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Aasgeier

Aasgeier

Titel: Aasgeier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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Schreibtisch, dessen Platte ein hoch poliertes drei Meter langes Mahagonisurfbrett aus den Vierzigern ist?
    „Wir kennen uns“, begrüßte er mich. „Ich bin in Pismo aufgewachsen. Hab am Pier und in Striker meine Jugend im Wasser verbracht. Sie waren der surfende Radiomensch, wenn ich mich recht erinnere?“
    „War ich. Ist ne lange Geschichte.“ War mir peinlich. Das konnte ich jetzt gerade noch brauchen, einen, der mich von früher kennt. Und weiß Gott wem erzählt, dass es mich noch gibt. Aber er winkte ab.
    „Was hier gesagt oder nicht gesagt wird, dringt nicht nach draußen. Ich bin da sehr penibel. Was die beiden Herren auch wissen.“ Bobby und Zorbian nickten.
    „Und die Hübsche?“
    Er freute sich. „Meine Frau. Die ist genauso verschwiegen. Genauso surfverrückt wie ich. Dafür leben wir zwei. Die Kanzlei ist klein, aber sie ernährt uns. So soll´s bleiben.“
    Na, also. Kam mir doch gleich bekannt vor, die Dame. Der Busen, jedenfalls, was ich allerdings für mich behielt. Ich setzte mich.
    „Gestern Abend rief ein Unbekannter bei der Polizei in Cornwall an, um zu melden, dass auf einer Ranch in der Nähe San Simeons ein Toter liege. Und weil der Dorfpolizist schon zu Hause war, wurde das Gespräch ins Revier nach San Luis weitergeleitet. Natürlich handelt es sich um dein Grundstück, Zorbian, und der Tote ist ein stadtbekannter Drogenhändler. Kleiner Fisch namens James Kensington, bekannt als Jimmy Bones. Kennst du ihn?“
    Zorbian schaute Bobby an, Bobby schaute Zorbian an, dann schauten beide den Anwalt an und Zorbian sprach rätselhaft „vielleicht.“
    „Bobby? Du?“ fragte der Anwalt. Auch Bobby sagte etwas wachsweich „kann sein.“ Ich hob schon mal abwehrend die Hände. „Ich nicht.“
    „Interessiert nicht. Von Ihnen weiß die Polizei nichts, also will sie von Ihnen nichts. Sie bleiben wegen Unbeteiligtseins draußen und unerwähnt.“
    Na also. Eine Sorge weniger.
    „Also gut. Wir drei unterhalten uns noch, ob ihr ihn kanntet oder nicht. Jedenfalls hat Jimmy Bones nur noch einen halben Kopf, die Nazis in Cornwall einen Kämpfer weniger und ich schaue in den Mond mit rund dreitausend Dollar, die er mir seit seiner letzten Verhaftung schuldet. Scheißgeschäft“, fluchte er mit angeekeltem Gesichtsausdruck.
    „Nazis?", fragte Zorbian etwas desinteressiert. „Wieso Nazis?“
    „Der war Mitglied bei diesem Spinnerverein in Cornwall, bei diesen Heimatschützern. Rennen in Tarnanzügen mit Maschinenpistolen im Wald herum und nennen sich USA-SS. Kennst du sicher. Der Tankstellenfritze unten am Highway ist der Führer, ein paar Typen vom Straßenbau und der Ratschreiber sind dabei, und Jimmy Bones war Schütze Arsch bei denen. Hatte die Ärmel immer hochgekrempelt, damit die Mitmenschen seine blauen Arme sehen. War alles voller Hakenkreuzen, die wohl inzwischen etwas ausgebleicht und faltig sind,“ sagte der Scherzkeks mit verteidigertypischem Galgenhumor. Mir wurde fast schlecht von der Vorstellung.
     
    Er streckte sich, zog seine Krawatte zurecht und schaute uns an. „Dann erzählt mal, wie euer gestriger Tag verlief.“
    Bobby ließ einiges aus, das meiste erzählte er. Dass die FBI-Bullen am Tag davor einen Besuch machten, erwähnte er nicht. Auch unser Papiergeschäft nicht. Mich bezeichnete er als Freund, der zufällig nach einigen Jahren wieder in der Gegend war. Er berichtete, wie Zorbian und er am Nachmittag einen Spaziergang machten, wie ich die zwei im Motorboot abgeholt hatte und nach Morro Bay gebracht, und wie wir uns entschlossen hatten, die Nacht in Big Sur zu verbringen und deshalb von einer Bekannten ein Auto ausgeliehen hatten und dort hochfuhren.
    „Warum habt ihr nicht bei euch angehalten und eines eurer Autos genommen?“
    „Sind wir gar nicht drauf gekommen. Wozu auch? Wir sind einfach gefahren, haben uns bis Lucia unterhalten. Da besorgten wir uns ein paar Zimmer“, erzählte der Fälscher, wobei Anwalt Green mich anschaute und sich seinen Teil dachte, „und haben heute Morgen erst in der Times gelesen, was los war.“
    „Na, gut", meinte Green. „Dann will ich mal sehen, dass wir gleich mit dem Richtigen reden können.“ Er wählte und erzählte dem Cop am anderen Ende so ziemlich, was Bobby ihm gesagt hatte. Nickte dann ein paarmal, murmelte „okeh“, versicherte, dass die Herren das Grundstück nicht ohne ihn betreten würden, blätterte in seinem Terminkalender und meinte, dass Dienstag in Ordnung sei. Um zehn. Gut. And happy holiday. Weil

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