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Aasgeier

Aasgeier

Titel: Aasgeier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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Ignacio sprang in die Bresche.
    "Herr Gonzales, ich glaube, wir sollten jetzt nicht darüber sprechen. Vielleicht später. Zunächst braucht mein Freund Ihre Hilfe. Erst mal müssen wir zusehen, dass nicht noch mehr passiert."
    Er verstand, der kleine Dicke. Winkte ab, setzte sich zu uns und murmelte "natürlich, natürlich." Dann drehte er sich zu mir.
    "Was kann ich tun?"
    Ich wusste es nicht genau. "Ich brauche ein paar Wochen absolute Ruhe, wo ich nicht erkannt werde, wo ich nicht ans Telefon gerufen werde und wo ich überlegen kann, warum ich in einer Lage bin, die ich noch gar nicht abschätzen kann." Im Verarschen war ich schon immer groß. Eigentlich hätte ich ihm sagen können, dass er mir hier auf seiner Ranch ein Zimmer gibt und stillhält, aber so geradeheraus war ich noch nie. War auch gut so.
    "Ich habe genau das Richtige. Ein sehr kleines Hotel in einer winzigen Stadt im Delta, drei Stunden nördlich von hier. Da kommt kaum ein Fremder hin. Dort sind Sie unbehelligt."
    "Spitzenklasse", strahlte Ignacio. Er sprang auf und haute Herrn Gonzales die Priesterpranke auf den Rücken. Der Ärmste wusste nicht so recht, wie ihm war, aber er lächelte sicherheitshalber seinem Berater in religiösen Angelegenheiten zu.
    "Gonzales hat ein Hotel mit Restaurant in Locke gekauft, dieser Chinesenstadt im Sacramento Delta. Da wird nur geangelt, gefaulenzt und fremdgegangen - mehr ist da nicht los. Ideal für einen, der sich mal grundlegend über den Lauf seines Lebens klar werden will. Genau das Richtige für dich", meinte er, und Gonzales schien richtig froh, den Vorschlag gemacht zu haben.
    "Für Sie ist es natürlich nicht teuer - ich gebe Ihnen den besten Preis, den ich einräumen kann, ohne gleich Geld zu verlieren", versprach er, und ehe ich mich freuen konnte, meinte Ignacio, umsonst wäre genau richtig. "Betrachten Sie es als gottgefälligen Abschlag Ihrer ohnehin unverschämten Provision für die Vermittlung von Jons Hotel und seines mexikanischen Grundstücks", ermahnte der Priester, und der arme Sünder erschrak darüber, dass Ingacio schon wieder alles wusste. Doch er fügte sich. Einwandfrei.
     
    Herr Gonzales musste sich um seine Geschäfte kümmern, versprach aber, seinen Hotelmanager anzurufen und Bescheid zu sagen. Die flotte Señora Guadalupe Gonzales, genannt Lupe, war schon wieder irgendwo im riesigen Bau verschwunden, also griff Ignacio meinen Arm und führte mich hinaus, zum Feld hinterm Stall. Er setzte sich in den Schatten einer ausladenden Goldeiche, ich ließ mich ächzend neben ihm nieder. Ich hatte wirklich eine anstrengende Woche hinter mir, und der Bewegungsmangel auf dem Kahn half auch nicht. Nichtmal was zu trinken hatte ich dabei, was ich dem Priester auch sagte.
    "Ich habe mich schon gewundert - du scheinst deine guten Vorsätze vergessen zu haben, was?"
    Aua. "Habe ich, aber schau mal - erst haut die Alte ab, dann brennt die Bude. Wer soll da noch trocken bleiben?"
    "Lüg nicht", wies er schroff meinen Einwand ab. "Du hast Schiss. Du hast schon lange Angst, dass es dir an den Kragen geht. Misty hat sich schon vor Monaten erkundigt, was sie dagegen tun könne. Aber ich kann dir da nicht helfen, ebenso wenig wie sie das konnte. Was ich ihr auch sagte. Wenn du meinst, dass du wieder schlucken musst, dann ist das deine Sache. Obwohl ich, ehrlich gesagt, dafür kein Verständnis habe. Hab dir mehr Entschlossenheit zugetraut."
    So eine Scheiße, die der daherfaselt. Man sollte meinen, ich sei Säufer. Dabei trinke ich halt ab und zu einen Schluck, damit ich mich wieder abrege. Blödmann.
    Er lehnte sich gegen den knorrigen Stamm der Eiche und schaute übers Feld. "Was hast du vor?"
    Gute Frage, Hochwürden. Was habe ich vor? Außer weiterleben war im Moment nichts Genaues geplant. Er nickte wieder schlau, als ich ihm das sagte.
    "Problem ist, dass wir nicht wissen, wer´s war. Und dass wir deshalb keine Ahnung haben, was der- oder diejenige noch vorhat. Also müssen wir erst mal rausbekommen, wo dein Geld ist. Weil sich dann auch ergibt, wer für das Feuer verantwortlich war. Und was sonst noch geplant ist".
    Er hatte natürlich recht. Alles andere war in die hohle Hand gewichst.
     
    Während Ignacio in eine Art Dämmerschlaf verfiel, überlegte ich hin und her, wie man das nun am besten anfing, kam aber zu keinem Ergebnis. Mein Instinkt sagte mir, dass ich mich möglichst unsichtbar machen sollte. Und dass ich mich nicht unbedingt auf jemanden verlassen könnte. Ich musste an den Anwalt

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