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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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schwerfällige Thiere, acht bis zehn Fuß lang, waren wenig zu Feindseligkeiten geneigt. Das Schnauben des Dampfbootes und das Pochen der Schraube erschreckte sie. Das Fahrzeug erschien ihnen wie irgend ein neues Ungeheuer, dem sie mißtrauen mußten, und in der That konnten auch die Waffen an Bord ihnen die Annäherung schwierig machen. Sir John Murray hätte gern seine Explosionskugeln an diesen Fleischmassen versucht; doch versicherte ihm der Buschmann, es gebe in den nördlichen Gewässern noch genug Flußpferde, und Sir John Murray entschloß sich, eine günstigere Gelegenheit abzuwarten.
    Die hundertundfünfzig Meilen von der Mündung des Korana bis zur Station Lattaku wurden in fünfzig Stunden zurückgelegt. Am 7. Februar um drei Uhr Nachmittags war das Ziel der Fahrt erreicht.
    Als das Dampfboot an dem steilen Uferrand, welcher als Quai diente, vor Anker gegangen war, fand sich ein fünfzig Jahre alter Mann von ernstem, doch gutmüthigem Gesichtsausdruck an Bord ein und reichte William Emery die Hand. Der Astronom stellte den Neuangekommenen seinen Reisegefährten mit den Worten vor: »Der hochwürdige Thomas Dale, von der Londoner Missionsgesellschaft, Director der Station Lattaku.« Die Europäer begrüßten den hochwürdigen Herrn, der sie willkommen hieß und sich ihnen zur Verfügung stellte.
    Die Stadt Lattaku, oder vielmehr das Dorf dieses Namens, ist die entfernteste Missionsstation nördlich vom Cap. Sie besteht aus Alt-und Neu-Lattaku.
    Die Altstadt, augenblicklich fast ganz verlassen, zählte noch im Anfang des Jahrhunderts zwölftausend Einwohner, welche seitdem nach Nordosten ausgewandert sind. Diese ganz verfallene Stadt ist durch das nicht weit davon, in einer ehemals mit Akazien bedeckten Ebene erbaute Neu-Lattaku ersetzt worden.
    Dies Neu-Lattaku, wohin sich die Europäer unter der Anführung des hochwürdigen Herrn begaben, bestand aus ungefähr vierzig Häusergruppen mit etwa fünf-bis sechstausend Einwohnern, welche dem großen Stamme der Bechuanas angehören. In dieser Stadt hielt sich der Doctor Livingstone im Jahre 1840 drei Monate lang auf, ehe er seine erste Reise nach dem Zambesi unternahm, welche den berühmten Reisenden durch ganz SüdAfrika, von der Loanda-Bai am Longo bis zu dem Hafen Kilimane auf der Küste Mozambique führte.
    Bei seiner Ankunft in Neu-Lattaku übergab der Oberst Everest dem Missions-Director einen Brief des Doctors Livingstone, welcher die anglorussische Expedition seinen Freunden in SüdAfrika empfahl. Thomas Dale las diesen Brief mit großem Vergnügen, dann gab er ihn dem Obersten zurück, indem er sagte, derselbe könne ihm auf seiner Forschungsreise von Nutzen sein, weil der Name Livingstone in diesem ganzen Theile Afrikas gekannt und geehrt sei.
    Die Mitglieder der Commission wurden im Missionshause untergebracht, einem großen, auf einem Hügel errichteten Gebäude, das von einer undurchdringlichen Hecke wie von einer Festungsmauer umgeben war. Die Europäer konnten sich hier auf bequemere Art einrichten, als wenn sie bei den Bechuanas gewohnt hätten. Nicht als seien diese Wohnungen nicht reinlich und ordentlich; im Gegentheil, ihr Boden, aus ganz glatter Thonerde, war völlig staublos; ihr Dach, mit Langstroh gedeckt, ist für den Regen undurchdringlich; aber im Ganzen sind diese Häuser doch nur Hütten, in welche man durch ein kaum zugängliches kreisrundes Loch hineinkommt. In diesen Hütten lebt man in Gemeinschaft mit Allen, und das unmittelbare Beisammensein mit den Bechuanas kann schwerlich für angenehm gelten.
    Das in Lattaku wohnende Stammes-Oberhaupt, ein gewisser Mulibahan, glaubte sich den Europäern vorstellen zu müssen. Mulibahan, ein ziemlich schöner Mann, der von den Negern weder die dicken Lippen noch die platte Nase hatte, zeigte ein rundes Gesicht, das nicht wie bei den Hottentotten nach unten zu schmäler wurde. Er war mit einem aus Häuten künstlich zusammengenähten Mantel und einem in der Landessprache »
pukoje
« genannten Schurzfell bekleidet. Auf dem Kopfe trug er eine Lederkappe und seine Fußbekleidung bildeten rindslederne Sandalen. Sein Vorderarm war mit Elfenbeinringen geziert, und in den Ohren schaukelte eine vier Zoll lange Kupferplatte, eine Art Ohrgehänge, das zugleich ein Amulet ist. Auf seiner Mütze schwankte ein Antilopenschwanz, und sein Jagdstock war mit einem Busch kleiner schwarzer Straußfedern gekränzt.
     

    Ein recht hübscher Mann. (S. 39.)
     
    Die natürliche Hautfarbe dieses Häuptlings der

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