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Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)

Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)

Titel: Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Mathies
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immerhin mehr als 80 Kilometer weit von Stuben entfernt, nicht ganz alleine, denn es war nicht leicht für mich zum ersten Mal von zu Hause fort zu sein. Und es wurde mit der Zeit nur noch schlimmer. Die Arbeitszeiten meines Bruders stimmten selten mit meinen überein, wir sahen uns so gut wie nie, und die fremde Stadt ängstigte mich, ich fühlte mich unwohl. Jeden Freitagnachmittag fuhr ich alleine mit dem Zug nach Hause, Hans blieb meistens am Wochenende in Bregenz, er wurde zu Hause nicht gebraucht. Ich hingegen schon, meine Eltern konnten auf meine Hilfe bei der Landwirtschaft nicht verzichten, außerdem wollte ich wenigstens zwei Tage in meinem geliebten Stuben verbringen. Am Sonntagabend machte ich mich auf den Rückweg, traf um 22 Uhr mit dem Zug in Bregenz ein und erreichte nach einer halben Stunde Fußmarsch meine bescheidene Unterkunft. Was für ein Weg, Woche für Woche! Kurzum: Ich war ziemlich unglücklich.
    Eines Tages nach Feierabend verließ ich mal wieder müde und erschöpft die Schlosserwerkstatt und machte mich auf den Weg zum Bahnhof. Mit dem Zug fuhr ich nach Stuben und verbrachte dort ein feuchtfröhliches Wochenende. Völlig übernächtigt ging es am Sonntagabend wieder mit der Bahn nach Bregenz. Ich hatte die Nase voll von diesem zeitraubenden Hin und Her (vor allem zu Fuß!) zwischen Stuben und meiner Unterkunft. Nach Hause wollte ich aber trotzdem. In einer kleinen Seitenstraße stand meine Rettung: ein Moped. Ein Blick nach rechts, einer nach links, ein schneller Handgriff, und der Motor lief. Gelegenheit macht Diebe und jahrelange Übung den Meister. Aber die Welt ist klein, nichts bleibt verborgen, und so erfuhr mein Chef, dass ich mit einem geklauten Moped zu meiner Bregenzer Unterkunft gefahren war. Dafür hatten weder er noch meine Kollegen Verständnis. Von nun an konnte ich nichts mehr recht machen. Ich war »unten durch« und litt fürchterlich darunter. War ich es doch gewohnt, dass man mich mochte und mir vor allem immer meine Sünden vergab. Diesmal aber begegnete mir nur Abneigung. Das konnte ich nicht ertragen, ich wollte nur noch von dort weg. Also bettelte ich bei meinem Vater darum, die Lehrstelle wechseln zu dürfen und war erfolgreich, erst danach ging es mir besser.
    Nun arbeitete ich in einer anderen Schlosserei in Nüziders, in der Nähe von Bludenz, nur 25 Kilometer entfernt von Stuben. Auswege und Lösungen habe ich stets gefunden. Wenn auch nicht immer ganz rechtmäßig. Ich war offensichtlich ein Glückskind, denn in dieser Zeit ereignete sich etwas, das zu einem weiteren Meilenstein in meinem Leben wurde: Mitte der 1950er Jahre bevölkerten plötzlich berühmte Menschen die Arlberg-Region, denn in St. Christoph und Lech wurde ein Film gedreht mit prominenten Schauspielern wie Dietmar Schönherr, Waltraud Haas und Gustav Knuth: Der schwarze Blitz von Kitz .
    Im Mittelpunkt des Geschehens stand mein großes Idol Toni Sailer, der österreichische Skirennläufer hatte bereits drei Olympische Goldmedaillen und sieben Weltmeistertitel eingefahren, hier spielte er nun die Hauptrolle. Über meinen Vater erfuhr ich, dass Statisten gesucht wurden, man brauchte gute Skifahrer. Und so ergatterte ich eine kleine Statistenrolle! Der Grundstein für mein weiteres Leben war gelegt: das Rampenlicht. Auf Anweisung des Regisseurs Hans Grimm sauste ich die Pisten hinunter und fühlte mich wie ein kleiner Filmstar.
    Das war übrigens nicht der einzige Film, der in meiner Heimat gedreht wurde, es ist sicher ihrer atemberaubenden Schönheit zu verdanken, dass sie Kulisse war für einige Luis-Trenker-Filme wie z. B. Sonne über dem Arlberg und Berge in Flammen .

Alles außer Skifahren
    Wenn es am schönsten ist, sollte man gehen. Das gilt nicht für uns, wir haben uns ja gerade erst kennengelernt und noch eine gemütliche Hüttengaudi vor uns. Aber leider kenne ich dieses wehmütige Gefühl des Abschiednehmens nur zu gut.
    Ich war 18 Jahre alt, hatte meine Schlosserlehre erfolgreich beendet und war weit davon entfernt erwachsen zu sein. Für mich fing der Spaß ja gerade erst an. Am liebsten wäre ich natürlich sofort als schmucker Skilehrer mit einem hübschen Hasen über die Pisten gewedelt, aber so einfach war das nicht. Als Nächstes absolvierte ich im Herbst die Hilfsskilehrerprüfung bei »Skiprofessor« Stefan Kruckenhauser in Obergurgl in Tirol. Der gebürtige Münchner wurde als »Vater des Wedelns« bezeichnet. (Auch ein schöner Titel!) Er war Sportlehrer und hatte nach dem

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