Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.
die Wange.
Wir hatten die Siegerehrung verpasst und auch die Suchtrupps mit Opa und Herrn Berisha an der Spitze. Olli strahlte uns an und zeigte uns seine Arme: »Keine blauen Flecke, keine Prügel. Ich hab denen den richtigen Weg gezeigt und nun sind wir Freunde – hoffe ich. Außerdem haben sie den Müll eingesammelt, den wir an den Sarazenenbäumen deponiert hatten. Damit gewannen sie den Querfeldeinlauf, denn volle Mülltüten zählen mehr als eine schnelle Zeit.«
So hatte meine kleine Gemeinheit dazu geführt, dass ausgerechnet Sprosse, Fetti und Hängeschulter die gefeierten Pfadfinder des Abends waren.
Das machte mir aber nichts aus, denn Tanjas Kuss wärmte mein Herz die ganze Nacht.
Der Salzmacher
Ein Morgen nur mit Tanja, besser konnte der Tag nicht anfangen. Sicher, es war immer lustig, wenn Olli auch mit von der Partie war, doch alleine mit Tanja redete ich über ganz andere Dinge. Viel erwachsener, fand ich, viel ernster.
Zugegeben, manchmal erzählte sie ziemlichen Mädchenkram, aber aus ihrem Munde klang selbst das aufregend.
Normalerweise.
Heute jedoch stand die Welt Kopf. Tanja saß neben mir auf der Mauer und schaukelte mit den Beinen. Aus ihrem Mund kam ein endloser Schwall miteinander verschmelzender Töne, der mir an jedem anderen Tag wie eine Melodie vorgekommen wäre. Schon vor einer Ewigkeit hatte ich aufgehört, ihr zu lauschen, und starrte nur verbissen geradeaus.
Sie redete von Hängeschulter! Ausgerechnet! Und sie benutzte nicht einmal seinen Spitznamen, sondern nannte ihn Martin! Was er anhatte, als er und seine Mutter Tanjas Haus gestern besuchten, welche Witze er gerissen hatte, als die Mütter sich dem Dorftratsch ergaben, und dass er schon die ägyptischen Pyramiden besucht hatte.
Martin wusste dies, Martin tat das, Martin konnte alles, blablabla ... Endlich erlöste mich die Kirchturmglocke. Ich verabschiedete mich bedrückt von Tanja und schlurfte nach Hause, doch in meinem Kopf klang immer noch ihre Stimme und der verhasste Name
Martin
nach.
Ich stutzte, drückte einen geistigen Rückspulknopf und lauschte noch einmal dem, was sie mir gesagt hatte. »Martin kann alles außer Salz machen«? Hatte ich das richtig verstanden? Ich konnte unmöglich zurück und sie fragen, aber es schien mir verständlich, dass er kein Salz machen konnte. Wer hatte denn schon einmal von einem Salzmacher gehört?
Meine Großeltern erwarteten mich zum zweiten Frühstück. Opa schälte dazu immer einen Apfel und kaute den, bis er flüssig war. Das fördere die Verdauung, erklärte er.
»Was hat dir denn die Laune verhagelt?«, fragte er mich. Oma schenkte mir Kakao ein und nahm selber aus der Kaffeekanne. »Streit mit der Wollebachprinzessin?«, fragte sie. Ich zögerte, aber nach etwas Bohren von Opa sprudelte alles aus mir heraus.
»Martin kann alles außer Salz machen?«, wiederholte Opa. »Das hat sie gesagt? Bist du dir sicher?«
Ich nickte.
Oma schaute verdutzt drein und sagte skeptisch: »Salz macht man doch nicht!«
»In der Tat«, bestätigte Opa. »Normalerweise baut man es ab.«
»In Albanien gibt es Salzberge«, bemerkte ich und schaute nachdenklich auf meinen Apfel.
»Du glaubst, wenn du Salz machen könntest, würdest du Martin ausstechen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Stechen will ich ihn gar nicht. Es dem Kerl nur einmal zu zeigen, würde mir schon reichen.«
Opa räusperte sich. »Ich glaube, für dein Problem gibt es eine Lösung!«
Oma warf ihm einen schnellen Blick zu, er lächelte sie an und nickte aufmunternd.
»Genau!«, bestätigte Oma. »Und Opa kann dir dabei sicher helfen.« Damit verließ sie den Tisch und ging in die Wohnstube.
Ich wartete. Opa trank einen großen Schluck Kaffee und schaute dabei tief in die Tasse. Schließlich blickte er auf. »Es ist nicht einfach, doch die Westerburger Alchemisten haben ein Rezept dafür gehabt. Während der Rest ihrer Zunft hinter dem Stein der Weisen her war, konzentrierten sich die Westerburger auf das eigentliche Gold der Zeit: Salz.«
Ich wartete weiter.
»Ich muss danach suchen. Denk du schon mal etwas über Salz nach, denn um den alchemistischen Test zu bestehen, musst du dir Salzwissen aneignen.« Er wünschte mir viel Glück und schob mich aus der Küche.
Das klang alles sehr geheimnisvoll. Wo sollte ich mir nur Salzwissen aneignen? Und wo wollte er das Rezept finden? Ich setzte mich an den Computer und tippte
Salzwissen
in die Suchmaske. Das Ergebnis war wenig befriedigend. Ich beschloss, Olli
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