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Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)

Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)

Titel: Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Mathies
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Zweiten Weltkrieg den Neuaufbau der österreichischen staatlichen Skilehrerausbildung organisiert, wobei er der Tradition von Hannes Schneider treu blieb.
    Ich war besonders stolz bei diesem weltbekannten Skilehrer in die Schule gehen zu dürfen, denn Kruckenhauser war eine Koryphäe und ein Revolutionär. Schon 1953 beim Skikongress in Davos lehnte er provokant die französische Art des übertriebenen Rotationsschwungs ab. Er setzte auf geringe Körperbewegungen und Kurzschwünge mit geschlossenen Beinen – und überzeugte. Danach wedelte man auf allen Pisten der Welt!
    Skipapst Kruckenhauser leitete von 1946 bis 1972 die österreichische Skilehrerausbildung, und so kam ich in den Genuss dieses einzigartigen Lehrers. Nun konnte ich im folgenden Winter zum ersten Mal in der Skischule Stuben unter der Leitung von Adolf Walch Schüler unterrichten, wenn auch nur als Hilfsskilehrer. Wir durften noch nicht alleine mit den Gästen fahren, sondern hatten meist in einer Gruppe noch einen erfahrenen, also staatlich geprüften Lehrer an unserer Seite.
    Leider ging mein erster Winter viel zu schnell vorbei, Skilehrer war mein Traumberuf, und ich konnte es kaum erwarten, ein »richtiger« zu sein. Aber bis dahin war es noch ein weiter Weg, und Vorfreude ist nicht immer die schönste Freude. Erst einmal musste ich meinem Vater gehorchen, denn er hatte (mal wieder!) andere Pläne: Als guter Skilehrer müsse man Fremdsprachen beherrschen, und die lerne man am besten im Ausland. Er wusste, wovon er sprach, denn auch er musste mit Schülern aus Amerika, England oder Frankreich kommunizieren.
    Sicher keine schlechte Idee, dachte ich, aber ich wollte mein geliebtes Stuben nicht schon wieder verlassen. Und dann auch noch so weit weg! Ich bekam ja schon in Bregenz Heimweh, wie sollte das nur in England oder Frankreich werden, da konnte ich nicht einfach ein Moped mopsen und nach Hause fahren. Meine Meinung interessierte hier jedoch weniger. Außerdem war es schon zu spät, mein Vater hatte im Winter bereits alles eingefädelt. Ein Gast aus England, ein gut betuchter Farmbesitzer aus Essex, war bereit, mich für ein paar Monate im Sommer zu beschäftigen. Dort sollte ich arbeiten, ein wenig Geld verdienen und gleichzeitig die Sprache erlernen. Bye bye, mein geliebtes Stuben!
    No summer of love
    Den Sommer verbrachte ich also bei Mr. White in Ongar in Essex, einer Grafschaft nordöstlich von London. Doch von der aufregenden britischen Hauptstadt und den »swinging sixties« bekam ich leider nichts mit. Das hätte mir eindeutig besser gefallen, stattdessen aber schuftete ich auf einer abgelegenen Farm. Darüber hinaus hub ich den ganzen lieben langen Tag Bauplätze aus und ebnete mit einer Planierraupe Parkplätze. Die diversen Fahrzeuge wie LKW , Planierraupen und Bagger waren der einzige Lichtblick, denn meine Leidenschaft für Motoren aller Art war ungebrochen. Doch wieder einmal litt ich unter entsetzlichem Heimweh. Zudem hatte ich ständig großen Hunger, weil ich mich mit den englischen Gepflogenheiten der »tea-time« nicht anfreunden konnte. Um neun Uhr in der Früh gab es einen Tee mit zwei Keksen, und am Nachmittag um drei Uhr wiederholte sich dasselbe Spiel. Für meine Verhältnisse war das eindeutig zu wenig, von zu Hause war ich Deftiges gewohnt. Also musste ich mir von meinen vier Pfund (heute etwas mehr als fünf Euro) Wochenverdienst selber Nahrung besorgen. Es reichte jeden Tag für ein paar Bisquittrouladen, die mit einem Shilling pro Stück für mich gerade noch erschwinglich waren. Am Ende der Woche herrschte in meiner Geldbörse stets gähnende Leere, und auch mein englischer Wortschatz hatte sich nicht nennenswert vergrößert. Wie auch? Ich war ja den ganzen Tag alleine mit meiner Planierraupe oder einem LKW unterwegs.
    Dennoch habe ich durchaus schöne Erinnerungen: Mr. White besaß ein altes Flugzeug, und ich durfte mehrmals in der Woche mit ihm fliegen, wobei er mir einiges beibrachte. Und nach mehrmaligem Üben konnte ich die Maschine schon selbständig starten, landen und fliegen. Überflüssig zu erwähnen, dass ich nach meiner Leidenschaft für zwei oder vier Reifen nun auch die Liebe zu den Flügeln entdeckte. Der Sommer verging praktisch »wie im Fluge«, meine Englischkenntnisse verbesserten sich zwar nicht, aber aus mir war ein kleiner englischer Farmer mit wettergegerbter Haut und Vollbart geworden. Der Zeitpunkt meiner mit Sehnsucht erwarteten Heimreise rückte immer näher und bereitete mir dennoch

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