Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aasgeier

Aasgeier

Titel: Aasgeier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
Vom Netzwerk:
Idee. Ich staune. Klar, mache das. Lass mich mit ihm sprechen,“ fügte er hinzu. „Ich kann das weniger auffällig als du. Weißt du, ob Winston noch bei dem ist?“ Könnte sein, vermutete ich. Sonst wäre er hier sicher noch mal vorbeigekommen.
    Stellte sich allerdings heraus, dass Winston schon am Montagabend wieder weggeflogen war. Der Doc freute sich über Ignacios Anruf, fragte nach mir und erzählte dem Priester recht frei, dass sie der Lösung ihres Problems etwas näher gekommen waren. „Dafür haben wir jetzt eines", meinte Ignacio, und beschrieb die drei Typen, die er im kaputten Ford von Nahem gesehen hatte. Von tot sagte er nichts.
    Doc kannte sie. „Klar, die machen hier die kleinen Kinder in der Nachbarschaft ganz kirre, und die Eltern haben alle Angst vor denen. Der eine hat einen sieben- oder achtjährigen Sohn, der seine Klassenkameraden terrorisiert. Die laufen alle herum wie die Hühner bei Regen. Sind völlig verstört und auf dem besten Weg, aus lauter Furcht zu lebenslangen Rassisten zu werden.“
    Woher wir die denn kennen, wollte er wissen, aber Ignacio bog die Frage ab. Man beschloss, bald mal wieder zusammenzukommen.
     
    „Willst du nicht wieder in unser Gästezimmer ziehen?", fragte Ignacio freundlich.
    „Geht´s mir an den Kragen? Meinst du, die wollen Rache?“
    „Ich weiß nicht. Kommt auf die Zentrale in Mexiko an. Wenn die drei Typen als Geschäftskosten abgeschrieben werden, brauchst du dir keine Sorgen machen. Wenn nicht, bist du dran.“
    Stimmt. Dann sollte ich mal anfangen, mir Sorgen zu machen.
    „Hier kannst du auf keinen Fall bleiben, nicht mal mehr übernacht. Die wissen, dass du in der Gegend wohnst. Komm mit zu uns ins Kloster. Da bist du sicher.“
    Aber weit vom Schuss. Und das wollte ich auch nicht sein. Was tun?
    Ich wollte ihn ja schon länger bitten, Rick und Misty anzurufen. Jetzt war der richtige Zeitpunkt gekommen. „Sie hängen genauso drin wie ich, und jetzt müssen wir zusammenhalten.“ Fand er auch. Er würde anrufen. Von San Miguel aus. Wir könnten um neun dort sein, wenn wir gleich losfahren. Also packte ich schnell mein Zeug, hauptsächlich Laptop und Klamotten, und setzte mich wieder in den Käfer. Wenn ich noch länger in dem Ding beifahren musste, würde ich mir einen bleibenden Rückgratschaden zuziehen. Er grinste nur. „Schau dir meines an. Noch immer kerzengerade. Und seit dreißig Jahren fahre ich das Ei.“
    Ein Wunder.
    Um elf kamen wir endlich im Kloster an. Als ich meinen Jeep abholen wollte, lud uns der Weinwirt noch auf ein Glas ein. Es blieb nicht bei dem einen. Ich war wieder auf dem besten Weg, Säufer zu bleiben.
    Mein Zimmer sah so aus wie immer. Schrank, Bett, karierte Bettwäsche, Blumen vorm Fenster, Riesenkreuz mit Jesus, Plastikrosen davor und an die geweißelte Wand gemalte Strahlen, die von seinem Kopf ausgingen.
    Hübsch war´s hier.

 
     
     
    25 Alte Freunde?
     
     
    Ich wachte sehr zufrieden auf. Im Halbschlaf hörte ich leisen Gesang, der vom Kirchenraum bis hierher drang, sah das spartanische, helle, saubere Zimmer und roch die neutrale Sauberkeit des Hauses. Es war schön, hier aufzuwachen. Friedlich.
     
    Die Küchentür stand offen, der Kaffee blieb im Dreigallonenvakuumkocher den ganzen Tag frisch, und es gab Plundergebäck. Ich erinnerte mich, dass mir Ignacio irgendwann erzählte, einer der ältesten Brüder sei Konditor von Beruf. Demnach lebte der noch. Mein Frühstück nahm ich mit auf den Hof, setzte mich unter einen der Pfefferbäume und genoss Ruhe und Sonnenschein.
     
    Vom doch recht nahen Freeway waren kaum Verkehrsgeräusche zu hören, Vögel zwitscherten im Gebüsch und eine der dicken Missionskatzen sonnte sich auf den Steinplatten, die kreuzförmig den Garten durchquerten. Ausladende lila blühende Salbei-Büsche verbreiteten einen appetitanregenden Duft, zwei Franziskaner spazierten im Gespräch versunken über den Säulengang,der den Innenhof vom Hauptgebäude trennte. Ich verstand Ignacio, der hier die Ruhe gefunden hatte, die ein Polizist nicht haben kann. An seiner Stelle würde ich das Heute auch nicht mit dem Gestern tauschen. Um nichts auf der Welt.
     
    Nach dem Frühstück holte ich meinen Laptop und setzte mich wieder unter den Baum. Ich hatte kürzlich, als ich den Tag mit Aufstellungen verbrachte, wieder Mistys Notizen hervorgekramt, hatte mir wieder über ihre Bedeutung den Kopf zerbrochen und fand noch immer keine Auflösung. Sie waren jetzt fein säuberlich abgelichtet und

Weitere Kostenlose Bücher