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Aasgeier

Aasgeier

Titel: Aasgeier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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mir immer gewünscht.“
    War das ein Angelhaken, den sie heraushängte, um zu sehen, ob ich anbeiße? Ich freute mich über meinen Sohn, sagte ihr das auch und versprach, bald wieder anzurufen. Sie könne mich immer über meinen besonderen Freund erreichen, sagte ich ihr. Sie wusste schon, wer gemeint war.
     
    Dann rief ich Winstons Privatnummer an und hinterließ meine Telefonnummer mit Uhrzeit und dem Versprechen, noch eine halbe Stunde erreichbar zu sein. Er rief nicht an. Also kaufte ich mir ein paar Kleinigkeiten. Zahnbürsten, Creme, Seife. Was man eben so braucht und gern vergisst, wenn´s eilt. Dann rief ich noch mal Winston in Jamaica an. Diesmal nahm er ab.
    Ich erzählte ihm die Geschichte mit den drei Typen von Perez. Er hatte geahnt, dass was mit denen und mir war. Doc hatte ihn angerufen, nachdem Ignacio wegen der Typen gefragt hatte. Jedenfalls freute er sich, dass sich die Sache so „elegant“ erledigt hatte. Sagte er. Elegant. Ich konnte den einen nicht vergessen, in dessen tote Augen ich geblickt hatte.
    „Ich komme mit meiner Geschichte einfach nicht weiter", erzählte er, wollte aber nichts Näheres am Telefon sagen. Er würde nächste Woche wieder in Kalifornien sein. Ob ich ihn treffen könne? „Klar, und wenn Misty und Rick bis dahin hier sind, könnten wir uns ja alle irgendwo zusammensetzen.“
    „Würde ich furchtbar gern tun. Vielleicht auf der Jacht vom Doc?“
    Warum nicht. „Behalten wir´s im Auge.“
    Er ließ Ignacio grüßen, fragte mich noch unvermittelt nach Macmillan, ob ich den in den letzten Tagen gesehen hatte, was ich zum Glück verneinen konnte, und versprach dann ein Treffen in der nächsten Woche. Ich fuhr wieder ins Kloster.
    Als ich vom Freeway abbog, fuhr gerade ein dunkelblaues Auto auf den Parkplatz neben der Kirche. Ich sah nur das Dach, hielt aber vorsichtshalber mal an. Dann tauchte ein Kopf überm Dach auf, gleich danach noch einer. Ich erkannte Macmillan von hier, und ich nahm an, dass der andere Hartman gehörte. Dem streng blickenden Macmillanboss, dem Mann, der unangenehme Assoziationen mit Gulag und treibendem Schnee weckte.
     
    Mit Macmillan und seinem Chef wollte ich nichts zu tun haben. Mir war noch die Ohrfeige zu frisch im Gedächtnis, die mir Macmillan ohne aus der Ruhe zu kommen klatschte. So einer ist bei seinem alten Kumpel Ignacio richtig. Ohne mich. Und da schlich sich schon wieder dieses grüne Misstrauen ein. Was verband Ignacio wirklich mit Macmillan? Was hatte mir der Priester nicht erzählt?
     
    Ich fuhr die Abfahrtsrampe rückwärts wieder hoch, bis ich auf der nach Norden führenden Fahrbahn weiterfahren konnte. Bei der nächsten Ausfahrt, zwei Kilometer weiter, bog ich ins Dorf ab und beobachtete von der schmalen Wohnstraße am Hang unterhalb des Freeway aus das Macmillanauto.
    Ich wartete fast eine Stunde, bis sie wieder aus der Mission kamen, Ignacio im Schlepptau, alle drei einstiegen und Richtung Paso verschwanden. Dann fuhr ich hinunter, lief in mein Zimmer, packte meine Klamotten, legte einen Zettel auf den Tisch, der Ignacio wissen ließ, dass ich schnell weg musste und ihn in den nächsten Tagen anrufen würde, und war verschwunden. So blitzartig hatte ich mich selten verabschiedet.
     
    In Santa Barbara fand ich eine ordentlich aussehende Pension in der Stadtmitte, mietete mich bis zum Wochenende ein und stellte mein Auto gegen horrende Gebühr im Parkhaus am Kunstmuseum ab. Dann setzte ich mich auf die Dachterrasse der Stadtbibliothek und rief vom öffentlichen Telefon Ignacio an.
    „Mensch, wo bist du denn?“
    „In Bakersfield. Ich wollte dir Bescheid sagen, aber du warst nicht da, und ich musste unbedingt jemanden treffen.“
    „Quatsch, lüg nicht. Du hast spitzgekriegt, dass mich Macmillan besucht, und bist vor lauter Muffensausen ab. Ich kenne dich doch.“
    Ich wollte empört verneinen, aber er schnitt mir das Wort ab.
    „Macmillan und sein Kumpel waren da und wollten von mir wissen, wo Bobby und Zorbian sind. Natürlich habe ich denen nichts gesagt. Aber Hartman hat sich verquatscht, hat zugegeben, dass sie im Laufe der Drogenuntersuchung gegen eine Bande in der Gegend auf Zorbians kleine Nebeneinnahmequelle gestoßen sind. Ich habe mich natürlich furchtbar gewundert, ach quatsch und ist doch nicht möglich gesagt, aber die beiden Bullen wissen ganz genau, was sie dort in den Bergen treiben. Und Macmillan war plötzlich stinksauer auf mich, weil ich ihn und seinen Chef auslachte. Also bin ich mit denen

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