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Abbey Road Murder Song

Abbey Road Murder Song

Titel: Abbey Road Murder Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shaw
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herumgewirbelt und in die Richtung geweht, aus der Breen gerade gekommen war.
    »Sie haben was fallen lassen«, rief Breen und zeigte auf den Brief, der die Straße entlangflatterte.
    Der Postbeamte blickte nicht einmal auf, zuckte nur kaum merklich mit der Schulter und verschnürte den Postsack. Breen rannte dem Brief hinterher. Als er ihn fast erreicht hatte, kam wieder ein Windstoß und wehte ihn weg. Beim zweiten Mal trat Breen drauf. »Hab ihn«, schrie er, doch als er sich nach dem Postbeamten umsah, war dieser längst verschwunden. Breen steckte den Brief wieder in den Kasten und ging weiter.
    Als er in die Wigmore Street einbog, war ihm bereits kalt und seine Kopfhaut kribbelte. Er verlangsamte seine Schritte, versuchte, gleichmäßiger ein- und langsamer auszuatmen. Dann blieb er stehen und zog ein Päckchen No 6 aus der Tasche. Die erste Zigarette. Eine Taube mit schorfigen Krallen pickte an einer Sandwichkruste und flog davon, ihre Flügelschläge waren erstaunlich laut. Er sah sich nach einer Bank oder etwas Ähnlichem um, wollte sich setzen und zu Atem kommen, aber er fand nichts. Und er war sowieso schon spät dran.
    Die vertraute Musik aus Einfingertippen und ewig klingelnden Telefonen, der Gestank nach Zigaretten und Bodenpolitur.
    Der Sergeant am Empfang nahm nicht einmal den Blick von der Zeitung, als Breen an ihm vorbeiging. Fast hatte er es bis an seinen Schreibtisch geschafft, als jemand etwas sagte. Es war der große John Carmichael –neue Lederjacke, weißes Hemd, das an seinem fleischigen Hals ein kleines bisschen zu eng saß, eine Kippe klebte an seiner Unterlippe.
    »Was war los, Paddy?«, fragte er leise.
    »Weiß jemand, wie’s Prosser geht?«, fragte Breen.
    Jones, der Jüngste im Büro, blickte auf und sagte: »Sieh mal einer an, wer sich hertraut.«
    Er glaubte, auch von irgendwoher ein »Arschloch« gehört zu haben.
    Knallrot vor Zorn sagte Jones: »Er hat gesagt, du bist weggerannt und hast ihn mit dem Chinesen und dem Messer allein gelassen.«
    Alle Augen waren auf ihn gerichtet, Breen ging weiter und setzte sich an seinen Schreibtisch. Das Morgenlicht sickerte durch die Leinenrollos. Olivetti-Schreibmaschinen, darin eingespannt Formulare in dreifacher Ausführung, weiß oben, gelb in der Mitte und rosa unten. Das Porträt der Königin.
    Blackstones Polizeihandbuch und Butterworths Verwaltungsrecht. Grüne Lampenschirme aus Emaille hingen von der Decke, dick mit Staub bedeckt.
    »Hast dir in die Hose geschissen und einen Kollegen im Stich gelassen.«
    »Halt die Klappe, Jones. Das ist bestimmt nicht die ganze Wahrheit, oder Paddy?«
    »Ich sag nur, wie’s war, das ist alles«, meinte Jones.
    Das Schwarzweißfoto eines verkohlten Arms lag obenauf in Breens Eingangsfach. Sein Magen verkrampfte. Er drehte das Bild um.
    »Prosser sollte einen Orden bekommen. Und du …«
    »Halt, halt«, sagte Carmichael. »Komm schon. Wie geht’s dir, Paddy?«
    »Mir geht’s gut.«
    »Wieso hältst du zu ihm, Carmichael?«
    »Junge, wir haben uns Sorgen um dich gemacht.«
    »Oder auch nicht.«
    »Hör auf, Jones.«
    »Prosser hat gesagt, du bist so schnell gerannt, dass er glaubte, du trainierst für die Olympiade in Mexiko.«
    »Hast du ihn gesehen?«
    »Ich war heute Morgen im Krankenhaus. Es geht ihm einigermaßen. Dir haben wir das allerdings nicht zu verdanken. Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?«
    »Hört mal, Jungs. Lasst den Mann in Frieden. Jeder hat mal einen schlechten Tag.«
    Jones schnaubte. »Leck mich am Arsch.«
    »Achte auf deine Ausdrucksweise«, rief Marilyn von der anderen Seite des Raums. »Es reicht jetzt.«
    »Oho«, jaulte Jones. »Ich zeig dir gleich meine Ausdrucksweise.«
    Die Tür von Baileys Büro ging auf. Alle senkten ihre Köpfe. Das Einfinger-Geklapper setzte wieder ein.
    »Ah«, sagte Bailey. »Hab mich gewundert, was das für ein Lärm ist. Breen. Zu mir, bitte.«
    Er nickte in Richtung seines Büros.
    Bailey schloss die Tür hinter Breen und setzte sich langsam an seinen Schreibtisch. Ein dünner Mann mit Falten und tiefliegenden Augen. Ein weißer Zahnpastarest klebte ihm im Mundwinkel. Ein paar Stoppeln in den Hautfalten waren dem Rasierer entgangen.
    »Haben Sie Ihren Bericht über die Ereignisse der vergangenen Nacht schon geschrieben?«
    »Noch nicht, Sir.«
    Bailey kaute auf seiner Unterlippe und sagte: »Schreiben Sie’s auf, solange die Erinnerung frisch ist.«
    In den beiden Jahren, die Breen nun schon bei der D-Division war, hatte Bailey

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