig nachzubohren. Schade, du weißt auch nicht mehr als ich.“
„Und umgekehrt, Sam?“, fragte Ben. „Was weißt du, was ich nicht weiß? Du hast doch irgendein As im Ärmel!“
„Das weiß ich noch nicht genau. Du musst dich noch gedulden.“
„Wer hat da eben angerufen? Das hat doch auch mit John zu tun!“
„Das geht dich nun wirklich nichts an!“
Ben wusste Bescheid. Es kam selten vor, dass Samantha ihn nicht einweihte. Aber wenn, dann war sie an einer wirklich heißen Sache dran, deren Auswirkungen sie selbst noch nicht einschätzen konnte. Er fragte nicht weiter.
KAPITEL 4
Das glänzende Hochhaus mit bodentiefen, verspiegelten Fenstern vereinigte Tradition und Vision in beeindruckender Weise. Das Gebäude war in den 1930er Jahren erbaut worden und hatte das ursprüngliche First International Building ersetzt, das bereits Mitte des 19. Jahrhunderts genau an dieser Stelle im Süden von Manhattan errichtet worden war. Dieses riesige Gebäude, in New York ebenso bekannt wie das Empire State Building, die UN-Zentrale oder die Wall Street, sollte ein Zeichen setzen. Ein Zeichen, das auch heute noch als ein solches von jedem Besucher sofort verstanden wurde: Hier befindet sich das Zentrum der Macht!
Die Welt-Führungszentrale von First Internationals erstreckte sich über sieben Etagen vom 63. bis zum 69. Stockwerk. Auf diesen Stockwerken hatten ausschließlich die in New York tätigen Partner ihre Büros, die übrigen Angestellten arbeiteten in den darunter gelegenen Teilen des Gebäudes.
Expressaufzüge brachten prominente Mandanten direkt von der Tiefgarage zum großzügigen Empfangsbereich in der 63. Etage. Die Lobby im Erdgeschoss wurde nur für reguläre Gäste und Lieferanten genutzt. Hier oben, im Reich von Frank van den Bergh, wurden dagegen die Geschäftspartner empfangen, für die diese Kanzlei weltbekannt war. Die Eingangshalle war in einer gelungenen Mischung aus klassischer und moderner Architektur mit Säulen in römischem Stil und zeitgenössischen Kunstwerken gestaltet. Große Flachbildschirme zeigten die wichtigsten Nachrichtensender der Welt. Weiße Ledersessel dienten wartenden Gästen zur Entspannung, während zuvorkommende, gutaussehende Mitarbeiter am riesigen, auf Hochglanz polierten, weißen Empfangstresen den jeweiligen Ansprechpartner vom Eintreffen seines Gastes informierten. Ein gewaltiger Kronleuchter, der in der Mitte des Raumes von der acht Meter hohen Decke hing, verlieh dem Raum die letzte Note Eleganz.
Aus der Empfangshalle führten zahlreiche Türen zu den verschiedenen Besprechungsräumen des Konferenzzentrums. Die riesigen Doppelflügeltüren, die in den angrenzenden Kongress-Saal führten, waren heute geschlossen.
Einmal im Monat lud die Kanzlei 250 handverlesene Spitzenkräfte aus Politik und Wirtschaft zu Vorträgen und Empfängen in den repräsentativen Saal ein. Zu diesen Veranstaltungen eingeladen zu werden, galt in Führungskreisen als Ritterschlag, keine Einladung mehr zu bekommen als böses Omen für
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