Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aasgeier

Aasgeier

Titel: Aasgeier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
Vom Netzwerk:
stiller, ich verlor die Ehrfurcht und begann, mich über den Herrn zu wundern. Sprach er so mit seinen kleinen Patienten? Wie unterhielt er sich im Kollegenkreis? War das eine Marotte, oder bemühte er sich um Volksnähe? Hipness, gar? Tourette?
    Wir spazierten durch den Garten, setzten uns an einen runden Gartentisch unter einem wunderhübsch bewachsenen Lattendach, und warteten auf Getränke.
    „Jeff und ich haben uns über dein Problem unterhalten.“
    Na, Gott sei Dank. Ich wunderte mich schon, was ich hier eigentlich sollte.
    „Stellt sich heraus, dass er den mexikanischen Herrn kennt. Jedenfalls vom Sehen. Stimmt´s, Doc?“
    Der nickte. „Son of a bitch wohnt gleich um die Ecke. So nah, dass ich seine verfickte Blasmusik dauernd mit anhören muss. Der Hurenbock dreht den Scheißdreck derart laut auf, dass ich schon die Cops geholt habe. Aber die Wichser tun ja nichts.“ Erzählte er im netten Plauderton. Was sicher interessant war, mir aber nicht viel Neues sagte. Außer, dass Julie nun wohl laute Musik mochte.
    „Der Scheißkerl lebt ganz offensichtlich von illegaler Tätigkeit, was ich den Drecksbullen klargemacht habe. Aber denen geht alles am Arsch vorbei. Solange der sich unser Dorf leisten kann und seine Nase sauberhält, haben die nicht die Cojones, dem die Eier lang zu ziehen, die Arschlöcher.“
    Zweimal Eier und ein Arschloch in einem Satz. Ich war doch beeindruckt.
    Winston lehnte sich zu ihm herüber. „Ihr müsst wissen, dass mein Freund, der Doktor, ein kleines Nebeneinkommen hat. Und dass der Perez dabei ist, ihm in die Suppe zu spucken. Ohne allerdings zu wissen, mit wem er es aufnimmt.“ Der Weißhaarige nickte. „Winston und ich haben seit Jahren ein gutes Arbeitsverhältnis, aber ich lasse mich natürlich nicht mit Ware oder bei Abnehmern blicken. Wäre ja noch schöner.“ Na also, ein nichtvulgärer Satz! Konnte er´s also doch. „Nun meint dieser Hurenbock“, schade, „dass er in unsere hübsche kleine Strandkolonie kommen und unseren gepflegten Lebensstil versauen kann. Schüler mit Billigangeboten an sein verficktes hartes Zeug gewöhnen kann. Ich vermittele gutes Zeug, das beruhigt und beflügelt, das Kids und ihren Eltern hilft, der Hektik zu entfliehen. Für mich ist der Wichser ein gewissenloses Schwein, weil er mit seinem Scheißzeug Abhängigkeit, Verbrechen und Gewalt verkauft. Und schaue dir nur mal an, was für Typen neuerdings hier herumlaufen. Die ganze Gegend ist versaut. Deshalb traf mich Winston mit der Geschichte von deiner Frau und diesem Arschficker gerade in der richtigen Verfassung.“
    Aua. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. War der Kerl verdammt noch mal ein Drogendealer. Ein Großhändler, gar. Und erzählte das so unbekümmert, als spräche er von Hustensaft. Ich holte tief Luft, aber Winston wischte mit einer Handbewegung jeden Erwiderungsversuch beiseite.
    „Interessant war für mich die Story mit den Bankkonten. Die musst du mir noch mal genau erzählen. Denn nur übers Geld kann man den Scheißkerl drankriegen,“ wusste der Doktor, „und nur übers Geld werden seine mexikanischen Bosse dafür sorgen, dass seine Karriere bald endet. Ich habe da ein paar Gedanken entwickelt, die wir vier vielleicht nach dem Abendessen mal bequatschen können.“
    Ignacio war nach wie vor stumm. Ich wusste nicht so recht, wie ich mich verhalten sollte. Der Arzt war mir inzwischen arg suspekt geworden – mit solchen Typen hatte ich bisher nicht viel Glück gehabt. Obwohl Winston, streng genommen, auch zu den „Typen“ gezählt werden musste, aber Winston war ein völlig anderer Fall. Der war alter Freund, der hatte mich aus den schlimmsten Situationen gerettet, damals, als sie ihn statt mich verhafteten, als sie auf ihn schossen und mich treffen wollten. Winston vertraute ich mit meinem Leben. Wie Ignacio auch. Der dreifache Präsidentennamensträger dagegen, dieser fluchende Promovierte, was ging der mich an? Ich hatte auch nicht die geringste Absicht, ihm durch meine missliche Lage auszuhelfen. Sein Drecksgeschäft noch zu fördern. Das musste Winston verstehen. Ich hoffte, bald mit ihm allein zu sprechen. Ohne Doktor.
     
    Wir kippten den Rest unserer Cocktails, als der Butler meldete, dass in einer Viertelstunde aufgetischt würde. Doktor Jeff führte uns zu einer am Kai vertäuten Jacht, die gut doppelt so lang war wie mein Trawler. Wir legten ab und waren zehn Minuten später auf offener See.
     
    Der Diener hatte im Speisesaal gedeckt. Räucherlachs

Weitere Kostenlose Bücher