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Aasgeier

Aasgeier

Titel: Aasgeier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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Übernachtet wird in jeweils einem anderen Hotel, die Hauptmahlzeit an Land eingenommen, Sie müssten nur für kleinen Proviant sorgen und die geplanten vier Tage möglichst unspektakulär durch die Gegend fahren. Die Herren zahlen gut!“
    Ich war hellwach. Keine schlechte Sache. „Und wann wäre das?“
    „Nächsten Sonnabend, so gegen Mittag. Vier sehr wichtige Herren, vier andere Herren, die darauf Achten, dass es den vier Very Important Persons an nichts fehlt. Sie müssen mir garantieren, dass weder Schnaps noch Sprit ausgehen, ansonsten brauchen Sie nicht viel Vorsorge treffen. Eine Woche Charter, zwölftausend Dollar.“
    Das ist ein Wort. Zwölf Mille. Davon kann ich ein halbes Jahr leben, wenn´s sein muss.
    „Mache ich, Herr Gonzales. Sie lassen mich wissen, wo und wann. Rufen Sie mich auf meinem Mobiltelefon an“, – ich gab ihm die Nummer –, „und ich fahre heute gleich zur Werft, um noch ein paar Dinge einbauen und reparieren zu lassen.“
    Gonzales schien ganz happy, ich war hellwach, und ein paar Stunden später legte ich schon in Stockton an, bei der Sportbootwerft, die dort das Geschäft mit Anglerausrüstungen macht. Jetzt, im Juni, war die große Stille eingekehrt. Die Bootsbesitzer hatten alle den Winter über arbeiten lassen und soffen sich jetzt durch den langen, faulen Sommer, also kam ich gleich dran.
     
    Die Radaranlage musste instand gesetzt werden, an Komfort mangelte es dem alten Fischdampfer deutlich, und die Aufbauten sahen verdammt mitgenommen aus. Fünftausend Dollar, meinte der Boss, womit ich ja gerechnet hatte. Ich zeigte das Bare und verneinte die vorsichtig gestellte Frage nach einer Quittung. Zimmerleute, Elektroniker, Polsterer und Maler wurden telefonisch zusammengetrommelt und waren auch blitzartig auf der Werft, vermutlich heilfroh, im Sommer Arbeit zu bekommen. Gegen Abend war schon einiges geschafft. Noch zwei Arbeitstage, meinte der freundliche Werftbesitzer, und die Sache sei geritzt. Ich suchte mir also ein Motel und rief Marisol an.
     
    Die war fast noch aufgeregter als ich. „Klar, komme ich mit. Keine Frage. Ich habe vorhin vorsichtshalber mal vorgefühlt wegen einer Woche, und meine Chefin hat überhaupt nichts dagegen. Wenn ich nun am Sonnabend schon wegbleibe, ist das fast wie Montag, mit dem sie ja rechnet. Also kein Problem.“ Ich sagte ihr, dass ich in drei Tagen spätestens wieder in Locke sein würde. Sie war einverstanden. Fast wie eine Ehe.

 
     
     
    08 Geier
     
     
    Wir standen früh auf, weil ich noch mal das Wichtigste überprüfen wollte, ehe die Passagiere antanzten. Sonnabend, der 19. Juni, und das Delta war voller Wochenendkapitänen.
     
    Mittwoch Nachmittag war ich wieder in Locke angekommen, nachdem die Werft wirklich eine fabelhafte Leistung hingelegt hatte. Die "Miss Lucky" hieß nun offiziell so, der Werftmensch hatte seine Beziehungen spielen lassen und mir sehr unbürokratisch eine kalifornische Sportschiff-Zulassung verschafft, komplett mit Namenseintrag und neuer Kennnummer der U.S. Küstenwache. "Suerte Loca" gab`s nicht mehr, was höchstens meinem Sohn leidtun würde, aber ich fühlte mich jetzt viel sicherer.
     
    Kapitänskabine, Kajüte und Kombüse glänzten frisch gestrichen, die Aufbauten hatten eine dünne neue Lackschicht bekommen, das Bordradar zeigte seit Langem erstmals zuverlässig an, frische Beschläge an Deck und auf der Brücke glänzten und der ganze alte Pott wirkte nun wie ein zu groß geratener Kabinenkreuzer.
     
    Wir hatten tags zuvor noch Sprudel, Schnaps, Wein, Bier und jede Menge Chips und Salsa besorgt und unter Deck verstaut. Neues Deckgestühl und ein großer, runder Picknicktisch wirkten wenig nautisch, aber ich musste immerhin acht Leute unterbringen und die passten nicht alle in die Kajüte. Also sollten sich die dienstbaren Herren auf Deck aufhalten. Ein sehr breiter Sonnenschirm steckte in der Tischmitte, einen der Köderkästen am Heck hatte ich zur Kühltruhe ausschlagen lassen. Würde schon gehen.
     
    Kurz vor Mittag fuhren zwei ellenlange schwarze Lincoln Limousinen vor, und acht Herren entstiegen ihnen. Vier der Herren waren recht beleibt, die vier anderen sahen mir sehr nach ehemaligen Hockey-Torwarten aus. Mein Magen verkrampfte sich, aber die Miene blieb heiter. Ich streckte die Pfote aus, murmelte etwas von Willkommen, und die Dicken gaben alle artig die Hand im Vorbeigehen und schauten dabei höflich weg. Dafür schauten die Torwarte umso genauer hin. Marisol stand auf der

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