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Abaton

Abaton

Titel: Abaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Jeltsch
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mal zwei Tage kannte. Aber freuen konnte er sich. Ehrlich und aufrichtig. Schließlich kannte er Simon schon zwei Tage.
    „Was war das ...?“, fragte Edda schließlich.
    „Wir dachten, du kratzt ab. Scheiße!“, sagte Linus.
    Simon sah die beiden an, schüttelte den Kopf, als wollte er wieder Klarheit in seinem Kopf schaffen.
    „David ... ich war bei ihm. Meinem kleinen Bruder ...“ Wieder stiegen Tränen in seine Augen. Doch er blinzelte sie weg und erzählte seinen Freunden dann, wie er David verloren hatte. Wie sehr ihn seitdem seine Schuld quälte.
    „Aber da unter dem Eis eben ...“ Er lächelte erleichtert. „Da hat er so gelacht ... Er gibt mir keine Schuld. Da bin ich mir sicher. Er hat mir verziehen.“
    Alle drei schwiegen eine Weile. Berührt von Simons Geschichte, glücklich über den guten Ausgang ihres Experiments. Von dem sie zu Beginn nicht einmal wussten, dass es eins war.
    „Wahnsinn!“, sagte Simon schließlich und wischte sich die letzten Tränen weg. Er nahm Linus’ I-Phone und schaute auf das Display, das noch immer ein Foto zeigte.
    „Hey, nicht noch mal“, sagte Linus und nahm ihm kurzerhand das Handy weg.
    „Das, was da mit mir passiert ist, muss doch mit diesem Fotofilm zu tun haben: Sind das vielleicht Hypnose-Bilder?“
    „Wie ’ne krasse Droge“, sagte Linus. Aber gab es das? Wenn das stimmte, bedeutete es, dass sie auf seinem I-Phone eine ziemlich nützliche App hatten.
    Linus sah Edda an. Sie verstand auf Anhieb die Aufforderung, es auch mal auszuprobieren. Edda schüttelte den Kopf. Instinktiv. Darauf wollte sie sich nicht einlassen. Selbst wenn es am Schluss eine ebenso erlösende Erfahrung für sie wäre wie für Simon. Aber wenn nicht? Edda war sich sicher, dass sie ihre Probleme lieber bewusst angehen wollte.
    „Was sollen diese Bilder da unten in dem Tunnel überhaupt?“, fragte sie, um das Thema auf eine sachliche Ebene zu lenken. Was für ein Freak musste das gewesen sein, der das da hingepinselt hatte?
    „Ist dir sonst noch was aufgefallen?“, fragte Simon.
    Linus erinnerte sich, dass sich alle Bilder in derselben Höhe befanden.
    „Schätze genau so, dass man sie im Vorüberfahren in der S-Bahn sehen konnte.“
    Simon begriff. „Durch die Bewegung des Zuges hätten sich die Bilder vor den Augen der Fahrgäste in einen Film verwandelt.“
    „Glaubst du, deine Eltern haben diese Bilder auch entdeckt und sind da unten erstarrt, wie Simon eben?“, fragte Edda.
    Linus schüttelte den Kopf. „Wir hatten telefoniert, als die S-Bahn schon feststeckte. Außerdem ist es ein Sackgassentunnel. Sie konnten gar nicht durchfahren. Er ist am Ende zugemauert.“
    „Wegen der DDR?“, fragte Edda.
    Linus zuckte mit den Schultern.
    „Wenn das so ist, dann stammen die Bilder aus der Zeit vor dem Mauerbau“, folgerte Edda.
    „Also geht der Tunnel womöglich hinter der Mauer weiter. Und damit auch der Bilderfilm“, fügte Simon hinzu und plötzlich waren alle drei ganz aufgekratzt. Welchem Geheimnis waren sie da auf der Spur? Welche Macht hatten diese Bilder? Ihre Gedanken überschlugen sich. Und bildeten ganz schnell einen unentwirrbaren Knoten in ihren Köpfen.
    „Da war so ein Typ im Tunnel. ’n Penner oder so. Ich bin ganz schön erschrocken.“ Linus berichtete von der seltsamen Begegnung mit diesem Penner, der seine Markierungssterne entfernt hatte und kurioserweise nicht von der vorbeifahrenden S-Bahn erfasst worden war.
    „Wenn ich’s mir recht überlege ... hat der mich eigentlich erst zu diesen Bildern geführt. Weil ich ihn verfolgt habe. Und dann ...“ Er schüttelte den Kopf.
    „Was dann?“
    „Weiß nicht ... Es sah so aus, als sei er in der Mauer verschwunden. Als wäre er in das Graffiti hineingestiegen ...“
    Wieder schwiegen alle, bis Simon fragte: „Willst du noch mal da runter?“
    Linus kam nicht mehr dazu zu antworten. Das Trompetensignal ertönte, gefolgt von einer Ansage durch die Campleiterin.
    „Sammeln! Bitte sofort alle zur Sammelstelle! Thorben ist verschwunden ...“
    [ 1171 ]
    Die vier Elemente.
    Das war das Thema des Workshops am dritten Tag. Nach dem Frühstück hörten die Jugendlichen einen Vortrag über die vier Elemente und ihre Bedeutung für die menschliche Natur. Dann teilten Professor Schifter und Dr. Bohari sie in vier Gruppen ein, von denen jede nach einem der Elemente benannt war. Wie der Zufall es wollte, landeten Edda, Simon, Linus und Thorben jeweils in einer anderen Gruppe: Edda wurde der Erde zugewiesen,

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