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Abaton

Abaton

Titel: Abaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Jeltsch
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entweder nicht zu denken oder nicht zu sagen wagten.
    „Wir werden das Potenzial dieser drei nutzen und ihnen die entscheidende Frage aufspielen!“
    Mit einem Mal herrschte eine erwartungsvolle Stille.
    „Verehrte Kollegen ... Ich gehe davon aus, dass wir heute endlich die Führer zum »Abaton« gefunden haben“, sagte die Frau in das Schweigen hinein. „Geben wir ihnen die Angst!“
    [ 1170 ]
    Simon war, als schaue er auf einen Fernseher, in dem sich Edda und Linus befanden. Und als versuchten sie, ihn irgendwie zum Lachen zu bringen. Sie schienen sich sehr um ihn zu bemühen. Und nach und nach hatte Simon den Eindruck, als wären seine beiden Freunde ziemlich in Panik. Doch hier drinnen, hinter seinen Augen, war alles ruhig und gelassen und richtig. Er spürte das und entfernte sich noch mehr von draußen. Die Gesichter von Edda und Linus vor seinen Augen wurden kleiner und kleiner. Als würde er die beiden langsam wegzoomen. Er wusste, dass er sich zurückziehen musste, und schloss die Augen. Und dann war Simon allein.
    Mit sich.Mit dieser wunderschönen Winterlandschaft. Seltsam. Er konnte sich umschauen, ohne sich zu bewegen. Simon fühlte sich, als säße er in einer Kommandozentrale. Als spiele er eines seiner Shooter-Spiele und dirigierte seine Kämpfer mit dem Joystick. Doch diesmal war er selbst der Kämpfer, den er in Bewegung setzte. Es war, als säße er in seinem eigenen Kopf, hinter seinen eigenen Augen. Aber war es wirklich er, der hier die Kommandos gab?
    Simon hatte keine Angst. Eine große Sicherheit erfüllte ihn. Er wusste, alles, was jetzt passierte, war richtig. Neugierig beobachtete er seine Umgebung. Und dann folgte er einfach seinen Schritten, hörte das Knirschen des eiskalten Schnees unter seinen Schuhen. Er konnte sogar die herrliche Kälte spüren, auf dem Gesicht, auf der Haut. Wie sie mit jedem Atemzug tiefer in seine Lunge eindrang. Ihn erfüllte. Klarheit schaffte.
    Die Schritte hatten ihn an den See geführt. Zu der Bank am See. Darauf lagen zwei Paar Kinderschuhe. Dann lenkten seine Schritte ihn weiter auf den See. Und kaum hatte er das Eis betreten, glitt er auch schon dahin. Schwerelos. Ohne jede Kraftanstrengung. Es war wie Fliegen. Auf den einzigen dunklen Fleck zu, der auf dem endlosen Weiß zu sehen war. Die einzige Stelle im schwarzen Wasser des Sees, die nicht mit Eis bedeckt war. Eine kleine Öffnung trotzte noch der Kälte. Gerade groß genug, um einen Jungen aufzunehmen. Simon war ruhig, während er zielstrebig auf diese Öffnung zuglitt.
    Das Wasser war kalt. Aber es war nicht unangenehm. Es war erfrischend. Heiter. Das Licht der Sonne schuf einen weißen Eishimmel über Simon und die Luftblasen, die aus seinen Lungen aufstiegen, reihten sich wie riesige Glasperlen aneinander, um bis zur eisigen Decke aufzusteigen und dort zu verharren. Wie Hunderte wachsamer Glubschaugen irgendeines durchsichtigen Monsters.
    Plötzlich ein Lachen. Simon wandte sich um und da war er. Lachte ihn an, wie nur David lachen konnte. Mit seiner riesigen Zahnlücke. Er lockte ihn weiter hinab in die Tiefe, als habe er dort, in der Schwärze des Sees, etwas Wertvolles entdeckt. David tauchte voraus, drehte sich kurz darauf nochmals um und forderte den großen Bruder auf, ihm zu folgen ...
    „Simon! Simon!“
    „Sein Puls wird immer schwächer.“
    Linus nahm die Hand nicht mehr von Simons Halsschlagader. Edda und er waren in Panik.
    „Er braucht einen Arzt, Edda. Edda!“
    Edda hörte nicht hin, überlegte. Sie rekapitulierte ganz ruhig, ganz schnell, was passiert war. Und plötzlich war ihr alles klar. Sie griff nach Linus’ I-Phone und rief die Fotos auf.
    „Du musst seine Augen offenhalten.“
    Linus sah sie verständnislos an.
    „Na los. Mach schon!“
    Linus gehorchte. Er hockte sich hinter Simon und zog mit den Zeigefingern dessen Augenlider nach oben. Dann spielte Edda den Fotofilm noch einmal vor Simons Augen ab. Dieses Mal jedoch rückwärts.
    Schließlich nahm sie das I-Phone weg und wartete.
    Linus ließ Simons Augenlider los. „Simon! Simon!“
    Ein Lächeln erschien auf Simons Gesicht. Er öffnete die Augen, nahm seine Umgebung wahr.
    „Simon ...!“ Edda konnte ihre Freudentränen nicht zurückhalten und umarmte Simon. „Simon ...“
    „Edda ...“, sagte er verwundert. Sie lagen sich in den Armen. Und Linus musste an sich halten, um nicht der Dritte in diesem rührseligen Bunde zu sein. Es gelang ihm. Er würde nicht heulen. Nicht wegen eines Jungen, den er gerade

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