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Abaton

Abaton

Titel: Abaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Jeltsch
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Simon dem Wasser, Linus dem Feuer. Und Thorben hob ab.
    Die Teilnehmer sollten jeweils die Vision einer neuen Kultur beschreiben, die im Zeichen des jeweiligen Elementes ihrer Gruppe stand. Ihre besonderen Eigenschaften definieren, ihre Stärken und Schwächen – hinsichtlich des Klimas, der Wirtschaft und der Zukunft der Menschheit an sich.
    Linus überlegte, ob er misstrauisch werden sollte wegen dieser Einteilung. Doch dann verwarf er den Gedanken wieder. Vielleicht hatten seine Pflegeeltern ja von seinem Erlebnis damals in der brennenden Scheune erfahren und seine Einteilung in die Feuergruppe war als eine Art Traumabewältigung gedacht. Was wäre daran so schlimm gewesen? Linus konnte es nicht sagen. Jedenfalls beunruhigte ihn der Gedanke, dass man ihn glauben ließ, er wäre wegen seiner originellen Zukunftsvision hier, um ihn dann stattdessen wie einen Patienten zu behandeln. Wie auch immer, er beschloss, sich auch auf dieses Spiel einzulassen. Egal wie, das Lager begann allmählich, Spaß zu machen.
    Am späten Nachmittag trugen die Kinder vor dem versammelten Camp ihre Ergebnisse vor. Es waren kluge, neue, wilde Gedanken. Professor Schifter und Dr. Bohari hatten den Kindern alle Fantasie gelassen und sie durch Gespräche beflügelt. Für diesen Tag hatten sie alle anderen Sorgen vergessen. Um eine neue Kultur, eine neue Welt zu erschaffen. Eine, die nicht durch die Fehler und Versäumnisse ihrer Vorfahren beschränkt war und von einer alten, durch Männer überlieferten Geschichte. Eine, die nicht auf Ängsten und Kriegen, auf Not und Ungerechtigkeit basierte. Eine, die noch frei war und nicht den ausgetretenen Pfaden folgte, auf denen sie in der Schule herumstapfen sollten. Dorthin, wo alle vor ihnen gewesen waren – und wo keiner hatte bleiben wollen.
    Professor Schifter und Dr. Bohari erklärten den Kindern, dass es einen Unterschied gab zwischen der Welt und der Erde. Dass die Welt durch Menschen erschaffen wurde, die bestimmte Interessen hatten. Die Kinder begriffen, dass jeder Mensch noch einmal für sich selbst durchdenken musste, welche Welt und welche Sicht auf die Welt er akzeptieren wollte. Niemand konnte für einen anderen entscheiden, was für ihn richtig war. Die Regierung nicht für ihre Bürger, die Eltern nicht für ihre Kinder und die Kinder nicht für ihre Eltern.
    Sie begriffen, dass es ein großes Privileg war, sich aus freien Stücken mit diesen Theorien beschäftigen zu dürfen. In vielen Teilen der Welt erfuhren die Menschen nur einen Bruchteil dessen, was ihnen als Information erhältlich war. Was Linus und Simon am besten gefiel, war, dass weder Professor Schifter noch Dr. Bohari die digitale Welt der Computer, das Internet und die Computerspiele als Bedrohung ansahen, sondern als Teil eines evolutionären Fortschreitens, das Gefahren barg und das beherrscht werden wollte.
    Linus fühlte sich danach so, wie sich die großen Entdecker und Seefahrer gefühlt haben mussten, als sie beschlossen hatten, aufzubrechen und ihren Träumen zu folgen. Die digitale Welt war ein neuer unentdeckter Kontinent, der plötzlich aus der Realität aufgetaucht war und sie waren die ersten Menschen, die dort landeten und die die Sprache der Einwohner sprachen.
    Glücklich kehrten die Jugendlichen in ihre Zelte zurück. Kaum einer sprach. Der Discoabend stand bevor und alle machten sich dafür bereit. Niemand wusste, wo das Vergnügen stattfinden sollte. Es sollte eine Art Schnitzeljagd zu dem Ort des Geschehens geben.
    Linus hatte sich schnell umgezogen und schaute nun den Vorbereitungen der anderen entspannt zu. Als er die Augen schloss, sah er seine lachenden Eltern vor sich. In den Ferien am Strand. Wie sie mit ihm spielten. Wie kindisch sie mit ihm herumtollten. Linus lächelte. Ja, er war fest entschlossen. In wenigen Stunden, wenn alle anderen zur Disco pilgerten, wollte er seine Mission in den Untergrund von Berlin starten.
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    Irgendetwas hatte sich verändert. Edda und Linus und Simon spürten es schon, als sie am Sammelplatz eintrafen und in die Gesichter der anderen Jugendlichen blickten. Entweder war es eine wirklich lange Nacht in der Disco gewesen und die Müdigkeit ließ die anderen so leblos wirken oder sie waren krank.
    Die Campleiterin bemühte sich, ihre Panik zu verbergen. Gerade hatte sie aus der Einsatzzentrale erfahren, dass Thorben nicht zu orten war. Er musste sein Namensschild vernichtet haben. Die Campleiterin teilte die Kinder in fünf Gruppen ein, um gezielt das

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