Abenteuer im Ferienlager
unausgepresst aus der Badewanne kommt. Immer wieder hielt er den vier Verkäufern – zwei Männern und zwei Frauen – das Foto hin.
»Sie sind also sicher? Ganz sicher? Der! Und hundertprozentig der. Der ist der Dieb. Fantastisch! Unsere jungen Freunde«, wandte er sich an die Kinder, »sind einmalig tüchtig. Richtige Spürnasen seid ihr. Als Hausdetektive sollte man euch anstellen. Also, ehrlich!«
Er hatte Kaffee und Kuchen aufgetischt – Klößchen aß bereits das dritte Stück – und ließ sich zum zweiten Mal erzählen, wie sie Billy Schneider aufgrund der Personenbeschreibung entdeckt hatten. Dass der sich halsstarrig verhielt, sagten die Kinder nicht. Im Gegenteil!
»Bevor Sie Polizei zu ihm schicken«, meinte Tarzan, »warten Sie bitte noch etwas. Ungefähr eine Stunde, würde ich sagen. Wir glauben nämlich, Anzeichen entdeckt zu haben, dass Billy seine Taten bereut. Es wäre doch schön, wenn er freiwillig herkommt, sich sozusagen stellt. Und alles Gestohlene unbeschädigt abliefert.«
»In dem Fall«, sagte Vierhaus, »könnten wir.., würden wir.., ich meine, es wäre vielleicht mit einem Hausverbot getan. Allerdings! Nein, ich glaube, anzeigen müssen wir ihn. Er ist zu dreist vorgegangen. Und systematisch. Wie ein Profi. Den bisherigen Schaden beziffern wir auf 8000 Mark. Das lässt sich nicht mit jugendlicher Dummheit entschuldigen.«
Tarzan zuckte mit den Achseln. »Wir dachten, Reue mildert eine Tat.«
»Darüber muss der Jugendrichter befinden.«
Mehr ließ sich darüber nicht sagen. Und Tarzan verspürte keine große Lust, sich für Billy Schneider in die Bresche zu werfen.
Herr Vierhaus wurde hinausgerufen. Die Kinder sollten bleiben. Sie saßen an einem Rauchtisch, tranken, aßen; auch Oskar erhielt ein Stück trocknen Kuchen. Allzu süß war er nicht, deshalb konnte Gaby – die Hunde über alles liebte und viel von Kynologie (Hundeforschung) verstand – mal eine Ausnahme machen.
Herr Vierhaus kam zweimal zurück, musste aber gleich wieder weg; und die Stunde verging. Kein reuiger Sünder war aufgetaucht.
»Wir hätten auf ihn aufpassen sollen«, sagte Gaby. »Vielleicht ist er geflohen.«
Die Jungs gaben ihr Recht, aber jetzt war nichts mehr zu machen. Deshalb warteten sie, bis der Streifenwagen mit den beiden Polizisten kam, die Herr Vierhaus verständigt hatte. Die vier Freunde wiederholten ihre Angaben. Die Verkäufer wurden angehört. Dann stapelten die Polizisten – freundliche Beamte – die vier Räder in den Kofferraum und die Kinder quetschten sich auf die Rücksitze. Oskar fand das prima, kroch unter ihren Beinen herum und setzte sich dann auf Gabys Schoß, wo er bald einschlief.
Der Wagen rollte langsam, weil der Kofferraumdeckel sich nicht schließen ließ und in Schlaglöchern auf und nieder wippte. Die Polizisten unterhielten sich in friesischer Mundart. Die Kinder verstanden nur Bahnhof. Und Klößchens Magen knurrte. Er hatte zwar vier Stück Kuchen verschlungen, aber deshalb war er noch nicht satt. Im Gegenteil. Jetzt war er richtig wild auf Schokolade. Doch die lag in seinem Spind. Und Klößchen konnte an nichts anderes denken.
Sie kamen ins Ferienlager.
Nur ein paar kleinere Kinder nahmen von dem Polizeiwagen Notiz. Aber Rasputin kam vorbei, zufällig, blieb stehen, furchte die Stirn und trat näher.
»Habt ihr was ausgefressen?«, fragte er Tarzan.
»Wir nicht. Es geht um Billy Schneider. Moment!« Er wartete, bis die Polizisten heran waren. Dann berichtete er.
Rasputin sperrte den Mund unter seinem Bartgestrüpp auf und kriegte Augen wie Untertassen. »So was!«, staunte er. »Und ausgerechnet hier. Verdammt!« Er blickte zu dem Haus, in dem Billy Schneider wohnte. Dann fiel ihm was ein.
»Während der letzten Woche, sagt ihr, hätte Billy die Sachen gestohlen? Und heute die Schokolade?«
Die Kinder nickten. Die Beamten bestätigten.
»Unmöglich!«, sagte Rasputin und schüttelte heftig den Kopf. »Billy Schneider kann’s nicht gewesen sein. Weder noch. Ich meine: Weder in der vergangenen Woche noch heute.«
»Es gibt aber nicht den geringsten Zweifel«, sagte einer der Polizisten. »Anhand des Fotos wurde der Dieb eindeutig identifiziert. Von vier Verkäufern, deren Seriosität unbestritten ist.«
»Mag sein.« Rasputin lächelte. »Trotzdem irren Sie sich. Ich weiß es genau. Billy Schneider war seit neun Tagen krank. Eine schwere Angina. Mit vereiterten Mandeln. Er hatte lange Zeit Fieber und einen so schwachen Kreislauf, dass er
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