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Aasgeier

Aasgeier

Titel: Aasgeier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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eigentlich nur ein kleiner Fisch – der hat sein bisschen Geschäft gemacht und war zufrieden, wenn er wieder mal Geld verbuddeln konnte, von dem seine Alte nichts wusste. Aber ihr Neuer ist ein ganz gefährlicher Hund. Der hat große Pläne, und er führt sie auch aus.“ Winston lehnte sich zurück. „Du kennst ihn. Der war mal Bulle in deinem Heimatkaff am Meer, hat sich letztes Jahr in den vorzeitigen Ruhestand versetzen lassen, und hat seither die Seite seiner reichen Freundin nicht mehr verlassen. VanDeKamp heißt er.“
    Mir fiel die Kinnlade auf die Brust.
    „Der Cop VanDeKamp? Der Vollidiot? Der Korinthenkacker, den nichtmal seine Bullenkollegen ausstehen konnten? Unmöglich. Kann nicht sein, Winston. Milt VanDeKamp würde nie irgendwo groß einsteigen – zu sowas ist der garnicht fähig.“
    Der Rasta lachte nur. „Hast du eine Ahnung! Musst ihn mal erleben. Ich kenne mein Gewerbe ja wirklich gut, lebe ziemlich friedlich weil ich mich bemühe, keinem in die Suppe zu spucken, aber dein alter Schulfreund sorgt dafür dass ich schon lange nicht mehr unbekümmert durchschlafen kann.“
     
    Ich war geplättet. Sowas hätte ich niemals erwartet. VanDeKamp. Sieh mal einer an.
    „Meinst du, der hat was mit meinem Ärger zu tun?“
    „Kann sein. Ich weiß es nicht, aber wir sollten da wirklich mal einhaken.“ Mein lieber Mann. „Und, übrigens,“ jetzt war es an ihm, peinlich berührt auszusehen, „Perez, der Knabe, mit dem deine Frau abgehauen ist, hängt auch mit drin.“
    „Mit VanDeKamp?“
    „Mit VanDeKamp, mit der Witwe, und mit der gesamten Tijuana-Mafia, die hier nach wie vor die Marihuanaverteilung und Methamphetaminherstellung kontrolliert. Ich erzähle dir morgen genau, wo und wie. Heute hat´s keinen Zweck – ich warte noch auf einen Anruf, und außerdem können wir heute sowieso nichts unternehmen.“
     
    Das musste verdaut werden.
     
    Wir schauten aus den Fenstern und schwiegen uns an, bis Ignacio fragte, was im Wohnwagen auf der Ranch passiert war. Winston drehte sich zu ihm und begann zu erzählen.
    „Sie war noch nicht lange tot – vielleicht eine halbe Stunde. Erstochen worden, so wie die Schweinerei aussah. Und sie ist mit dem Kopf gegen die Tischkante gefallen“. Ignacio nickte nur. Als langjähriger Bulle hatte er vermutlich auf einen Blick gesehen, was Winston uns hier erzählte. Mir war noch immer mulmig. Ich kann keine Toten sehen, zumal solche, die kurz zuvor noch lebten. Macht mich ganz krank. Und das auf den Hammer mit dem Cop aus Pismo, dem Perez und meiner Julie. Konnte nicht sein, dass Julie nichts wusste. Wenn einer so tief drinhängt, dann kann ers nicht verheimlichen. Und Julie war kein dämliches Weibchen. Sie war auf Zack, in jeder Beziehung.
     
    Sie rätselten beide, wer die allerletzte Elevin der Tanzakademie wohl totgemacht haben mag, und warum. Hauptsächlich warum. Ignacio erwähnte, dass sie Misty und Rick gesehen habe, vor nicht allzu langer Zeit. Wenn wir davon ausgingen, dass unser gemeinsames Hotel vor vier Wochen abbrannte, dass sich Misty und Rick also vor achtundzwanzig Tagen aus dem Staub machten, dann war der Zeitraum, in dem sie hier gewesen sein können, recht schmal. Es war länger her als eine Woche, hatte die Frühverstorbene geschätzt, und gute vier Tage dauerte die Fahrt von Baja bis hierher. Also irgendwann zwischen dem zweiten und dem neunzehnten Juni.
    Der Zettel fiel mir wieder ein, den Ignacio im Stall der Akademie gefunden hatte.
    „Gib mir noch mal den Zettel.“ Ignacio hatte ihn wohl auch vergessen. Als er mir das Papier reichte, nahm Winston das Blatt und schaute drauf. „Wisst ihr, was das soll?", wollte er wissen, aber weder Ignacio noch ich hatten einen Clou.
     
    Ich setzte mich auf einen Klappsitz hinter den beiden Pilotensitzen. J. war klar – sie hatte mich oft Jay genannt, die Abkürzung von Jon, Jim, Jack oder Johann. IMPORTANT? Natürlich war wichtig, was sie mir sagen wollte. Aber Slot SW? Irgendwas mit Las Vegas, wo die Einarmigen Banditen auch Slot Machines heißen? Keine Ahnung. Ich wartete auf eine Gesprächspause und reichte den Zettel wieder Winston. Ob er wohl wüsste, was sie damit sagen wollte? Er überlegte und schüttelte auch den Kopf. Keine Ahnung. Ich steckte den Zettel in meine Hosentasche und hörte zu, was die beiden Typen da erzählten.
    Sie umkreisten mein Dilemma großräumig. Ignacio schlug vor, eine Liste mit möglichen Geiern zu erstellen, die mir an den Kragen wollten, dazu eine Liste mit

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