Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aasgeier

Aasgeier

Titel: Aasgeier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
Vom Netzwerk:
den zweiten Stock und knipste in einem der oberen Zimmer das Licht an.
     
    Ich durfte nicht allzu neugierig sein. Ich wollte mich verpissen, unsichtbar machen, nichts wie weg. Also lief ich gebückt und auf Lautlosigkeit bedacht über den Strand in Richtung Klippe, drückte mich am Abhang entlang zur Höhlenöffnung hin, die in dieser Dunkelheit nur von jemandem gefunden werden konnte, der wusste, dass sie existierte. Nun hatte ich ja, abgesehen von seiner kürzlichen Unhöflichkeit, nichts gegen Macmillan, aber jeder, der nachts ohne Licht und mit abgestelltem Motor auf fremde Höfe rollt, hat etwas vor. Und ich wollte nichts damit zu tun haben, was immer es auch war.
    Die Höhle war stockfinster. Zum Glück erinnerte ich mich einer Ausbuchtung direkt hinter dem niedrigen Eingang, also kniete ich mich dort hin und schaute zum Haus herüber. Sollte jemand herumschnüffeln, könnte ich mich an die Höhlenwand drücken und hatte wenigstens eine Chance, nicht entdeckt zu werden. Ich wartete sicher eine Viertelstunde, bis jemand das Haus verließ. Er öffnete den Kofferraum, kramte darin herum, warf den Kofferraumdeckel zu und ging wieder ins Haus zurück. Zehn Minuten später kamen beide die Treppe hinab, verbrachten noch mal einige Augenblicke im Eingang und zogen die Haustür hinter sich ins Schloss. Sie stiegen in ihr Auto, die Scheinwerfer wurden eingeschaltet, das Auto wendete, und wurde davongefahren. Macmillan saß am Steuer – ich sah ihn deutlich in der Armaturenbeleuchtung. Neben ihm saß ein dicklicher Typ, derjenige, der etwas aus dem Kofferraum gesucht hatte. Sie fuhren zur Straße hoch. Ich lief ihnen nach und sah sie in Richtung Süden davonfahren.
     
    Seltsam. Was machte Macmillan hier? Ich ging zu meinem Zimmer zurück und schaute dort auf die Uhr. Halb zehn.
     
    Sie kamen gegen elf zurück. Ich hatte mich vorsichtshalber in die Höhle zurückgezogen. Bobby stellte sein Auto vor seinem Studio ab, und ich ging zu den beiden.
    „Mann, wo kommst du denn her?", fragte Bobby ängstlich, als er mich erkannte. Ich hielt den Finger vor den Mund und deutete mit dem Kopf auf die Höhle. Bobby kapierte sofort, Zorbian wusste nicht so recht, was los war. Der Fälscher nahm seinen Freund an der Schulter und steuerte ihn zum Abhang.
     
    Als wir in der Höhle standen, erzählte ich, was ich beobachtet hatte. Sie waren beide ebenso erstaunt wie ich, aber Bobby wusste sofort, was zu tun war. Er befahl uns beiden hier zu bleiben, während er die Haustür aufschloss und methodisch das Haus untersuchte. Nach einer guten Stunde kam er zurück und hielt Zorbian und mir die offene Hand unter die Nasen. Im Licht seiner kleinen Taschenlampe sahen wir etwas winziges Elektronisches, mit kleinen Fühlerchen und Streifen um den Bauch. Ich habe von Transistoren und Schaltkreisen nicht die geringste Ahnung, aber Bobby kannte sich aus. „Wanzen,“ wusste er, „im Telefon, in der Stehlampe, in Küchenschrank und Schlafzimmerwand.“ Zorbian fiel aus allen Wolken. Ich staunte. Bobby war sauer.
    „Erzähle mir noch mal genau, wer das war und wie die aussahen. Ich glaube nicht, dass ich einen davon kenne.“
    Machte ich, vorsichtshalber noch immer draußen. Zum Glück waren sie nur im Haus – Bobbys Werkstatt und mein Gästezimmer waren nicht betroffen. Ob Bobby alle Lauscher erwischt hatte war fraglich, aber es störte ihn nicht. „Wenn wir wissen, dass jemand mithört, dann müssen wir eben überall vorsichtig sein.“
    Zorbian rätselte, ob eine seiner alten Sünden nicht doch aufgeflogen war oder sich jemand auf einmal um sein nicht näher definiertes „Geschäft“ kümmerte, aber Bobby, der im Knast Dinge einschätzen gelernt hatte, winkte ab. „Hat mit dir sicher nichts zu tun. Eher mit mir oder unserem Freund hier,“ warf er mir einen schrägen Blick zu. Hatte ja recht – es war gut möglich, dass mich der FBI-Bulle nicht aus den Augen gelassen hatte. „Scheißegal,“ entschied Bobby. „Irgendwas haben die vor. Ich schließe die Wanze schnell wieder an, und dann müssen wir uns eben so verhalten, dass sie meinen, wir hätten ihre Dinger nicht entdeckt.“
    Die beiden knorrigen Knaben machten ein großes Ankunftstheater, mit Rufen, Herumtrampeln und Gelächter. Ich blieb ruhig – Macmillan sollte nicht wissen, dass ich hier war. Wenn er´s nicht schon wusste.
     
    Der FBI-Bulle. Kam mir doch schon im Delta komisch vor. Warum wurde ich den plötzlich nicht mehr los?
     
     
     

 
     
     
    19 Cops und

Weitere Kostenlose Bücher