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Abgezockt

Abgezockt

Titel: Abgezockt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Wood
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Kate im Auge. »Ich glaube, ich habe mich entschieden.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja.«
    »Und wozu?«
    »Ja.«
    »Dann wirst du zahlen?«
    »Ja.«
    »Würdest du bitte noch mal ja sagen? Mir zuliebe.«
    Josh packte den Hörer so fest, dass seine Fingergelenke weiß wurden. Er knurrte zwischen zusammengebissenen Zähnen: »Ja.«
    »Guter Junge.«
    Er hasste Bell, weil sie seine Hilflosigkeit genoss. Es machte ihr Spaß, wie er sich wand und krümmte, aber er konnte kaum etwas tun, außer ihr zu Willen sein.
    Sie schaltete auf einen geschäftsmäßigen Ton um. »Ich gebe dir drei Stunden, um das Geld zu beschaffen.«
    »Wohin?«
    »In den Zoo.«
    Der Treffpunkt überraschte ihn. Er hätte ihn beinahe wiederholt, riss sich aber zusammen. »Wo dort?«
    »Bei den Raubkatzen.«
    Lächelnd kam Kate auf ihn zu. Sie nahm kurz seine Hand und sagte lautlos: »Ich liebe dich.« Dann ging sie wieder nach oben.
    Josh setzte ein künstliches Lächeln auf. »Okay, hört sich gut an.«
    »Schön. Es freut mich, dass du dich meiner Sichtweise angeschlossen hast. Dieses Telefongespräch macht mir richtig Spaß. Ich komme mir vor wie in so einem billigen Agentenfilm. Echt zum Kichern, findest du nicht?«
    »Ja«, antwortete Josh, »echt zum Kichern.«
    »Die Zeit läuft, Josh.« Damit legte sie auf.
    Josh rief die Treppe hoch: »Ich fahr mal kurz weg. Ich leih mir den Wagen aus, okay?«
    Er wartete gar nicht erst auf eine Antwort.
     
    Josh saß wie versprochen mit den fünftausend Dollar vor den Löwen- und Tigergehegen. Das Geld steckte in einem gepolsterten Umschlag, den er auf dem Weg zur Bank in einem Drugstore gekauft hatte. Es war kein Problem gewesen, die Summe abzuheben. Der Kassierer zeigte weder Verwunderung noch Interesse. Kate würde das Loch im Sparkonto nicht auffallen, denn die Lebenshaltungskosten wurden aus dem Erlös der Versicherung bestritten.
    Josh saß auf einer Parkbank vor fünf Gehegen in der Mitte des Zoos, in denen die eindrucksvolleren Tiere waren: weiße Tiger, Löwen, ein Eisbär, Hyänen und Schneeleoparden. Josh ignorierte die Besucher, das Kindergeplapper und die Geräusche der Tiere. Er überlegte, was er Bell sagen, wie er ein für alle Mal die Sache mit ihr abschließen könnte. Eine besondere Idee hatte er immer noch nicht. Er wusste, dass die Erpresserin ihn in der Hand hatte. Schließlich wollte
er
sich ihr Stillschweigen erkaufen. Er hatte die schlechteren Karten. Viel mehr als bluffen konnte er nicht. War er dafür gut genug?
    Er sah auf seine Uhr: zehn nach drei. Bell war schon zehn Minuten verspätet, und er selbst war fünf Minuten zu früh gewesen.
Das macht sie, um mich weichzukochen,
dachte Josh und stieß halblaut einen Fluch aus.
    Er beobachtete den eingesperrten Löwen. Es war ein wunderschönes Tier, geboren, um die afrikanische Steppe zu durchstreifen, aber der hier hatte so ein Leben nie kennengelernt. Er war in Gefangenschaft zur Welt gekommen und stammte aus dem Zoo von San Diego. Er war genauso unzufrieden mit seiner Situation wie Josh. Das Tier schritt in seiner engen Behausung auf und ab, während seine Gefährtin schlief. Josh wusste nicht genau, wie Löwen in ihrer natürlichen Umgebung lebten, aber bestimmt nicht fünf Meter von der Stelle entfernt, wo ihr Kot lag. Der Löwe ließ sich neben seiner Gefährtin auf den Boden fallen.
    »Daheim ist daheim, was?«, murmelte Josh.
    Die Menge rechts von ihm teilte sich wie auf ein Stichwort, und Bell kam auf ihn zu. Ihr Blick begegnete dem von Josh, und mit einem verführerischen Lächeln kam sie zu ihm und stellte sich vor ihn hin.
    Sie war die gleiche sexy Asiatin, mit der er vor fast zwei Jahren eine Affäre gehabt hatte: klein – nur knapp über eins fünfzig – und so zierlich gebaut, dass es aussah, als würde sie zerbrechen, wenn Josh sie zu fest an sich drückte. Gekleidet für einen warmen Frühlingstag, zeigte sie viel Haut – braun wie Kaffee mit reichlich Sahne – und trug einen khakifarbenen Rock, der gut sieben Zentimeter über dem Knie endete. Das wirkte noch provokativer, als wenn sie überhaupt keinen trüge. Ein ärmelloses weißes Top mit Spagettiträgern bedeckte den denkbar kleinsten BH für ihren kleinen Busen. Eine aufreizendere Erscheinung hatte Josh nie gesehen. Sie hatte ein mandelförmiges Gesicht, volle Lippen, dunkle Augen und ungewöhnlich geschwungene Brauen, die immer anzudeuten schienen, sie wisse etwas, das andere nicht wussten. Obwohl er sie verabscheute, musste er sie unwillkürlich mit

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