Aber bitte fuer immer
stattfand – oder gleich stattfinden würde. Als ich die Menschenmenge sah, nahm ich zuerst an, es handle sich wieder um eine Sehenswürdigkeit, die man sich nicht entgehen lassen durfte, aber dann stellte sich heraus, dass es lauter Touristen waren wie wir, die vor der Kirche mit den Blumenmädchen und den Brautjungfern auf die Braut warteten.
Daraufhin meinte Holly, sie müsse unbedingt die Braut sehen, weil das angeblich Glück bringe und sie schließlich auch bald heiraten würde.
Also drängelten wir uns durch die Menge bis zum Kircheneingang und standen da und warteten, und es dauerte nicht lange, und draußen fuhr ein eleganter Mercedes in Beige vor. Die Braut stieg aus und sah wunderschön aus in ihrem schulterfreien elfenbeinfarbenen Kleid und mit dem winzigen Schleier. Sie strahlte und plauderte auf Italienisch mit den kleinen Blumenmädchen, die aufgeregt auf der Stelle hüpften.
Ich habe ein paar richtig tolle Aufnahmen gemacht von der ganzen Szene und hätte ihr gerne Abzüge angeboten (der Braut, meine ich), aber ich wusste nicht, wie das auf Italienisch heißt, und außerdem kam in diesem Moment der Brautvater aus der Kirche, um die Braut abzuholen. Erst da haben Holly und ich gemerkt, dass wir mitten im Weg standen, während der Bräutigam, der vorne am Altar mit dem Pfarrer wartete, sich den Hals verrenkte, um an uns vorbeizuschauen
und einen Blick auf seine zukünftige Frau in ihrem herrlichen elfenbeinfarbenen Brautkleid zu erhaschen.
Also huschten wir rasch aus der Kirche, und ich sah Holly an, die plötzlich Tränen in den Augen hatte!!! Ich dachte zuerst, sie wäre von einer Biene gestochen worden oder so, und sagte zu ihr: »Komm, lass uns schnell Eis zum Kühlen besorgen«, aber dann stellte sich heraus, dass ich völlig danebenlag. Holly sah mich mit tränenverschleiertem Blick an und stieß hervor: »Ich möchte auch von meinem Vater zum Traualtar geführt werden! Aber der weiß gar nichts von meiner Hochzeit. Und es gibt auch keinen Traualtar. Wir werden nämlich von einem Beamten auf irgendeinem Standesamt getraut.«
Dann brach sie in Schluchzen aus mitten auf der Straße, deren Name mir entfallen ist.
Natürlich hatte ich keine andere Wahl, als sie so schnell wie möglich zu dem Restaurant zu bringen, wo wir mit Mark verabredet waren. Ich wusste, es war meine Pflicht als Trauzeugin/Brautjungfer, sie wieder herzurichten, bevor ihr zukünftiger Ehemann sah, was für ein seelisches Wrack er heiraten würde. Nicht, dass er das nicht bereits wüsste, schließlich heult Holly am Ende jeder Folge von Eine himmlische Familie , selbst bei Wiederholungen, und geht darum montagabends nicht ans Telefon.
Trotzdem.
Wir ergatterten einen freien Tisch in dem Restaurant gegenüber dem Pantheon – sogar auf der Außenterrasse. In New York muss man sich praktisch die Hand abhacken, um einen Platz auf der Terrasse zu kriegen. Vielleicht hat der Kellner gesehen, wie groß unsere Not war, angesichts von Hollys Tränen. Jedenfalls setzte er uns in den Schatten unter die große, flatternde Markise, und ich sagte: » Un verre de vin blanc pour moi et pour mon amie «, wobei ich kurz
vergaß, dass ich nicht im Französischunterricht der elften Klasse saß, sondern in Italien.
Der Kellner störte sich allerdings nicht daran. » Frizzante ?«, fragte er mich.
Ich hatte keinen blassen Schimmer, was er meinte, aber mir fiel wieder ein, dass ich in Italien war und nicht in Frankreich, und ich brachte ein » Si « zustande, statt eines » Oui «.
Meine erste praktische Fremdsprachenerfahrung! Mit dem Cola-light-Verkäufer und der Zuhälterin des Gladiators hatte ich englisch gesprochen. Na schön, der Austausch fand nicht in der Sprache statt, die in diesem Land gesprochen wird. Trotzdem war es eine Fremdsprachenerfahrung.
Kurz darauf kam der Brotkorb mit einem kleinen Töpfchen seidig-weißer Butter, und wir langten zu, denn Holly kann selbst wenn sie weint essen, was einer der vielen Gründe ist, warum ich sie liebe.
Dann sagte ich ihr, dass sie froh sein solle, dass ihr Vater nicht hier sei, schließlich halte er, genau wie ihre Mutter, nicht viel von Mark.
Was lächerlich ist, denn Mark ist der perfekte Ehemann. Er ist total süß und rücksichtsvoll und lustig und selbstironisch und in jeder Hinsicht das genaue Gegenteil von seinem schrecklichen Kumpel Cal, dem Modelizer. Außerdem sieht Mark ziemlich gut aus. Oh, und er ist Arzt. Und schreibt jede Woche eine Gesundheitskolumne für eine New Yorker
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