Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika
für die hundert Mann Bedeckung nöthigen Gegenstände. Die Lebensmittel der Buschmänner bestanden hauptsächlich aus »
biltong
«, Antilopen-, Büffel-oder Elephantenfleisch, das, in lange Streifen geschnitten und an der Sonne oder auf langsamem Feuer getrocknet, sich dergestalt Monate lang aufbewahren läßt. Diese Zubereitungsweise erspart den Gebrauch des Salzes und wird in allen den Gegenden angewendet, in denen es an diesem nützlichen Mineral mangelt. Was das Brod anbetraf, so rechneten die Buschmänner darauf, es durch verschiedene Früchte oder Wurzeln zu ersetzen, wie Erdnußkerne, Zwiebeln gewisser Arten von
Mesembryanthemum
, einheimische Feige, Kastanie oder das Mark einer Abart von Zamic, welche den bezeichnenden Namen »Kaffernbrod« trägt. Diese dem Pflanzenreiche entnommenen Nahrungsmittel sollten unterwegs ergänzt werden. In Betreff der Fleischnahrung konnten die Jäger der Truppe, welche mit merkwürdiger Geschicklichkeit ihre Bogen aus Aloëholz und eine Art langer Lanzen zu gebrauchen verstanden, die Wälder und Ebenen durchstreifen, um die Karawane damit zu versorgen. Die Bespannung dieser Wagen bestand aus je sechs am Cap gezogenen Ochsen, mit langen Füßen, hohen Schultern und großen Hörnern.
Also fortgezogen hatten diese schwerfälligen, groben Muster einer unentwickelten Wagenbaukunst weder Berg-Abhänge noch Sümpfe zu scheuen, und bewegten sich sicher, wenn auch nicht schnell auf ihren massiven Rädern.
Die Pferde, welche zum Dienst der Reisenden bestimmt waren, stammten von der schwarzen oder grauen kleinen spanischen Race ab, welche aus SüdAmerika an’s Cap verpflanzt worden ist; sanfte und muthige Thiere, die sehr geschätzt werden. Unter der Truppe Vierfüßler zählte man auch ein halbes Dutzend gezähmter Esel, Cuagga’s genannt, mit schlanken Füßen und runden Formen, deren Geschrei dem Hundegebell gleicht. Dieser Cuagga’s wollte man sich bei getheilten Expeditionen bedienen, welche die geodätischen Operationen nöthig machen würden, um die Instrumente und Geräthschaften dahin zu tragen, wohin die schwerfälligen Wagen nicht fahren konnten. Ausnahmsweise ritt der Buschmann mit merkwürdigem Anstand und großer Geschicklichkeit ein prachtvolles Thier, welches die Bewunderung Sir John Murray’s erregte. Es war ein Zebra, dessen braungestreifte Haarfarbe von unvergleichlicher Schönheit war. Es maß vier Fuß bis zur Sattelhöhe und sieben Fuß vom Maul bis zum Schwanz. Mißtrauisch und böswillig von Natur, würde es keinen andern Reiter als Mokum geduldet haben, der es zu seinem Gebrauch abgerichtet hatte.
Einige der halbwilden Hunde, die manchmal mit dem unpassenden Namen »Jagdhyänen« bezeichnet werden, liefen neben der Karawane her. Sie erinnerten durch ihre Gestalt und ihre langen Ohren an die europäische Bracke.
So war die Karawane beschaffen, welche in die Wüsten Afrikas zog. Die Ochsen bewegten sich langsam vorwärts, gespornt durch den »Jambox«, womit ihre Führer sie in die Seiten stachen. Es war ein merkwürdiger Anblick, wie diese Truppe sich in Marschordnung längs den Hügeln hinbewegte.
Wohin wandte sich die Expedition, nachdem sie Lattaku verlassen?
»Gerade aus«, hatte der Oberst Everest gesagt.
In der That konnten der Oberst und Mathieu Strux in diesem Augenblick keine bestimmte Richtung verfolgen. Was sie suchten, ehe sie ihre trigonometrischen Operationen beginnen konnten, war eine weite, regelmäßig niveliirte Ebene, um darauf die Basis des ersten der Dreiecke zu errichten, deren Netz die südliche Region Afrikas in einer Ausdehnung von mehreren Graden bedecken sollte.
Der Oberst Everest erklärte dem Buschmann, um was es sich handle. Mit der Sicherheit eines Gelehrten, dem die wissenschaftliche Sprache vertraut ist, sprach der Oberst zu dem Jäger von Dreiecken, anliegenden Winkeln, Basen, Meridianmessungen, Entfernungen vom Scheitelpunkt u.s.w.
Der Buschmann ließ ihn einige Augenblicke sprechen; dann unterbrach er ihn in ungeduldiger Aufregung und sagte:
»Herr Oberst, ich verstehe nichts von Ihren Dreiecken, Winkeln, Basen und Meridianen. Ich verstehe nicht einmal, was Sie hier in der afrikanischen Wüste machen wollen. Das geht Sie indeß allein an. Was wollen Sie also von mir? Eine schöne, weite, gerade regelmäßige Ebene? Nun wohl, man wird sie Ihnen suchen.«
Und auf Befehl Mokum’s wendete sich die Karawane, welche bereits über die Hügel bei Lattaku hinausgekommen war, wieder abwärts südöstlich. Bei dieser
Weitere Kostenlose Bücher