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Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)

Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)

Titel: Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Mathies
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es rückwärts ging, sah ich das Hindernis nicht, hörte es aber, als der Anhänger mit großem Getöse über eine Mauer kippte und auf der anderen Seite hängen blieb. Damit war meine kurze Spritztour auch schon wieder vorbei, und von nun an hatte ich striktes Traktorverbot, was mir aber überhaupt nichts ausmachte, denn ich hatte längst beschlossen, von diesem Hof abzuhauen. Die Sprache konnten wir bei der einsamen Feldarbeit sowieso nicht erlernen, die Arbeit war hart und öde, also entschieden wir, nach Deutschland zu fahren und uns dort einen Job zu suchen, bis unser »Sprachkurs« offiziell beendet war.
    Nach Hause konnten Arthur und ich nicht, das hätte mächtigen Ärger gegeben. Aber wohin? Darüber wollten wir uns später Gedanken machen, erst einmal flüchteten wir am frühen Morgen wie zwei Gefangene von unseren Höfen. Ich wartete, bis Arthur wie verabredet am Hoftor auftauchte, dann packte ich mein Bündel, und wir rannten los. Nun gab es kein Zurück mehr. Der nächste größere Ort war Lucens, von dort fuhren wir mit dem Zug weiter bis Neuchâtel, wo wir erneut umstiegen. Aber unsere finanziellen Mittel waren äußerst beschränkt, die Zugfahrkarte reichte so gerade bis ins bayrische Lindau an der deutschen Grenze. Weiter planten wir nicht, es würde uns schon irgendetwas einfallen. Kurz nach der Fahrkartenkontrolle fielen uns die Augen zu, kein Wunder nach der wochenlangen Plackerei.
    Über zehn Stunden dauerte die Fahrt mit dem Bummelzug von der französischen Schweiz an die deutsche Grenze, wo uns der Zöllner mit einem zackigen »Wohin geht denn die Reise, meine Herren?« weckte. »Wir machen Urlaub in Deutschland.«
    Er misstraute uns wohl, denn wir mussten unsere Koffer öffnen, wo ihm zuerst eine dreckige Stallmontur und dann die übrige Schmutzwäsche ins Auge fielen. »So, so, Urlaub. Und wie viel Geld habt ihr dabei?« Auch hier mussten wir natürlich passen, nicht einen Centime, Pfennig oder Groschen konnten wir vorweisen. Ein Blick in unsere Pässe genügte, und es war klar, wohin die Reise nun gehen würde: nach Hause. Kurzerhand wurden wir aus dem Zug geworfen und in den nächsten nach Österreich gesetzt. Ohne Fahrkarten fuhren wir nun Richtung Bregenz, ganze zehn Kilometer saßen wir wie auf heißen Kohlen, denn jeden Moment konnte der Schaffner kommen. Wir mussten bei der nächsten Gelegenheit aus diesem Zug raus, vor allem aber wollten wir unter keinen Umständen nach Hause. Mein Vater hätte mich windelweich geprügelt, wenn ich ihm meine »Flucht aus Forel« gebeichtet hätte.
    Die blühende Landschaft, goldgelbe Felder und satte Wiesen sausten an unserem Fenster vorbei, und immer wieder konnten wir einen Blick auf den schönen Bodensee werfen, der in der Sonne glänzte. Kleine Segelbötchen glitten übers Wasser, und ich sehnte mich nach einem Sommer am Strand, doch Arthur riss mich aus meinen Träumen: »Der Zug hält gar nicht in Bregenz.« Jetzt sah ich es auch, ganz langsam fuhren wir durch den Bahnhof hindurch. »Und jetzt?« Arthur zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich hält der Zug in Dornbirn.«
    Also noch einmal weitere zehn Kilometer zwischen Hoffen und Bangen. Von Bregenz ging es nun gen Süden, den Bodensee ließen wir hinter uns. Endlich war der Dornbirner Bahnhof in Sicht, aber mit ihm leider auch der Fahrkartenkontrolleur. Wir gingen so unauffällig wie möglich zur Tür, aber er hatte uns gesehen. »Die Fahrkarten, bitte!«
    Natürlich wurden wir erwartungsgemäß aus dem Zug geworfen, aber das war uns ja nur recht. Eigentlich wollten wir nach Deutschland, nun standen wir in Dornbirn, in unserem Heimatbundesland Vorarlberg, im Rheintal am Fuße des Bregenzerwaldgebirges, ohne Geld, aber mit jeder Menge Schmutzwäsche. Wir brauchten dringend Arbeit und fragten einen Taxifahrer, der mit seinem Wagen am Bahnhof stand, ob er wüsste, wo zwei starke Burschen wie wir einen Job finden könnten. Tatsächlich hatte er einen Tipp: In Bregenzerwald würden Wasserleitungen gegraben, dort suche man tüchtige Leute. Aber wie sollten wir nach Bregenzerwald kommen? Schweren Herzens holte ich mein Feuerzeug aus der Hosentasche. Das war natürlich kein Einwegfeuerzeug aus Plastik, sondern ein silbernes von der weltbekannten Marke Du Pont, das großzügige Geschenk eines Gastes, mit dem ich Ski gefahren war und der wohl damals schon meine Qualitäten zu schätzen wusste. Das Ding war sicher 400 Schilling wert. »Würden Sie uns für dieses Feuerzeug nach Bregenzerwald

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