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ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

Titel: ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jeltsch
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auf den Schiffsarzt warten, der Marie noch immer untersuchte.
    Ein paar abgewetzte Sessel standen in dem niedrigen Raum herum, ein Sofa, in einer Ecke drei Computer und gegenüber blinkte einladend ein mechanischer Flipper; ein alter » Broken Arrow « . Indianer auf Pferden jagten Büffel.
    „Ich mach uns heißen Tee“, sagte Schifter und verschwand. Simon lächelte, doch er spürte, dass sein Lächeln zu einer Fratze erstarrte, eine Maske, durch die Edda einfach hindurchsah. Sie hatte beschlossen, ihre Gefühle, ihre Gedanken, ihren Körper mithilfe ihres Geistes zu kontrollieren, sich zurückzuziehen. In sich selbst. Vielleicht, dachte Simon, konnte sie ihn nicht anschauen. Vielleicht wurde auch ihr klar, dass ihre Gemeinschaft für immer zerbrochen war. Selbst wenn es eine kleine Hoffnung geben sollte, dass sie wieder zusammenfinden würden – woher sollte Linus wissen, wo sie sind? Und hierher, hinaus auf die Nordsee, auf das raue Meer vor der englischen Küste, würde Linus ihnen auch nicht mehr so einfach folgen können.
    Simon spähte durch ein Bullauge auf den wankenden Horizont. Wenn sie Linus nicht zurückgelassen hätten, wäre die Befreiung von Marie in letzter Sekunde gescheitert. Die Söldner von gene-sys waren ihnen so dicht auf den Fersen gewesen, dass sie es niemals geschafft hätten, den Teufelsberg zu verlassen, hätte es nicht Linus auf sich genommen, die Verfolger auf seine Spur zu lenken.
    Auch wenn das alles stimmte – diese Gedanken befreiten Simon nicht von seinem Schuldgefühl. Hätte er sich opfern sollen? Würde Edda dann jetzt hier mit Linus sitzen und reden? Oder würde sie an ihn denken und schweigen? So wie sie jetzt vielleicht an Linus dachte. Sie saß nur ein paar Meter entfernt. Er hätte sie fragen können. Doch bei dem Gedanken daran schnürte es Simon den Hals zu. Was war bloß mit ihnen geschehen? Hatten sie mit Linus auch all ihre Kraft und ihre Chance auf das große Lebensglück zurückgelassen?
    Edda sah Simon zu, wie er abgewandt auf die morgendliche See schaute. Warum sprach er nicht mit ihr? Warum war er so distanziert? Sie konnte das Schweigen nicht länger ertragen.
    Simon hörte, wie eine Tür ins Schloss fiel. Er drehte sich um. Edda war verschwunden. Mit seinem fröhlichen Blinken lockte ihn der Flipper. Simon weinte. Um sich. Um Edda. Um Linus. Was war mit ihm geschehen ...?
    [3104]
    Er sah das Aufblitzen des Feuerstoßes. Hörte die trommelnde Abfolge der Salve und tauchte ab. Zu spät. Linus war sofort klar, dass ihn eine der Kugeln getroffen hatte; nur spürte er sie nicht. Noch nicht. Sein Atem ging kurz und heftig. Er hatte nicht den Mut, seine Hand an die Stelle zu legen, an der mit dumpfem Schlag das Projektil in seinen Körper eingedrungen war. Die feuchte Wärme, die sich von dort ausbreitete, ignorierte er. Auch wenn er nur zu gut wusste, dass es sein Blut war, so wollte er doch nicht die Hoffnung aufgeben, er könnte sich täuschen.
    Nicht mal fünf Minuten war es her, da hatte er sich auf der Flucht vom Teufelsberg von Edda und Simon getrennt und so die Verfolger auf seine Spur gelenkt. Als sie an der Tunnelgabelung standen, hatte er keine Sekunde gezögert, die Freunde zu retten. Er hatte ihnen nicht einmal die Wahl gelassen, Nein zu sagen. Er war in den linken Tunnel abgebogen und einfach losgerannt.
    Von da an gab es kein Zurück mehr. Linus lief und hörte die Schritte der Verfolger. Die Stimmen, die sich militärisch kurz verständigten. Im Davonhetzen sah er zurück und erkannte das zuckende Licht der Taschenlampen, das die rauen Wände des Tunnels abtastete wie die knochigen Schattenhände, die nachts in seinem Bett in Köln nach ihm gegriffen hatten. Was für ein dummer, ängstlicher Junge er doch gewesen war. Aber das war vorbei. Jetzt war er auf der Flucht vor den Söldnern von gene-sys . Jetzt hatte er eine Waffe in seiner Tasche und er war bereit, sie einzusetzen. Linus trieb sich selber voran. Er spürte seine Energie und vertraute darauf. Ganz anders als vor wenigen Monaten, als er auf der Suche nach seinen verschwundenen Eltern über die Gleise der Berliner U-Bahn um sein Leben gesprintet war. Linus hatte von Olsen gelernt, seine Kraft effektiv einzusetzen. Hatte gelernt, seine Atmung zu kontrollieren, sodass sie die Leistung seines Körpers förderte.
    Linus’ Schritte klatschten über den mit Pfützen bedeckten Boden. Er nahm wahr, dass die Schritte der Verfolger immer leiser wurden. Sein Vorsprung wurde also größer. Er lächelte

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