Abendfrieden
machte eine Pause. »Ihre Schwiegermutter ist ermordet worden.«
»Nein!« Sophie Bäumer drückte sich das Putztuch ans Gesicht. »Mein Gott, die arme Amalie.«
»Ermordet, sagen Sie?« Regine Mewes bewahrte Haltung. Nur ein leises Zucken verriet, dass sie die Dimension der Nachricht erfasst hatte. »Wie sollen wir das verstehen?«
Danzik schwieg und fixierte sie. »Es war Brandstiftung«, sagte Tügel. »Brandstiftung«, wiederholte Regine Mewes langsam. »Interessant. Die ganze Zeit habe ich überlegt, wieso es hatte brennen können.
Es war mir rätselhaft. Ich dachte schon, meine Tante hätte irgendwas in der Küche –«
»Ich??« Sophie Bäumer hatte plötzlich rote Flecken im Gesicht. Es sah aus, als ob sie gleich weinen würde. »Wie kannst du nur so etwas sagen. Nur weil man schon etwas älter ist.« Sie schaute zu Danzik. »Herr Kommissar, bin ich mit 70 zu alt, um auf den Herd Acht zu geben?«
»Aber nein, liebe Frau Bäumer. So etwas zu behaupten, wäre wirklich Unsinn.«
»Siehst du!« Die alte Frau drehte sich zu ihrer Nenn-Nichte um. »Frau Bäumer, wir möchten jetzt mit Ihrer Nichte allein sprechen. Würden Sie solange nach nebenan gehen?« Danzik nickte ihr freundlich zu. Sophie Bäumers eulenhafte Augen blickten verwirrt, dann erhob sie sich. »Machen Sie sich keine Sorgen«, fügte Tügel hinzu. »Frau Mewes, wo waren Sie, als der Brand gelegt wurde?«, fragte Danzik. »In Italien. In Montegrotto. Das hat Ihnen meine Tante doch bereits gesagt. Als das mit dem Feuer passierte, war ich schon vier Tage in Italien. Wollen Sie den Flugschein sehen?«
»Ja. Können Sie nachher mal raussuchen. – Was mich erstaunt: Sie fragen gar nicht nach dem Täter.«
»Ja, haben Sie ihn denn?«
»Nein, aber ich hatte erwartet, dass Sie sich darüber Gedanken machen, vielleicht sogar eine Vermutung haben.«
Regine Mewes hob die Schultern. »Da kann ich Ihnen wirklich nicht weiterhelfen.«
»Wer gehört denn zur Familie? Ich bitte um vollständige Angaben, auch was fernere Verwandte betrifft.«
Regine Mewes stand auf und ging zu einem Servierwagen hinüber. Sie schenkte sich einen Magenbitter ein. »Sie sind ja im Dienst …«
»In der Tat.« Wollte sie Zeit gewinnen?, überlegte Danzik. »Zur Familie gehört mein Mann. Wie er mir erzählt hat, haben Sie ihn ja schon befragt.«
»Wobei er hinreichend entlastet wurde.«
»Ja. Dann natürlich meine Tante. Meine Schwiegermutter war geschieden. Da gibt es einen Ex-Mann, Medizinprofessor, der hat wieder geheiratet. Felizia, eine jüngere, sehr attraktive Frau. Von meiner Schwiegermutter wollte der Professor nichts wissen und schon gar nichts von Norbert, meinem Mann. Sie haben sich überworfen, weil mein Mann angeblich behauptet hatte, Felizia hätte Schmuck aus dem Familienerbe gestohlen.«
»Ihr Mann ist der einzige Sohn?«
»Ja. Das heißt, der einzige von Amalie und dem Professor. Mein Mann hat allerdings noch einen älteren Bruder, Dieter, den hat meine Schwiegermutter unehelich zur Welt gebracht.«
»Und wer ist der Vater von diesem Dieter?«
»Harald Rollmann, ein pensionierter Ingenieur. Lebt in Stuttgart.«
»Torsten, du notierst die Adressen.«
»Claro, Chef.«
»Beschäftigen Sie Personal in Ihrem Haushalt?«
»Ja.« Regine Mewes nahm einen großen Schluck Magenbitter. »Wir haben Dörte, das ist die Pflegerin meiner Schwiegermutter. Die kommt täglich. Und Frau Basthorst, die kommt einmal in der Woche zum Putzen.«
Immerhin ist sie gesprächig geworden, dachte Danzik. Das war der richtige Moment für eine überraschende Attacke. »Frau Mewes, wie war Ihr Verhältnis zu Ihrer Schwiegermutter?«
Regine Mewes’ abweisende Miene verschloss sich noch mehr. Sie überlegte kurz. »Normal.«
»Normal? Ihr Mann erwähnte, dass es öfter Spannungen gab. Es schien ihn zu belasten, dass Sie sich mit seiner Mutter nicht so gut verstanden.«
»Warum fragen Sie dann, wenn Sie schon alles wissen? Sie war krank, eine schwierige Patientin, aber ich hab sie dennoch Tag für Tag betreut.« Regine Mewes kippte empört einen weiteren Magenfreundlichen hinunter. »Ich verstehe nicht, wie mein Mann so etwas daherreden kann.«
»Gut, Frau Mewes. Gehen Sie jetzt bitte hinaus und rufen Sie Ihre Tante.«
Sophie Bäumer hatte inzwischen den Schürzenkittel abgelegt. Sie blieb unsicher auf der Schwelle stehen. »Werde ich jetzt verhört?«
»Aber nein, liebe Frau Bäumer.« Danzik war aufgestanden und führte sie zum Sofa. »Wir wollen uns nur mit Ihnen
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