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Abendkuss - Teil I

Abendkuss - Teil I

Titel: Abendkuss - Teil I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Loistl
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die Bezeichnung Gürtel verdient hätte und ein schwarzes Top.
    „Du bist total unromantisch!“
    „Bin ich überhaupt nicht, aber ich finde, Romeo und Julia wird total überbewertet. Es gibt noch andere         Liebespaare. Was ist mit Tristan und Isolde oder Napoleon und Josefine? Darüber spricht kein Mensch. Aber wenn sich ein Schönling vor Liebeskummer in den Tod stürzt, dann wird überall nur davon erzählt. Romeo hat Julia erst fünf Tage gekannt. Fünf Tage, was ist das schon?“
    „Wahre Liebe kennt keine Zeit.“ Loulou sieht aus dem Fenster und ein träumerischer Ausdruck verwandelt ihr Gesicht. „Außerdem, was gibt es romantischeres, als einen Menschen, der lieber sterben würde, als den Rest seines Lebens ohne dich zu verbringen?“ Ich schüttle den Kopf und greife nach meinem Geschichtsbuch.
    „Das Leben ist zu kurz, um es einfach wegzuwerfen", rede ich weiter. " Was, wenn Julia gar nicht für ihn bestimmt gewesen ist? Wenn er seine wahre Liebe erst später kennengelernt hätte?  Dann hat er sich für Julia, die nur eine weitere Liebelei für ihn gewesen wäre, umgebracht, obwohl er danach der Liebe seines Lebens begegnet wäre.“ Loulou seufzt und nimmt mir das Buch aus der Hand.
    „Aber das spürt man doch, wenn es die wahre Liebe ist. Es ist, als wenn du vorher nur ein Teil von etwas     gewesen bist und danach ein Ganzes bist. Du triffst somit die andere Seite deiner Seele.“
    Irritiert sehe ich sie an. „Woher hast du denn diesen Schwachsinn?“
    Loulou zuckt mit den Schultern. „Hab ich in einem Psychoratgeber meiner Mutter gelesen. Für mich klingt das logisch. Die Sinn des Lebens, ist die Suche nach der zweiten Hälfte seiner Seele und der Mensch ruht solange nicht, bis er sie gefunden hat.“ Skeptisch betrachte ich meine Freundin. Ich sage nichts weiter dazu, bis Loulou mich auf die Schulter boxt.
    „Du bist doch unromantisch. Manchmal frage ich mich wirklich, was David an dir findet.“ Zum ersten Mal an diesem Morgen muss ich lachen. David gehört meiner Fangemeinde an, doch ist er mein einziger Fan und dabei wird es wohl auch bleiben.
    „Frag ihn das selbst und dann gib mir Bescheid, dass interessiert mich nämlich auch.“
    „Übrigens, bevor ich es vergesse. Natürlich kommt jeder ohne Partner zu meiner Valentinsparty, dass belebt die Stimmung. Habe ich dir schon von meinem Motto erzählt?“ Sie grinst und ich frage mich, was Loulou im Schilde führt.
    „Ein Motto?“ fragt nun auch Alex, die den Kopfhörer abgenommen hat und nun ganz unserem Gespräch lauscht.
    „Flitterherzen – was zusammengehört, wird zusammengebracht. Jeder bekommt von mir ein kleines Herz     geschenkt und darin steht die Liebe seines Lebens. Oder zumindest für diesen einen Abend.“
    „Das hört sich eher an wie der Werbeslogan einer Partnervermittlung. Außerdem ist es unfair, wenn du deine Finger im Spiel hast.“
    Alex spielt mit einem Stift in ihrer Hand und sieht immer wieder zur Tür, als warte sie auf jemanden.
    „Ich habe überhaupt nichts im Spiel. Ich lasse die Karten entscheiden.“ Sie greift in ihre Schultasche und zieht einen Stapel Tarotkarten und ein Blatt Papier heraus, die sie in der Luft wedelt. „Dafür muss sich aber jeder in die Gästeliste eintragen.“ Alex hebt ihren Kopf und ein Lächeln zeichnet sich auf ihren Lippen ab. Hektisch streicht sie sich eine Haarsträhne hinter das Ohr und rückt ihre Brille zurecht. Ich folge ihrem Blick und da sehe ich den Grund für ihr Verhalten. David betritt das Klassenzimmer und schleicht zu seinem Platz. Schwarze Ränder zeichnen sich unter seinen schokoladenbraunen Augen ab und ich weiß, dass er wieder die ganze Nacht wach gewesen ist, um seinem Vater bei der Arbeit zu helfen. Alex beginnt zu kichern und als ich zu ihr hinüberblicke, erkenne ich sofort den schmachtenden Gesichtsausdruck, während sie David ansieht. Er blickt zu uns hinüber und ein Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus.
    „Hab ich etwas verpasst?“ David legt seine Ledertasche auf den Tisch und schlendert zu uns hinüber. Er fährt sich durch die honigblonden Haare, die nun wirr vom Kopf abstehen. Mit seinen coolen Klamotten, dem lässigen Gang und seinen selbst kreierten T-Shirts ist er der Romeo aller Mädchen an unserer Schule. Laut Loulous Erzählungen, gibt es kein Mädchen am Ludwigsgymnasium, dass nicht schon mal in ihn verliebt gewesen ist. Außer mir. So sehr ich mir auch wünsche, Davids Gefühle erwidern zu

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