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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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Richtung kamen sie wieder etwas südlicher vom Dorf, das heißt nach jener vom Korana bewässerten Ebene. Der Buschmann hoffte auf dem Gebiet dieses Nebenflusses eine den Absichten des Obersten günstige Ebene zu finden.
    Von diesem Tage an nahm der Jäger die Haltung an, als stehe er an der Spitze der Karawane. Sir John Murray, der gut beritten war, wich ihm nicht von der Seite, und von Zeit zu Zeit gab er seinen Collegen durch einen Schuß die Nachricht, daß Sir John Bekanntschaft mit dem afrikanischen Wild mache.
    Der Oberst, ganz in Gedanken versenkt, ließ sich von seinem Pferde leiten und dachte an die Zukunft einer in diesen wilden Gegenden so schwer zu leitenden Unternehmung. Mathieu Strux, der in Gemäßheit des Bodens bald zu Pferde, bald zu Wagen war, öffnete nicht oft die Lippen. Nicolaus Palander war ein möglichst schlechter Reiter, ging am häufigsten zu Fuß oder hielt sich gänzlich in seinem Wagen, wo er sich in die tiefsten Abstractionen der höheren Mathematik versenkte.
    William Emery und Michael Zorn befanden sich zwar während der Nacht in verschiedenen Wagen, waren aber am Tage während des Marsches der Karawane bei einander.
    Diese zwei jungen Leute wurden täglich mehr durch eine engere Freundschaft verbunden, welche die Ereignisse der Reise noch fester schmieden sollte. Von einem Lagerort zum andern ritten sie plaudernd und discutirend zusammen. Ost entfernten sie sich von der Expedition, indem sie seitwärts oder einige Meilen vorausritten, sobald die Ebene sich weit vor ihren Blicken erstreckte. Dort waren sie frei und wie verloren inmitten dieser wilden Natur. Wie plauderten sie von Allem, mit Ausnahme von der Wissenschaft! Wie vergaßen sie die Calculationen und Rechenexempel, die Beobachtungen! Es waren keine Astronomen, keine Beobachter des gestirnten Firmamentes mehr, sondern zwei dem Schulstaub entflohene Jünglinge, welche sich glücklich fühlten, die dichten Wälder, die endlosen Ebenen durchstreifen, die würzig duftende freie Luft einathmen zu können. Sie lachten, ja sie lachten wie einfache Sterbliche, und nicht wie so ernsthafte Leute, die gewöhnt sind, mit Kometen und andern Himmelskörpern zu verkehren. Wenn sie auch niemals über die Wissenschaft lachten, so lächelten sie doch zuweilen, wenn sie an die erhabenen Gelehrten dachten, welche nicht dieser Welt angehören. Dies Alles übrigens ganz arglos. Es waren zwei vortreffliche Naturen, mittheilsam, liebenswürdig, hingebend, in auffallendem Contrast mit ihren Chefs, die wie der Oberst Everest und Mathieu Strux vielmehr steif geworden, als selbst steif waren.
    Und gerade diese beiden Gelehrten machten sie oft zum Gegenstand ihrer Bemerkungen. William Emery lernte sie erst durch seinen Freund Michael Zorn kennen.
    »Ja, sagte an diesem Tage Michael Zorn, ich habe sie auf unserer Ueberfahrt an Bord der Augusta beobachtet, und leider muß ich gestehen, daß diese Männer auf einander eifersüchtig sind. Wenn der Oberst Everest der Vorstand unserer Unternehmung zu sein scheint, mein lieber William, so ist es Mathieu Strux nicht weniger. Die russische Regierung hat klar seine Stellung bezeichnet. Unsere beiden Chefs sind gleich herrschsüchtig, einer wie der andere, und ich wiederhole Ihnen, zwischen ihnen herrscht die Eifersucht der Gelehrten, die schlimmste Art der Eifersucht.
    – Und die am wenigsten dazu berechtigt ist, erwiderte William Emery, denn Alles bleibt auf dem Felde der Entdeckungen, und jeder von uns zieht Nutzen aus den Bemühungen Aller. Wenn Ihre Bemerkungen richtig sind, und ich habe Grund dies anzunehmen, mein lieber Zorn, ist dies ein ärgerlicher Umstand für unsere Expedition. Es muß wirklich ein vollkommenes Einverständniß herrschen, wenn ein so mißliches Unternehmen gelingen soll.
    – Ohne Zweifel, antwortete Michael Zorn, und ich fürchte sehr, dieses Einverständniß besteht nicht. Beurtheilen Sie ein wenig unsere Verwirrung, wenn jede Einzelheit der Ausführung, die Wahl der Basis, die Berechnungsmethode, die Bestimmung der Stationen, die Prüfung der Zahlen jedesmal eine neue Discussion herbeiführt! Entweder täusche ich mich sehr oder ich sehe Chicanen voraus, wenn es sich darum handeln wird, unsere doppelten Register zu vergleichen und Beobachtungen einzutragen, die uns in Stand gesetzt haben, bis auf vier Hunderttausendtheile eine Toise 1 abzuschätzen.
    – Sie erschrecken mich, lieber Zorn, erwiderte William Emery. Es wäre wirklich peinlich, wenn man sich so weit gewagt hätte, um

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