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Abaton

Abaton

Titel: Abaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Jeltsch
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die war noch nie erreicht worden. Der Höchstwert war zwei Jahre zuvor in einem Camp in Japan ermittelt worden. Das war Level 11 gewesen.
    „Sofort eliminieren?“, fragte einer der Männer hektisch. Der Komplize zog seine seltsame Strahlen-Waffe, die er um den Rücken geschnallt hatte, und zielte auf das Zelt. Ein Geräusch ertönte, das sich anhörte wie ein leiser, lang gezogener Pfiff. Schon bildete sich ausgehend von der Waffe ein blauer Lichtkegel, der das Zielobjekt umhüllte und so den genauen Wirkungsbereich der Waffe begrenzte. Der Mann war bereit zu feuern.
    „Waffe runter!“ Ein Befehl; sachlich und ohne Emotion. Ausgesprochen von dem Anführer des Trupps. Er war sofort bei seinen Leuten. Man zeigte ihm das Messergebnis. Der Anführer konnte es nicht glauben. Ruhig setzte er sein eigenes Messinstrument ein und kam zu demselben, unfassbaren Ergebnis ... 17.
    Da drang aus dem Zelt plötzlich ein Licht durch die Plane nach draußen.
    „Wer ist da?“, fragte eine junge Stimme, in der keine Furcht zu erkennen war.
    Auf eine Kopfbewegung des Anführers hin zogen sich die Männer in die Dunkelheit zurück. Geräuschlos, wie sie gekommen waren.
    [ 1103 ]
    Linus trat aus dem Zelt und ließ den Schein seiner Taschenlampe über die anderen Zelte wandern. Überall war es still. Jeder andere Junge wäre wohl beruhigt wieder in seinen Schlafsack zurückgekrochen. Nicht aber Linus. Er hatte am Vortag gewisse Vorkehrungen getroffen: Vor dem Zelt hatte er ein Stückchen Wiese ausgestochen und durch Sand vom Ufer des Sees ersetzt. Wie ein japanischer Zen-Meister den Kies in seinem Meditationsgarten, so hatte Linus den Sand sorgfältig glatt gestrichen, als er als Letzter ins Zelt geschlüpft war. Der ist bekloppt!, hatten alle gedacht, die ihn dabei beobachtet hatten. Linus war egal, was die anderen von ihm dachten. Er wusste, was er tat. Und er tat gut daran.
    Sie waren gekommen. Sie waren hinter ihm her. Er sah es am Fußabdruck auf dem Sand. Grobes Stiefelprofil. Schuhgröße 45; mindestens. Ein kurzer Blitz ließ die Sandfläche aufleuchten, als er das Profil fotografierte. Er schaute sich die Aufnahme an, vergrößerte sie und wusste Bescheid. In Gedanken bedankte er sich bei Tarik. Tarik, der Mister-Minit-Mann aus dem Karstadt, hatte ein Faible für Kampfsport. Zigmal hatte er sich schon um Aufnahme bei der GSG 9 bemüht. Ohne Erfolg. Was ihn aber nicht davon abhielt, auf eigene Faust weiterzutrainieren. In den Kiesgruben um Köln herum. Ein paarmal war Linus mitgegangen und Tarik hatte ihm alles über die Wichtigkeit der richtigen Ausrüstung und Kleidung erklärt.
    „Es kann im Ernstfall dein Leben retten“, hatte Tarik Linus eingebläut.
    Rutschfeste, abriebfeste und ölresistente Vibram-Sohle mit selbstreinigendem Profil. Schnellschnürung. Raue Armor-Dillo-Kunststoffapplikationen an der Vorder- und Innenseite, die nicht nur den Fuß schützen, sondern auch zu optimaler Haftung beim Robben und Gleiten in liegender Position verhelfen.
    Linus kannte den Schuh, der genau diese Eigenschaften erfüllte. Tarik hatte ein Paar davon. Es war der Einsatzstiefel »S.W.A.T. SEK 9000«. Besonders beliebt bei Söldnern und Spezialeinheiten. Linus war also einer richtig großen Sache auf der Spur. Sonst hätten sie nicht solche Leute geschickt. Er sah sich um und lauschte. Doch er hörte nur sein Herz klopfen. Ein vertrautes Geräusch ...
    Solange er denken konnte, hatte Linus Angst im Dunkeln gehabt. Bis vor einem Jahr noch. 13 Jahre Nacht für Nacht Angst. Wenn draußen die Straßenbahn durch das nächtliche Köln ratterte und ihr Licht die Äste der Bäume zu langen, filigranen Geschöpfen mit tastenden Fühlern werden ließ, die als Schatten über die Wände seines Zimmers huschten und versuchten, ihn in seinem Bett zu erwischen. Es nutzte nichts, wenn er die Rollläden herunterließ. Auch dann hörte er noch die Straßenbahn und in seinen Gedanken tauchten die Monsterinsekten auf. Und das war noch schlimmer, als sie an den Wänden krabbeln zu sehen. So ging es jede verdammte Nacht ...
    Dann passierte das Schreckliche. Und Linus brachte sich bei, keine Angst mehr zu haben. Auch nicht im Dunkeln. Linus zwang sich, nachts heimlich in den Park zu gehen. Oder auf den Schrottplatz. Auf den Friedhof. Doch das Schlimmste war der Zoo. Die Nacht im Insektenhaus. Linus hasste diese Krabbelviecher, die ihn so sehr an die nächtlichen Schatten erinnerten. Doch er erduldete sie: die Stabheuschrecken, die Gottesanbeterinnen, die

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