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Aasgeier

Aasgeier

Titel: Aasgeier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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die solch hohe Gewinne einbringt, will auch vorfinanziert werden. Die Beträge, um die es geht, werden hier im Inland verdient und werden ins Ausland verschoben. Wenn Finanzamt oder Schatzamt um Milliarden beschissen werden, dann geht´s uns allen an den Kragen. Jeder von uns leidet. Darum geht´s." Er sah auf einmal sehr selbstgerecht aus.
    "Also fickt Ihr Schmuggel oder Steuerhinterziehung zum Terrorismus um?", musste ich lachen. Ein Witz, wie die sich auf den "internationalen Terrorismus" stürzen. Wenn einer aus Versehen in die Hose scheißt, waren es Terroristen, wenn einer im Flughafen furzt, werden überall Colts gezogen und sämtliche Fluggäste tauchen ab. Lächerlich.
     
    Macmillan grinste nicht mehr. Urplötzlich hatte er mich am Hemd, zog mich mit einem Ruck unter seine Nase und zischte böse; "wenn du Sperenzchen machst, du Drecksack, findest du dich ganz schnell wegen Raubes und versuchten Mordes vorm Richter wieder. Und dass ich die Beweise habe, ist dir wohl klar." Er schnaufte, als sei er hundert Meter gesprintet. "So einen Scheißer wie dich brauchen wir gerade noch," setzte er nach. "Erst Millionen klauen, erst absahnen, dass alles zu spät ist, und dann noch frech werden." Er schüttelte mich, dass mir der Kopf hin und herflog. Ganz schön auf Zack, der Bursche. Für sein Alter war der noch gut fit.
    Er ließ mich los, beugte sich zu mir vor und sprach so leise, dass ich Mühe hatte, ihn zu verstehen. „Du hast dich übernacht reich gestohlen, während ich für lumpige fünf Mille im Monat täglich den Hals riskiere. Du sitzt auf deinem Arsch im schönen warmen Baja während ich bei Nacht und Nebel Typen wie dich beobachten muss. Du kaufst dir Weiber, während mich meine verlassen hat, weil sie meinen Arbeitsstress nicht mehr aushielt. Du glaubst doch wohl auch, dass ich dir ohne Weiteres eine Kugel verpasse, wenn mir danach ist.“ Hatte mir hasserfüllt in die Augen gestiert, der Bulle, und lehnte sich nun genüsslich lächelnd zurück. Ich schätze, der hat gesehen, dass ich ihm jedes Wort glaubte. Hat meine Panik gerochen, der Spürhund, der verdammte. Mir tat der Kopf weh. Ich wusste ja, dass sein Auftauchen nichts Gutes bedeutete.
    "Morgen früh wirst du bedauern, dass du Schwierigkeiten mit dem Starter hast. Dann rufst du die Werft in Stockton an und verlangst den Notdienst. Die schicken einen Mechaniker, der sofort herkommt und die Sache in Ordnung bringt. Der wird irgendwo im Motorraum ein winziges Aufnahmegerät anbringen - wir wollen keine Funkanlage, weil deine Freunde das vermutlich erwarten und sich dagegen abgesichert haben. Abends, wenn du sauber machst, tauschst du einfach die Flash-Karten aus und hinterlässt den Datenträger in deinem Hotelzimmer, wenn ihr am nächsten Morgen abhaut. Verstanden?"
    Ich nickte. Klar. Verstanden.
     
    Scheiße. Wenn die mich erwischen, bin ich tot. Wenn der Bulle mir misstraut bin ich auch tot.
    "Lass dich einfach nicht erwischen. Logisch, oder? Wenn du clever genug bist, dem Moreno und seiner Drogenbande die Kohle abzunehmen, dann kannst du auch eine Digitalkarte austauschen."
     
    Er stand auf und öffnete die Seitentür des Kastenwagens. Ich stieg aus, er machte wortlos die Tür zu. Ich saß unwiderruflich in der Scheiße. Ziemlich verzweifelt zog ich meine Jacke an, zippte den Reißverschluss bis unters Kinn und marschierte zurück zum Hotel. Mir war nach Heulen zumute.

 
     
     
    09 Schießstand
     
     
    Wir hatten um neun abgelegt, tuckerten nun auf dem Mokelumne River im Leerlauf herum und warteten auf den Mechaniker. Meine Mexikaner waren nicht glücklich, als ich ihnen einen sterbenden Anlasser vorspielte, aber was will man machen? Zumal auch in Mexiko jeder den bösen amerikanischen Witz kennt, der behauptet, dass die mexikanische Hochzeitsfeier abrupt endet, wenn der Gast, dem die Überbrückungskabel gehören, nach Hause fährt.
     
    Also grummelten sie, und ihre Breitschultrigen schauten mich böse an, aber machen kann man da wirklich nichts. Ich versprach, trotz des Sonntags einen Mechaniker in Windeseile hier zu haben - "cost be damned, gentlemen!" - und würde sie am feinen Rivercat Restaurant absetzen, wo sie bei Kaffee und Kuchen die Stunde verbringen konnten, die solch eine Reparatur höchstens dauere.
     
    Um halb elf legten wir am Restaurantkai an, und da stand er schon, der gebeugte Alte im schmuddeligen Blaumann. Mit der Werkzeugkiste in der Hand, hinter sich ein Pick-up truck der Werft. Marisol dolmetschte, dass er sich

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