Abgetaucht
war.
Ilka versuchte, noch einmal zuzulegen.
Eher saufe ich hier ab, als mich geschlagen zu geben, spornte sie sich selbst an. Sie wollte Frauke besiegen. Unbedingt.
Nichts anderes galt mehr. Jetzt hatte sie sie endlich wieder, die notwendige Konzentration, den Siegeswillen, das Selbstbewusstsein.
Ilka kämpfte. Sieschwamm, als hinge ihr Leben davon ab. Oder das von Thuy. Auch da hatte sie ungeahnte Kräfte mobilisieren können. Sie hoffte
auch jetzt auf stille Reserven.
Doch Frauke gab ebenfalls alles, war in bestechender Form und spürte Ilka sicherlich an ihren Füßen. Auch sie hatte jegliche
Taktik über Bord geworfen. Da war es wieder! Das Duell zwischen Ilka und Frauke! Alle anderen waren abgeschlagen und weit
hinter den beiden.
Ilka kam noch ein Stück ran. Konnte Frauke beim Atmen jetzt sogar ins Gesicht sehen. Und erkannte deren unbändigen Siegeswillen,
die Selbstsicherheit. Ilkas Arme wurden bleischwer, verkrampften. Sie konnte nicht mehr lang und kraftvoll durchziehen, musste
dafür jetzt mehr und schnellere Züge machen.
Nicht aufgeben!, befahl Ilka sich. Noch ist nichts verloren! Ich kann es noch schaffen.
Doch ihre anspornenden Gedanken halfen nicht. Fraukes Stärke saugte ihr die Kraft aus, lag wie ein furchterregender Schatten
über ihr. Nicht nur draußen mit ihren Lügen, sondern auch hier im Wasser.
Ilka spürte: Sie hatte dem Schwung von Fraukenichts mehr entgegenzusetzen. Ihre Energievorräte waren erschöpft. Sie war ausgelaugt, ausgepumpt und leer. Ilka brach ein.
Und Frauke zeigte ihr das überdeutlich. Denn sie hielt ihr Tempo, während sie Ilka endgültig davonzog. Abgekämpft schlug Ilka
an.
Nach Frauke! Der Trainer zeigte es noch mal unmissverständlich an! Frauke hatte gewonnen! Die Entscheidung war gefallen!
Fraukes Augen blitzten. Sie streckte die Arme in die Luft und triumphierte. Die linke Faust richtete sie direkt an Ilka. Als
sie sie plötzlich öffnete, sah Ilka in der Handinnenfläche etwas Gemaltes. Erst beim genaueren Hinschauen erkannte sie es:
Ein weit geöffneter Mund streckte eine große Zunge raus und darüber stand: Ätsch!!!
Zum ersten Mal war Frauke ein Sieg über Ilka gelungen und beim großen Schulenvergleich würden das alle sehen. Denn Frauke
und nicht Ilka würde nun als Schlussschwimmerin ihrer Schul-Staffel eingesetzt werden!
Jabali und Lennart hatten das Debakel wortlos angeschaut.
»So ein Mist! Ilka investiert zu viel Zeit in euchAnfänger!«, suchte Lennart schnell nach einer Erklärung und puffte Jabali dabei in die Seite.
Vielleicht war an dem Vorwurf sogar etwas dran, überlegte Jabali. Möglicherweise hatten sie Ilka wirklich zu sehr beansprucht.
Andererseits konnte Jabali sich aber auch vorstellen, dass die Diebstahlsvorwürfe gegen sie etwas mit Ilkas plötzlicher Schwäche
zu tun hatten.
»Hast du das nicht gesehen?«, fragte er Lennart. »Das war doch nicht Ilka, wie wir sie kennen! Die lag doch im Wasser wie
ein Brett, starr und unbeweglich.«
»Na, du bist ja schon der ganz große Schwimmexperte!«, höhnte Lennart.
Ilka dümpelte noch immer im Becken herum, während die anderen längst zum Duschen gegangen waren. Sie schaute zu Jabali und
Lennart, breitete ihre Arme aus und drehte die Innenseiten nach außen – eine Geste, die signalisierte: Es sollte nicht sein.
Da war nichts zu machen. Danke für euer Kommen. Sie winkte ihnen zum Abschied.
Lennart wollte ihr noch schnell einen Trost zurufen, aber da stieg auch Ilka aus dem Becken und verschwand unter die Dusche.
Jedenfalls dachten Jabali und Lennart das zuerst. Doch dann bog Ilka kurz vorher ab in den Technikbereich, wo auch der Schwimmmeister
sein Büro hatte.
»Was will sie denn da?«, fragte Lennart.
»Keine Ahnung«, gab Jabali zu und fügte schnell an: »Aber jetzt fang nicht auch noch wie Michael mit irgendwelchen vorschnellen
Rückschlüssen an.« Obwohl er zugeben musste: Ein bisschen seltsam fand er es auch, dass Ilka nicht direkt in die Duschräume
gegangen war.
Was hatte sie dort hinten zu suchen?
Beide schauten neugierig in die Richtung, in die Ilka verschwunden war – und gingen ihr sogar ein Stückchen nach. Jabali fühlte
sich ein bisschen unwohl dabei, seine Freundin zu belauern. Aber die Neugier überwog.
So platt wie möglich drückte er sich an die weiß geflieste Wand genau wie Lennart auf der anderen Seite des Gangs. Leider
konnten sie Ilka von diesem Punkt aus nicht mehr sehen. Aber nichts wäre peinlicher
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