Abenteuer im Ferienlager
Fluss- und Seedeiche unterscheide und der Deich als aufgeschütteter Damm nicht nur als Schutz vor Überschwemmungen anzusehen sei, sondern auch der Landgewinnung diene. Indem man dem Meer Stück um Stück abringe. An der See seien die so genannten Sommerdeiche der Schutz vor dem Sommerhochwasser, die Winterdeiche der Schutz vor dem maximalen Hochwasser.
»Die Bewohner der deutschen Meeresküsten haben sich zum so genannten Deichverband zusammengeschlossen«, sagte er noch. »Der untersteht einem Deichhauptmann. Oder auch Deichgrafen. Der Verband ist für die Deiche verantwortlich.«
»Logisch«, meinte Klößchen. »Ohne Deiche gäbe es hier öfters nasse Füße.«
Tarzan, der an der Spitze fuhr, hörte kaum hin. Er dachte nach. Als Gaby, die ihn beobachtet hatte, fragte, zuckte er mit den Achseln. »Die Sache mit Billy Schneider geht mir nicht aus dem Kopf. Irgendwas ist daran faul. Dass ihn vier Verkäufer fälschlich beschuldigen, glaube ich einfach nicht. Andererseits zweifle ich nicht an, was Rasputin und die Krankenschwester sagen. Wo also ist die Erklärung? Wenn ihr mich fragt: Ich traue Schneider zu, dass er stiehlt. Beweisen könnte man es allerdings nur, wenn die Beute gefunden wird. Unterstellen wir mal, dass er sie hat. Aber wo? In seinem Spind im Ferienlager? Unmöglich. Also irgendwo draußen. Verschimmeln lässt er dieSachen nicht.Er wird sich darum kümmern. Und wenn wir ihm dann nachschleichen und ihn dabei überraschen... Nun?«
»Das kann spannender werden als das Geländespiel, das für morgen angesetzt ist«, meinte Karl. »Vielleicht irrst du dich; und es kommt nichts dabei raus. Aber versuchen können wir’s. Ich mache mit.«
Auch Gaby und Klößchen stimmten zu. Dann waren sie schon beim Campingplatz, wo buntes Treiben herrschte. Vor einem Wohnwagen wurden Würstchen gegrillt, und Gaby hatte ihre liebe Not, Oskar weiterzuziehen.
Plötzlich vergaß Tarzan das Radeln. Während sein Stahlross im Leerlauf weiterholperte, äugte er angestrengt voraus. Und jetzt entdeckten auch die anderen den Radfahrer, der ihnen langsam entgegenkam. Seine orangefarbene Windjacke hatte er über den Lenker gehängt. Gesicht und Hemd waren verschwitzt.
Billy Schneider wirkte angestrengt.
Wortlos fuhr er vorbei. Aber wenn seine Blicke Dolche gewesen wären, hätte es die vier tot aus dem Sattel geworfen. Oskar knurrte, bellte dann sogar und zog böse die Lefzen zurück.
»Donnerwetter!«, staunte Klößchen, als der Junge vorbei war. »Der muss eine Abkürzung kennen, sonst hätte er vor uns nicht hier sein können. Wahrscheinlich war er bei seinem Beuteversteck, aber das finden wir nicht. Höchstens mit Oskars Hilfe.«
»Oskar einzusetzen, ist eine gute Idee«, meinte Tarzan. »Habt ihr übrigens bemerkt, was Schneider für Socken anhatte. Die Farbe, meine ich.«
»Klar«, antwortete Klößchen. »Blaue. Eben habe ich zwar nicht darauf geachtet. Aber als er im Eiscafé mit übergeschlagenen Beinen saß, fiel’s mir auf.«
»Bist du farbenblind?«, fragte Gaby. »Die waren grün. Grasgrün. Das sah man doch eben ganz deutlich, weil er sich die Jeans hochgestreift hatte.«
»Ach, wirklich?«, meinte Klößchen und wurde unsicher. »Ich glaube, ihr habt beide Recht«, sagte Tarzan.
»Das ist nach allen Gesetzen der Logik unmöglich«, sagte Karl.
»Was ist daran unlogisch, dass er im Eiscafé blaue Socken anhatte und eben grüne?«, fragte Tarzan.
»Ach, so meinst du’s. Hm. Unlogisch ist das natürlich nicht. Höchstens ungewöhnlich. Denn es hieße doch, er hätte seine Socken gewechselt.«
»Vielleicht hat er Käsefüße«, krähte Klößchen in plötzlicher Erkenntnis. »Aber was ein feiner Dieb ist, der hält auf sich. Und wenn wir ihn nachher sehen, trägt er rote Socken. Wetten?«
Am nächsten Tag braute sich ein Unwetter über der Küste zusammen. Regenwolken schleiften sich über Dächer und Wipfel hinweg. Wolken, die an einen Kirchturm gerieten, schlitzten sich die Bäuche auf. Aber der Regen fiel erst später.
Das war gegen 15 Uhr, als Billy Schneider das Ferienlager verließ.
Tarzan, der am Fenster seiner Bude stand, beobachtete es zufällig.
Gaby war auf ihrem Zimmer und ruhte sich aus. Klößchen und Karl saßen im Gemeinschaftsraum und spielten Schach, wobei Klößchen ständig verlor. Damit es für Karl spannender wurde, tauschten sie – sobald Klößchen kurz vor dem »Matt« stand – die Plätze; und Karl spielte mit Klößchens restlichen Figuren weiter. Trotzdem gewann
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