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Aasgeier

Aasgeier

Titel: Aasgeier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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heranholen. Das weiß im Kapitalismus jedes Kind.
     
    Als Bulle, der er dann wurde, sobald er endlich den Highschool Abschluss geschafft hatte – drei Jahre später als ich, aber er war schon immer gründlich - als Bulle war er der Terror der Kleinstadt. Nachts besoffen heimgefahren? VanDeKamp sprang hinterm Baum hervor und wedelte mit den Handschellen. Als Metzger oder Lebensmittelhändler die Waage präpariert? VDK kam mit geeichten Standardgewichten an. Den Nachbarn bedroht? VanDeKamp schleppte das Überfallkommando an, mit Hunden, Scharfschützen und Fernsehen im Gefolge.
    Als ich Radiorocker war und das Ende der Kleinstadt-Karriereleiter längst erreicht hatte, wurde Milt VanDeKamp zur Überraschung aller Detektiv. Das wurden nur die Cleversten; kein Mensch hatte Milton je als cleveren Bullen bezeichnet. Stur, ja. Beharrlich, natürlich. Verbissen, würde manch einer sagen. Aber nicht auf Zack. So machte Milton weiterhin Karriere, durch Sturheit und Unbeirrbarkeit. Auf Gerechtigkeit pfiff er, wenn er nur Fakten sammeln und deren Auswertung der Staatsanwaltschaft überlassen konnte.
    In Pismo munkelte man, dass Detective VanDeKamp einem kleinen Handgeld nicht abhold war; dass sich schon manch einer durch einen Obolus aus einer peinlichen Geschichte gerettet hatte. Aber nie wurde angeklagt oder nur offiziell zur Kenntnis genommen. Milton VanDeKamp hätte auf seinem Karrierepfad bis zur Pensionierung weitermachen können. Doch dann der überraschende Abschied, von dem ich erst durch Winston gehört hatte. Und das neue Leben als Nobelwirt.
     
    „Ich kenne Milt nicht mehr; und unser Besuch vor ein paar Tagen war mir irgendwie peinlich. Ich weiß eigentlich nicht, was Ignacio damit bezweckte.“
    „Ignacio ist ein mit allen Wassern gewaschener Hund – der hatte seinen Grund, glaube mir. Ich rufe ihn auch noch an, ehe ich mich auf irgendwas einlasse. Aber deine Story ist interessant. Man traut ihm so ein Drogenbossdasein nicht zu. Und doch bin ich überzeugt, dass er dahintersteckt.“ Winston war verstört. Offensichtlich. Wusste nicht so recht, was tun. „Wie ich", meldete ich traurig. „Ich bin auch nicht sicher, was ich tun muss, um mich aus meinem Loch herauszubuddeln.“
    „Komm mit runter nach Oxnard. Ich bringe dich wieder her. Bleibe einen oder zwei Tage mit uns.“
    Überlegte ich mir. Mal sehen.
    Während wir am Highway entlanggingen und Gefahr liefen, von Lastwagenanhängern weggepustet zu werden, fragte er ob ich von Misty gehört habe. „Nee, immer noch nicht. Die wollte sich bei Ignacio melden, hat sie aber bis jetzt noch nicht.“
    „Und du hast keine Ahnung, wo sie stecken könnte?“ Er glaubte nicht dass ich ihm die Wahrheit sagte.
    „Keine Ahnung. Seit dem Abend vor unserem Brand habe ich nichts mehr von den beiden gesehen. Solange sie noch Geld haben, ist´s ja in Ordnung. Aber soweit ich weiß sind sie auch nicht sehr flüssig. Genau wie ich. Ich meine, es reicht, aber irgendwann läuft die Kohle aus.“
    „Deshalb solltet ihr euch bald zusammentun.“
    Stimmt. Es drängt wirklich. Auf einmal kommt alles zusammen. Ich fahre doch nicht mit nach Oxnard. Bleibe lieber hier und versuche, irgendwo einen Anfang zu finden. Was er auch gut fand.
    Unser Sheriff stand vor seinem Büro und schaute uns zu, als wir ihm entgegenkamen. Schwarze Menschen mit Dreadlocks sah er hier auf dem Land nicht oft. Sein Gesichtsausdruck gefiel mir nicht.
    „Gentlemen?“ begrüßte er uns. Unsere Bullen sind immer superhöflich. Weil sie sonst verklagt werden können, und Bürgerklagen machen in der Personalakte einen schlechten Eindruck.
    „Sheriff!“ strahlte ich und streckte meine Pfote aus. „Ich bin Axel Madonna, Gast der Witwe Holloran, und mein Freund Winston besucht mich gerade hier in der Wüste.“ Er freue sich sehr, sagte er mit Pokergesicht und blickte uns beiden tief in die Augen. Fand wohl nichts, weil er schlagartig das Interesse verlor. Er hatte vergessen, Winston die Hand zu geben.
    Wir gingen weiter, wollten gerade um die Ecke biegen, als einer mit Donnerstimme „he!“ brüllte. Ich drehte mich um. Der Sheriff stand vor seinem Büro und winkte uns zu sich heran. Wir drehten also um und gingen zurück.
    „Wie heißen Sie noch mal?", wollte er wissen.
    „Madonna", sagte ich. „Axel Madonna“
    „Zeigen Sie mal Ihren Führerschein.“
    Hoppla. Den hatte ich natürlich nicht dabei. Ich hatte überhaupt nichts dabei. „Fragen Sie doch schnell den Rodriguez nebenan. Der kennt

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