Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.
Kladde?, fragte Olli und wollte hineinklettern, aber er passte nicht durch den Spalt. Also zwängte ich mich hindurch und tauchte nicht viel später mit einem Heft in der Hand auf.
»Ist das ...?«
Ich nickte. »Unsere Kladde.«
»Die hat sicher dein Opa wieder dort versteckt? Mach auf!«
Wir fanden eine Menge neue Zeichnungen: ein Messer und einen Kohl, dann einen Topf mit kochendem Wasser, einen kryptischen Schriftzug:
Nacl
, ein
H
, eine Flasche, von der ein Pfeil in einen weiteren Topf ging, und dergleichen mehr.
»Was bedeutet denn nur
Nacl
?«, fragte Olli verwundert.
»Das ergibt keinen Sinn«, bemerkte ich enttäuscht.
»Ein Bilderrätsel. Die Flasche ist sicher Cola«, riet Olli und blätterte um.
»Die Sarazenen greifen an«, flüsterte ich erschrocken, als ich die letzte Zeichnung sah.
Wir eilten nach Hause.
»Gesichter, sagt ihr? In den Bäumen?«, fragte Opa, nachdem wir ihm von unserem Abenteuer berichtet hatten. »Interessant und beängstigend. Zeigt mir mal das Bilderrätsel.« Er schlug die Kladde auf.
Opa studierte die Zeichnungen. »Das hier sind sicher Flaschen und Kolben in einem chemischen Labor. Schaut, das ist ein Bunsenbrenner. Nacl? Ach so. Ganz einfach, wenn man schon etwas Chemie in der Schule hatte.«
»Hatte ich nicht«, sagte Olli kleinlaut.
»Ich auch nicht.«
»Aber ich!«, antwortete Opa. »
Na
steht für Natrium,
Cl
für Chlor.«
»Davon wird man ohnmächtig!«, rief Olli.
Opa schmunzelte. »Du meinst Chloroform. Stimmt, da ist auch Chlor dabei.
NaCl
wird Natriumchlorid ausgesprochen und ist nichts weiter als Kochsalz. Ich deute die Zeichnungen so, dass ihr auf chemischem Wege Salz herstellen könnt.«
»Brauchen wir da nicht ein Labor?«, fragte ich.
»Manchmal reicht eine Küche«, antwortete Opa und zeigte nun auf den Kohl und das Messer. »Das heißt, wir sollen den Rotkohl zerschneiden und dann kochen.«
Ich füllte einen Topf mit Wasser und stellte ihn auf den Herd.
»Was für Salze kennt ihr denn noch?«, fragte Opa.
Olli brauchte gar nicht lange überlegen. »Meersalz, Badesalz, Salzkartoffeln, Salzheringe.«
»Kräutersalz«, warf ich ein.
»Salzsäure!«, rief Olli.
Opa nickte beeindruckt. »Die Säure merken wir uns mal für später.«
Olli und ich schnippelten den Kohl klein und gaben ihn ins kochende Wasser.
»Jetzt warten wir eine halbe Stunde«, sagte Opa.
Ich zeigte auf die Kladde und forderte ihn auf umzublättern, weil meine Hände lila waren.
Opa schaute auf eine gezeichnete Stadtmauer und ein paar Strichmännchen mit Schwertern. Am Himmel stand ein voller Mond, eine Kirche und ein paar Häuser brannten.
»Bedeutet das, Wollebach wird angegriffen?«, fragte Olli.
»Wir haben eigentlich noch nichts unternommen, um die Sarazenen aufzuhalten. Wir haben die Silberfee gefunden und den Barden und versucht, Müllognetismus gegen die Bäume einzusetzen. Gesichter sind trotzdem in den Stämmen erschienen«, fasste ich zusammen.
Opa zeigte auf drei Strichmännchen neben der Stadtmauer. »Vielleicht haben wir die ersten Zeichnungen nur falsch gelesen? Wenn ihr die Verwandlung der Bäume nicht aufzuhalten vermögt, vielleicht könnt ihr sie zurückdrängen? Seht, das eine Männchen hier hält etwas, das wie eine Ratsche aussieht, das andere trägt ein Zepter und das dritte eine Trompete.«
Wir überlegten eine Weile hin und her, was das alles bedeuten könnte, und beschlossen, auf ein weiteres Zeichen des Gehörnten zu warten.
Nach einer halben Stunde schwammen die Kohlstücke in dunkelblauem Wasser. Das gossen wir in eine Teekanne.
»Ich hole die Cola!«, rief Olli und rannte aus der Tür. Bald darauf ertönte ein Schrei. »Aaaaaaaah! Wespe! Wespe! Wespeeeeeee!” Olli stürmte herein und deutete flennend auf seinen Arm. »Gestochen!«
»Wir brauchen verdünnte Essigsäure«, rief Opa und war mit einem Schritt in der Speisekammer. Schon im nächsten Atemzug tröpfelte er eine klare Flüssigkeit auf die Wunde.
Ich starrte mit großen Augen auf Ollis Arm und erwartete Blasen, ein Zischen und was man sonst so von Säuren kennt. Aber nichts dergleichen.
»Besser?«, fragte Opa.
»Brennt immer noch, aber nicht mehr so schlimm«, antwortete Olli tapfer.
Opa deutete auf die Flasche: »Verdünnte Essigsäure hilft gegen Wespenstiche.«
»Irre!«, sagte Olli und schnaufte erschöpft.
Mir fiel auf, dass Opa Apfelessig in der Hand hielt. »Das ist aber keine Säure! Das kommt doch in den Salat«, widersprach ich.
Opa schloss die Flasche und
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