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Abendkuss - Teil I

Abendkuss - Teil I

Titel: Abendkuss - Teil I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Loistl
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über beobachten, reagiere ich nicht. Ich will mit niemanden reden, will niemanden sehen. Als es klingelt, springe ich auf, greife nach meinem Rucksack und verlasse so schnell ich kann, das Schulgebäude.
    „Mia, warte!“ Loulou ruft nach mir und als ich stehen bleibe, sehe ich, wie sie die Treppen hinunterspringt. Sie keucht, als sie vor mir stehen bleibt und mir ein Buch in die Hand drückt.
    „Von Bärtchen. Für dein Referat.“ Griechische Mythologie. Genau das habe ich jetzt noch gebraucht.
    „Danke“, seufze ich, nehme das Buch und stecke es in meinen Rucksack.
     „Wer ist das?“
    Ich hebe meinen Kopf, drehe mich um und folge Loulous Blick. Nur wenige Meter von uns entfernt entdecke ich schwarze Bikerstiefel, die meinen Blick auf den Boden lenken. Nach einer Weile, ich habe keine Ahnung, wie lange ich dorthin gestarrt habe,nwandert  mein Blick nach oben und dann sehe ich alte, vergilbte Jeans, ein weisses Hemd, dessen Ärmel bis zu den Ellbogen aufgekrempelt sind und die seine tätowierten Armmuskeln voll zur Geltung bringen.  Ich schlucke und bevor ich lange darüber nachdenke, hebe ich meinen Kopf und blicke in zwei eisblaue Augen, die mich beobachten. Mit einem Schlag überkommt mich wieder diese Ruhe, die ich gestern Nacht bereits gespürt habe und die Wut und der Schmerz  verschwinden. Als hätte jemand die Traurigkeit aus mir herausgesaugt. Ich muss zugeben, dass er verdammt gut aussieht. Er hat etwas an sich, dass einen um den Verstand bringt und je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr verfalle ich ihm.
    Plötzlich bekomme ich einen Stoß in den Rücken. „Wow“, höre ich Loulou flüstern. “Jetzt weiß ich, dass es einen Gott gibt. Sag bloß, du kennst diesen heißen Typ?“
    Ich schüttle den Kopf und drehe mich zu Loulou, um ihn nicht weiter so offensichtlich anzustarren. 
    „Ich habe ihn heute Nacht zum ersten Mal gesehen. Er stand vor meinem Fenster.“ Die Worte sprudeln aus meinem Mund und jetzt, als ich sie ausgesprochen habe, hören sie sich ziemlich verrückt an.
    „Echt?“ Loulou reißt die Augen auf und auf ihrer Stirn bildet sich ein Netz aus winzigen Falten, dass mir der     Anblick schon Schmerzen bereitet.
    „Hört sich ziemlich krank an. Was wollte er denn?“ Ich schüttle den Kopf.
    „Woher soll ich das wissen? Ich glaube, er wohnt in der alten Villa.“
    „In dieser Bruchbude? Ist der lebensmüde?“
    Plötzlich fällt mir das Mädchen wieder ein, das gestern aus dem Haus gekommen ist. Wieder spüre ich diesen Schmerz in meiner Brust und ich weiß immer noch nicht, was das zu bedeuten hat.
    „Er wohnt dort glaube ich mit seiner Freundin.“
    „Schade“, Loulou zieht eine Schnute, bis sie zu Grinsen beginnt. „Bekka sagt immer, eine Freundin ist zwar ein Problem, aber kein Hindernis.“
    Ich sehe zu dem Fremden hinüber, der nun gegen eine alte Eiche lehnt und uns immer noch beobachtet.
    Er neigt seinen Kopf zur Seite und ich sehe, wie sich seine Augen zu Schlitzen zusammenziehen. Sein Blick ruht nachdenklich auf mir, bis sich ein Lächeln auf seinen Lippen abzeichnet. Ich spüre eine Wärme in meiner Brust, ein Kribbeln, als befänden sich tausend Ameisen in meinem Bauch.
    „Er starrt dich an, Mia! Das ist unheimlich. Vielleicht ist er einer von diesen Psychotypen, die immer wieder aus der Klapse ausbrechen. Obwohl ich finde, dass er dafür viel zu sexy aussieht.“
    „Hör auf damit!“ zische ich. Ich fühle mich ein wenig unwohl. Vielleicht hat Loulou recht und der Typ ist ein Krimineller, der es auf mich abgesehen hat. Aber wieso sollte der Typ hinter mir her sein? Wieso hinter mir, wenn er doch eine Freundin hat, die wie ein Elfe aussieht?
    „Erde an Mia. Erde an Mia!“ Ich höre Loulous Stimme und sehe ihre Arme vor meinem Gesicht herumwedeln, eher ich wieder zu Bewusstsein komme.
    „Hörst du mir überhaupt zu? Ich hab dich gefragt, was du gemacht hast, als er da gestern vor deinem Fenster stand.“
    Ich zucke mit den Schultern. „Nichts. Was hätte ich denn tun sollen?“ Sie sieht wieder zu dem Fremden und ein verschmitztes Lächeln huscht über ihre Lippen.
    „Also, wenn er vor unserem Haus gestanden wäre, ich glaube, ich wäre aus dem Fenster gesprungen, nur um ihn kennenzulernen. Vielleicht wäre sogar eine Mund-zu-Mund-Beatmung drin gewesen. Siehst du seine sinnlichen Lippen? Ich wette, er kann bestimmt super küssen.“
    Auf einmal starrt Loulou ins Leere und ich sehe ein eigenartiges Flattern in ihren Augen, dann

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