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Abgezockt

Abgezockt

Titel: Abgezockt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Wood
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Vorstand zugesichert hatte. Die Ertragssteigerung lag bei zehn Prozent statt bei den versprochenen fünfzehn.
    Greg Baxters Namen auf dem Deckblatt zu sehen, erfüllte Tyrell mit Wut und Bitterkeit.
Das
würde dem kleinen Scheißer gefallen! Baxter glich Tyrell wie ein Ei dem anderen, nur war er zehn Jahre jünger: skrupellos und erfolgshungrig.
Hat dieser Mistkerl etwa gedacht, ich merke das nicht?
    Baxter hatte strategische Spielchen getrieben. Er wollte kein Verlierer sein und hatte deshalb lieber die Seiten gewechselt, als für seinen persönlichen Erfolg zu kämpfen. Er hatte sich bei der anderen Abteilung eingeschleimt.
    »Dir werd ich’s zeigen, du kleiner Bastard«, sagte Tyrell zu Baxters Namen, der oben auf dem Bericht stand.
    Er würde diesem Grünschnabel die Schwingen stutzen, ehe er zur Chefetage emporflog. Noch hatte Tyrell genügend Einfluss, um ihm ein beschissenes Aufgabenfeld zuzuweisen. Baxter würde nie so werden wie er. Der Bursche besaß nicht die Courage und die Visionen, um zu tun, was
er
für die Abteilung getan hatte.
    Das Telefon auf Tyrells Schreibtisch klingelte. »Ja, bitte?«
    »Mr. Tyrell, Mr. Edgar bittet alle Abteilungsdirektoren in zehn Minuten zum Quartalsbericht ins Vorstandszimmer«, sagte seine Sekretärin.
    »Danke.« Tyrell legte auf.
    Er freute sich nicht besonders auf diese Versammlung. Sie gab den hohen Tieren der Firma Gelegenheit, ihm ihre Enttäuschung zu zeigen wie Eltern, die das glanzlose Zeugnis ihres Sprösslings lesen. Mit einundvierzig Jahren war Dexter Tyrell der jüngste Vizepräsident, der es an den Vorstandstisch geschafft hatte. Viele im Unternehmen waren mit seiner Berufung nicht einverstanden, darunter auch drei Vorstandsmitglieder. Sie würden ihn liebend gern scheitern sehen, selbst auf ihre eigenen Kosten. Sie waren große Männer, die kindische Spielchen trieben.
Scheiß drauf!,
dachte er. Ich
bestimme hier, wo’s langgeht.
Er überflog sein Exemplar des Berichts ein letztes Mal.
    Man hatte Tyrell vor acht Jahren in den Vorstand berufen, als aufsteigenden Stern am Firmenhimmel. Aber er wirkte älter, als er war – der Preis für sein Amt als Chef eines allzu riskanten Projekts. Er hatte tiefe Geheimratsecken bekommen und eine kahle Stelle oben am Kopf. Sein Goldblond war matt und fahl geworden, graues Haar, das wucherte wie Unkraut.
    Tyrells schneller Aufstieg hatte begonnen, als er dem Vorstand ein bombensicheres Konzept vorlegte. Er sah die Zukunft voraus, und die lag in der Übernahme von Lebensversicherungen. Eine neue, einzigartige Geschäftsidee war geboren, und Tyrell wurde höchstpersönlich damit betraut, sie umzusetzen.
    Unheilbare, wahrscheinlich sogar tödliche Krankheiten bescherten Anfang der 1990er Jahre ein Desaster, besonders den Opfern von AIDS . Krankenversicherungen waren nicht darauf zugeschnitten, die Folgen einer chronischen Krankheit abzudecken, so dass die Betroffenen sich selbst durchschlagen mussten. Sie waren auf sich allein gestellt, wenn es um die Bezahlung teurer, lebenserhaltender Therapien ging. Zuletzt verweigerte man ihnen aus Kostengründen die nötigen Medikamente. Hatte der Patient aber eine Lebensversicherung, dann gab es einen Ausweg: den Weiterverkauf.
    Dexter Tyrell hatte die Marktlücke erkannt. Seine Abteilung und einige Konkurrenzfirmen traten als Retter in der Not auf. Pinnacle Investments übernahm die Lebensversicherungen von unheilbar Kranken. Außer der Ersparnis der Monatsbeiträge gab es für den Patienten eine großzügige Summe in bar. Im Gegenzug wurde Pinnacle Investments zum Begünstigten der Versicherung. Der Gewinn konnte einen beträchtlichen Anteil von dem Gesamtwert ausmachen. Der Prozentsatz richtete sich nach den Überlebenschancen des Patienten: je näher am Tod, desto höher der Betrag. So war dank dem HI -Virus, das so viele potenzielle Kunden hervorbrachte, auch eine neue Branche geboren. Eine Branche, von der jeder profitierte. Die Versicherungsgesellschaften zahlten einen Garantiegewinn, die Patienten genossen bis zu ihrem Tod ein relativ sorgenfreies Leben, und den Krankenversicherern wurde eine unerwünschte Last abgenommen. Es gab nur Gewinner.
    Vier Jahre lang war Dexter Tyrell der Goldjunge von Pinnacle Investments. Die Leute segneten pünktlich das Zeitliche, innerhalb von zwölf bis achtzehn Monaten, und die Firma kassierte die Versicherungssumme. Alles lief wie geschmiert, bis auf ein paar Probleme mit Hinterbliebenen. Diese waren oft bestürzt, wenn sie ihr Erbteil an

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