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Aasgeier

Aasgeier

Titel: Aasgeier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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verdammt noch mal beeilen solle, und dann waren die Herren weg, wie üblich im Gänsemarsch, schweigend, bedrohlich, plattfüßig. Einer der Torwarte blieb unterm Sonnenschirm sitzen, trank Cola und guckte gelangweilt. Mein Mechaniker ging an Bord und machte sich an die Arbeit.
     
    Eine Viertelstunde später hatte er den Anlasser ersetzt, hatte mir gezeigt, wie ich mit einem Handgriff den winzigen USB-Stick wechseln konnte, und hatte strahlend seine vierhundert Dollar eingesteckt. Vom Restaurant her kamen nochmal zwei Aufpasser, schnüffelten umher und konnten nichts entdecken, weil der Techniker einen ganz speziellen Anlasser eingebaut hatte, einen, neben dessen Windung ein winziges digitales Tonaufnahmegerät lauerte. Ich hatte eine Wanze statt Mikrofon erwartet, aber natürlich wollten die Bullen das nicht riskieren. Zum Glück. Stattdessen hatte der Typ ein klitzekleines Mikro in einen der Frischluftschächte gehängt, die beiderseits der Brücke jeweils die Kajüte und den Motorraum belüfteten, das haarfeine Kabel in den Fahrstand geführt und an ein Kabel im Kabelbaum angeschlossen, der direkt von Instrumenten und Zündschloss in den Motorraum verlief. Das Verlegen dauerte keine fünf Minuten. Der Kerl hatte was drauf.
     
    Wir fuhren durch - die Herren hatten wohl genug von Unterbrechungen und ließen ausrichten, dass erst wieder zum Abendessen angelegt würde. Auch gut. Ich bog um die Nordspitze Staten Islands und schipperte den südlichen Zweig des Mokelumneflusses wieder herunter. Dann ging´s in weitem Bogen um Bacon Island und den Holland Tract gute dreißig Meilen bis zur Bradford Island, wo wir gegen vier ankamen. Marisol hatte für uns beide ein paar Sandwiches gemacht, hatte Bier kaltgestellt und sich den ganzen Tag Fragen verkniffen, was ich ihr hoch anrechnete. Ich konnte ihr nichts sagen, konnte ihr nichtmal erzählen, dass ich den Kellner von gestern Abend viel besser kannte, als sie je angenommen hätte. Nichts. Ich hoffte inständig, dass wir heil aus der Geschichte herauskommen würden.
     
    Nach dem Essen (wenn das mit den Preisen so weiterging, würde ich trotz großzügigem Honorar doch bald pleite sein) sagte ich ihr, dass ich noch mal schnell nach dem neuen Anlasser schauen müsste. Sie wollte mit. Warum nicht?
     
    Wir knöpften die Persenning auf und staunten, dass da jemand saß und einen gewaltigen, schwarz glänzenden Colt auf uns richtete. Einer der Breitschultrigen, ein Torwart. Als er sah, dass wir allein waren, hüstelte er und steckte die Kanone wieder in ihr Futteral unterm Arm.
    "Wir wollten noch ein wenig aufräumen, wenn´s Ihnen recht ist." Lieber Arsch gekrochen als herumstottern müssen. Er machte mit der ausgestreckten Hand eine einladende Geste. Herzlichen Dank.
     
    Sie schob den Staubsauger herum, während ich leere Flaschen wegräumte, Aschenbecher säuberte und Kaffeetassen abwusch. Dann bat ich den Herrn, doch einen Moment aufzustehen, denn ich musste nachschauen, ob mit dem neuen Anlasser alles in Ordnung sei. Der Mechaniker hatte mir eingeschärft, in den nächsten paar Tagen darauf besonders zu achten, bis sich das neue Teil in die Motormechanik eingefügt habe. So eine Scheiße hatte ich schon lange nicht mehr erzählt, aber die Geistesgröße mit dem Wahnsinnsballermann glaubte es ohne Weiteres. Er machte Platz, schaute interessiert zu, als ich bis zur Hüfte im Motorraum verschwand, mich bückte und nach der kleinen Klappe hinterm Anlassergehäuse fummelte. Endlich hatte ich das Türchen offen, zog mit spitzen Fingern das winzige steckbare Flash-Speichermedium vor und ließ es in meine Hand fallen. Ich steckte es in die Hosentasche, nahm aus der Klappeninnenseite einen der vier Reserve-Speicher und schob ihn in den Rekorder. Dann stieg ich ächzend wieder auf Deck, klopfte imaginären Staub von Hose und Hemd und dankte noch mal für die Freundlichkeit.
    "No problem, man." Er konnte Englisch! Na, also. Ich grinste ihn an, rief Marisol, die noch immer staubsaugend in der Kabine stand, holte geschwind meinen Laptop von der Brücke und war eine Viertelstunde später mit ihr im Zimmer.
     
    Keine halbe Stunde später war ich ausgelaugt. Soviel Anspannung, und dann noch sexuell was bringen? Bin ja kein Übermensch. Marisol legte sich auf die Seite und schlief sofort ein, was eigentlich sonst meine Art war. Ich angelte das zigarettenstummelgroße USB Speicherchen aus meiner vorm Bett liegenden Hose, stand auf, griff meinen Laptop und ging aufs Klo. Die Erfahrung

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