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Aasgeier

Aasgeier

Titel: Aasgeier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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mitgefahren, weil sie mir zeigen wollten, wo Zorbians Plantage ist. Ich war natürlich vom Donner gerührt, habe laut und lange bezweifelt, dass die beiden alten Männer so eine Sache auf die Beine stellen, aber ich habe nichts erreichen können. Jetzt meinen sie natürlich, du bist auch beteiligt.“
    „Scheiße. Auf mich hat´s der Macmillan sowieso abgesehen, und ich weiß nicht warum.“
    „Ich habe einen Verdacht. Komm wieder her, Jon. Wir müssen zusammenhalten. Das weißt du auch. Allein sind wir denen ausgeliefert.“
    Er hatte recht. Allein waren wir machtlos. Aber ich hatte solch einen Schiss, von Ignacio verarscht zu werden, dass ich noch nicht so recht zurück wollte. Also bin ich auf den Dreh verfallen, nach Sacramento hochzumüssen, um meinem Sohn beizustehen, dem die Trennung nicht zusagte. Er fraß es. „Aber du bist wieder hier, wenn Misty kommt, oder?“
    „Klar, bin ich. Am Sonntag schon, nehme ich an.“
    Was ihn zufriedenstellte. Jedenfalls tat er so.
    Ich mietete mir ein Fahrrad in Santa Barbara, fuhr damit an den Strand, lag im Sonnenschein zwischen Pennern und europäischen Touristinnen, die sich nicht mal trauten, den Büstenhalter straffzuziehen, weil sie sonst bekanntlich verhaftet würden und im amerikanischen Imperialistenknast verschwinden.
    Ich verbrachte zwei herrliche Tage mit meinem Laptopcomputer, ging auf ein paar Stunden in den Zoo, der an den Strand angrenzt und die vermutlich verwöhntesten Viecher der Welt beherbergt (und die verwöhntesten Leichen der Welt liegen gleich gegenüber, mit hübschem, leider verschwendetem Blick auf Meer und Unterstadt), ging abends ins Konzert und die State Street entlangsaufen, und erholte mich prächtig.
    Meinem Kleinen ging´s gut, meiner Freundin ging´s prächtig, ich versprach beiden ein baldiges Wiedersehen, und im Handumdrehen hatten wir Montag. Die Wochenend-Sommerfrischler waren wieder in Los Angeles, die Touristen fuhren nach Las Vegas, Death Valley und in den Grand Canyon, und ich haute in Richtung San Miguel ab.
    Ignacio hatte am Sonntagabend vorgeschlagen, dass wir uns in Pismo zum Mittagessen treffen, aber ich wollte nicht unbedingt dorthin, wo mich alles kennt. Misty hatte ihn wissen lassen, dass sie am späten Nachmittag eintreffen würde, und er hatte ein weiteres Bett in eine der unbenutzten Klausen bringen lassen, falls sie länger blieben.
    Ich war gespannt wie ein Flitzebogen. Seit wir uns das letzte Mal sahen, war uns die Bude abgefackelt worden und wir drei bis auf kümmerliche Reste Pleite. Mal sehen, wie sie dazu stehen, wie sie sich verhalten. Trotz prima erholtem Nervenkostüm traute ich momentan keinem.
     
    Sie nahmen ihr Schicksal locker hin, muss ich sagen. Big smile, viele Küsse und Umarmungen, Rick wischte eine Machoträne aus dem Augenwinkel. Ich staunte; gut sahen die beiden aus, braun gebrannt und gut genährt. Wenn die in den Spiegel schauten, hatten sie Grund zu lächeln.
     
    Vorsicht, Junge! Nicht schon wieder böse Sachen vermuten. Bleib aufgeschlossen. Also freute ich mich auch, war ebenso aufgeregt wie Misty, und trug einen der vielen Koffer hinterher.
    Wir saßen nach dem Abendessen im Garten und erzählten. Sie hatten die vergangenen sechs Wochen in Florida verbracht, waren ein paarmal in Kalifornien, einmal hatten sie mir die Aufzeichnungen hinterlassen. Misty lachte sich über unsere Dummheit schief.
    „Ist doch so was von einfach; wenn ihr wenigstens wie normale Menschen auf Geld scharf wärt, hättet ihr sofort geschnallt, worum es geht und wo es liegt.“ Und zeigte mir innerhalb weniger Minuten, wo Banknamen, Anschriften, Kontonummern und Beträge zu finden waren. „Ich habe dich doch vor langer, langer Zeit Unterschriftsblätter ausfüllen lassen, das wirst du ja noch wissen.“
    Klar, ich erinnerte mich.
    „Was meinst du, wozu die gut waren? Damit du an die Kohle kommst, auch wenn es mich nicht mehr geben sollte“, wobei sie, typisch Misty, kräftig gegen die Tischplatte klopfte, nachdem sie sich versichert hatte, dass es sich bei der Platte um echtes Holz handelte.
    „Na, also, dann sind wir ja noch flüssig, oder?“ freute ich mich.
    Sie nickte etwas betrübt. „Flüssig, ja, aber lange nicht mehr so wohlhabend wie noch vor ein paar Monaten. Rick hat die ganze Zeit versucht, herauszubekommen, wer uns beklaut hat, aber das hat wohl noch nicht geklappt.“
    Rick nickte. „Ich komme nicht weiter. Die haben das sehr clever angefangen. Ich kann die Transaktion bis zu einer Adresse in

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