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Aasgeier

Aasgeier

Titel: Aasgeier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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Flugzeuges sein, weil das eine supermoderne, so gut wie abhörsichere Kommunikationseinrichtung hatte. Klar, warum nicht? Uns war´s recht. Um zehn. Im Flughafenrestaurant, oder was dafür galt.
     
    Mister Patel war wie gewohnt wach und bedauerte unsere bevorstehende Abreise. Wir auch. Ob wir vom Mord gehört hätten? Nein, hatten wir nicht, und müde waren wir auch. Also Gute Nacht.
     
    Ignacios Käfer klapperte hinter mir her. Die Sonne stach schon mächtig herunter, die zweispurige Straße war einigermaßen belebt und um genau zehn Uhr hielt ich vor der flachen Baracke, die hier als Restaurant herhalten musste. Winston war schon da - als wir durch die Schwingtür traten, hörten wir sein röhrendes Lachen, dazwischen das eindeutig verliebte Kichern einer Frau. Die sich als blutjung, milchkaffeebraun und betörend herausstellte. Winston hatte sie in seine Arme genommen und hielt sie uns entgegen. „Siehst du, was ich meine? Habe ich recht, oder habe ich recht?“ fragte er sie in überlautem Flüsterton, und sie prustete wieder los.
    Ich grinste die beiden an und setzte mich an den großen Ecktisch, auf dem Winstons Tasche und ein Ordner lagen. Ignacio schaute sich die Dame von Nahem an, warf mit gerunzelten Brauen und abweisender Miene einen abschätzigen Blick auf Winston, was den Heiterkeitsquotienten der beiden schlagartig erhöhte, und ging aufs Klo. Aus der Durchreiche schaute der Koch auf die ungewohnte Fröhlichkeit, und in der hinteren Ecke saßen wieder mal Winstons beide Krähen. Stumm, verzogen keine Miene, beobachteten alles und taten, als ginge sie die Welt nichts an.
    Winston stellte die junge Frau wieder auf die Füße, gab ihr einen sehr unkalifornischen, altmodischen Klaps auf den Hintern, und setzte sich zu mir.
    „Na, gut gepennt?“ Er war in höchst aufgeräumter Stimmung.
    „Prima. Du auch, hoffe ich.“
    „Ich bin hierher zurückgefahren, ein paar alte Freunde besuchen. Kurze Nacht, aber gute Nacht.“ Er sagte nicht, ob die junge Dame zu seinen alten Freunden zählte, aber ich schätzte, dass es so war.
    „Mensch, Winston, als du noch hier wohntest, war die doch höchstens dreizehn!“ Ich mochte ihn ja gern, aber der Gedanke, dass der riesige Kerl sich mit solch einem Kind herumtrieb, störte mich furchtbar. Hört sich ja schlimm an, aber „herumtrieb“ war der einzige anständige Ausdruck, der mir dafür einfallen wollte.
    „Fast vierzehn.“ Winston lehnte sich in seinen Stuhl zurück. Er schaute mich dabei genau an. Als ich gerade loslegen wollte, drückte seine mächtige Pranke meinen Mund zu, und er winkte die Kleine heran. Ignacio trat gerade aus der Klotür.
    „Freunde", begann der Jamaikaner in feierlichem Ton, „ich möchte euch Laetitia vorstellen. Laetitia ist gestern achtzehn geworden, arbeitet in den Schulferien und nach der Schule hier im Restaurant ihrer Mutter, und ist eine meiner Töchter. Nicht die jüngste, aber die hübscheste.“ Die Kleine knickste, grinste (ganz der Alte, auf einmal) und behauptete, sie freue sich. Dann gab sie dem Winston einen fröhlichen Klaps auf die Schulter und marschierte Richtung Küche. Die Gedanken der drei Herren, die ihr nachschauten, waren so unschuldig wie Neuschnee.
    „Hättest auch was sagen können,“ grummelte Ignacio, der sich zu Recht an der Nase herumgeführt fühlte. Winston wollte offensichtlich den Zorn des heiligen Mannes nicht wecken, also enthielt er sich der Antwort. Aber er zeigte mir sehr freundlich das Gebiss.
    „Weißt du was neues von Julie?", wollte ich schon seit gestern fragen.
    „Lebt in Ventura, spielt Hausfrau, und weiß hoffentlich nicht, dass ihr Kerl ein Gangster ist.“
    War wohl allgemein bekannt, dass sie in Ventura lebte. An der Küste, so ziemlich halbwegs zwischen Pismo und Los Angeles. Ich kam mir vor wie der typische Gehörnte, der seine Situation erst schnallt, wenn das ganze Dorf schon Bescheid weiß.
    „Hat mir Ignacio erzählt“.
    „Hat er von mir,“ klärte Winston auf. Ach so. Klar.
    “Aber was macht sie genau? Geht´s ihr gut?“
    „Scheinbar. Sie wohnen noch nicht lange dort. Vorher waren sie in Tijuana – hat mir einer erzählt, der bei den Solano Brothers ein hohes Tier ist. Und für die arbeitet der Perez. Hat angeblich Beziehungen zu einem, der ein hohes Tier in Washington sein soll.“ Ich kapierte momentan nicht. „Der Stecher. Dein Nachfolger. Perez. Aus irgendeinem Kaff an der Baja-Küste, hat in Tijuana Karriere als Drogenpusher und Auftragskiller gemacht,

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