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Aasgeier

Aasgeier

Titel: Aasgeier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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Auto. Waren die Scheißer doch tatsächlich ins Gelände gefahren. Schossen wieder auf mich, natürlich.
    Ich hatte ein paar Inseln passiert, Stellen, wo die aufbrechende Erdschicht Felsen oder Riffs stehen ließ. Der Riss verlief dann zu beiden Seiten der Insel. Solch ein Türmchen kam wieder auf mich zu. Ich zog das Auto nach rechts und kam hinter dem Erdwall in einer Staubwolke zum Stehen.
     
    Türen schlugen, ich hörte jemanden laufen. Zwanzig Meter vor mir endete der Zweig der Erdspalte, auf dem ich stand. Ich würde um die Erhebung kurven müssen, um auf die ununterbrochene Fläche zu kommen, auf der ich bisher gefahren war. Ich horchte, aber es kam niemand näher. Ich hätte Rutschen gehört, wenn jemand versucht hätte, zu mir hinunter zu kommen. Abkühlendes Metall knackte, irgendwo raschelte es im Gebüsch, sie hatten den Motor des Autos ausgeschaltet und horchten sicher genauso gespannt wie ich.
     
    Also gut. Ich legte den Rückwärtsgang ein, fuhr mit Vollgas an, was eine Menge Lärm verursachte, durchdrehende Reifen, aufheulender Motor, das typische Getriebejaulen vom zu schnellen Rückwärtsfahren. Ich kurvte auf die andere Seite der Insel und fuhr weiterhin rückwärts in die Richtung, aus der ich gekommen war. Das Auto holperte über die Steinbrocken, etwas knallte unterm Fahrgestell, ich wurde auf meinem Sitz hin und hergeworfen, aber ich entfernte mich recht flott von der Stelle, auf der ich gestanden hatte.
    Vor und über mir stieg eine Staubwolke auf. Sie bildete einen Kreis und begann, mit dem Wind in östliche Richtung zu wehen.
    Ich hielt, warf die zweite Fahrstufe ein und sauste wieder vorwärts. An der Staubwolke vorbei, immer weiter durch die Schlucht. Im Rückspiegel sah ich, wie das dunkle Auto am Abhang abgebremst wurde. Es wurde wieder geschossen. Ich hörte Knirschen; schien ein Schaltgetriebe zu haben, der Karren dort oben, und einen Fahrer, der nur Vollgas kannte. Ich fuhr so schnell ich mich traute, aber sie würden mich bald wieder eingeholt haben.
     
    Äste peitschten den Jeep, Steine donnerten gegen die Bodenbleche, überforderte Steckachsen ratterten über die zerklüftete, von ständiger Erdbewegung zerrissene Fläche, und links öffnete sich ein Nebenarm der Spalte, in der ich fuhr. Ich schoss darauf zu, achtete auf das Gelände vor mir und sah aus dem Augenwinkel eine dunkle Limousine über den Rand des Nebenarmes segeln. Der Motor heulte auf, das Auto stand kurz in der Luft und tauchte dann in die Schlucht ein. Sein schwerer Motor bohrte sich in den festgepressten Sand der gegenüberliegenden Wand; die drei Tonnen nachfolgendes Blech schoben die Schnauze des Wagens ein Stückchen tiefer, bis die Schwerkraft übernahm und die ganze knirschende Masse in die Tiefe zog. Den dumpfen Aufprall hörte ich, als ich fünfzig Meter weiter auf der Bremse stand und versuchte, nichts Größeres zu treffen. Eine Panne wäre jetzt das Letzte, das ich brauchen könnte.
     
    Vorsichtig fuhr ich zurück. Der Schrott lag tief auf den platten Reifen, zischte, knisterte und dampfte vor sich hin, aber weder hörte noch sah ich jemanden. Ich stieg aus, ließ den Jeepmotor laufen, und ging sehr sorgsam in die Nähe des mitternachtsblauen Ford. Da lag jemand; blutüberströmt hing er im Sitz, die langen pechschwarzen Locken rotfeucht, den Körper nach links gedreht, den Kopf scharf rechts. Als ich noch näher kam, sah ich einen zweiten Körper, dann noch jemanden hinter den Vordersitzen.
    Drei dunkelbraune, offenbar kleinwüchsige Männer, alle drei mit dichten Schnauzern, alle drei an Hals und Handrücken tätowiert, alle drei mausetot. Bei den beiden Vorderen gab es keinen Zweifel. Solch verrenkte Hälse überlebt keiner. Im Hintensitzenden schien noch Leben zu sein. Ich rüttelte an der Tür, aber sie war fest verklemmt. Ich hatte mich getäuscht. Der tat keinem mehr weh. Der rührte sich nicht. Kein Atemzug zu sehen, kein Heben und Senken, nichts.
    Ich fasste sehr vorsichtig durch die zerbrochene Scheibe, versuchte die Tür von innen aufzumachen, aber erfolglos. Allerdings bekam ich einen Metallgegenstand zu fassen; als ich daran zog, war´s eine Maschinenpistole. Ich nahm sie mit, schob sie unter den Fahrersitz im Jeep.
     
    Was tun? Die Cops anrufen? Bin ich wahnsinnig? Na, also. Ich wendete mein Auto, fuhr sehr, sehr achtsam wieder dorthin zurück, wo ich heruntergekommen war, und hangelte mich hoch aufs Gelände. Noch immer waberte eine leichte Staubwolke über der Stelle, die dem dunklen

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