Abgezockt
nach draußen, und gemeinsam sahen sie ihren Freunden nach.
Josh betrachtete das Schlachtfeld aus Flaschen, Tellern, Pappbechern, Gläsern und anderen Dingen, die dem Gelage in seinem Garten zum Opfer gefallen waren. »Ich finde, wir lassen alles liegen und räumen erst morgen auf.«
»Ja, heute Nacht will ich mich damit nicht herumschlagen«, sagte Kate.
Mit einem unterdrückten Lächeln überhörte Josh die Bemerkung. Nach einem Moment sah er Kate an und zwinkerte ihr zu.
»Du Hundesohn.« Sie grinste. »Morgen früh willst du ja fliegen.«
Er legte einen Arm um sie und zog sie fest an sich. »Wahrscheinlich mach ich’s sowieso nicht.«
»Warum?«
»Ich hab zu viel getrunken und eigentlich auch keine Lust.« Er verheimlichte seine wahren Gefühle. Bells Erscheinen hatte ihm restlos die Laune verdorben.
»Jetzt, wo alle weg sind, dachte ich, wir könnten vielleicht … spielen?«, sagte Kate mit verführerischem Ton. Sie zog mit ihrem Finger kleine Kreise auf seiner Brust.
»Und was? Scrabble, Twister oder so?«
»Du weißt schon.«
»Oh, du meinst Sex?« Er tat, als überlegte er einen Moment. »Ich glaube, das ließe sich machen.«
Ein Auto hupte im Vorbeifahren. Josh winkte. Er sah Bob und Mitchell in ein lebhaftes, vom Alkohol angeregtes Gespräch vertieft. Das Thema: Basketball und wer es bis in die Endrunde bringen würde. Nancy versuchte, ihrem Mann und seinem Kollegen nicht zuzuhören.
Schlagartig trat eine Veränderung in Joshs Leben ein. Das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. Als Antwort auf Bobs Frage, ob die Sacramento Kings es in die Endausscheidung schaffen würden, streckte Mitchell den Arm aus, den Daumen erhoben. Dann drehte sich die Hand langsam, bis der Daumen nach unten zeigte.
Da war jeder Irrtum ausgeschlossen: Es war dieselbe Geste; James Mitchell, der Vertreter von Pinnacle Investments, war der Mann auf der Brücke.
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10
J oshs Stimmbänder waren gelähmt vor Schreck. Eine Kältewelle durchflutete seinen Körper, als würde ihm Eis in die Blutgefäße gepumpt. Er hatte den Mann bewirtet, der ihm nach dem Leben trachtete. Mitchell hatte Joshs Alkohol getrunken, Joshs Speisen gegessen und wahrscheinlich auch in Joshs Toilette gepisst. Joshs Beine versagten. Kraftlos sank er gegen Kate.
»Fehlt dir etwas, Schatz? Ist dir schlecht?« Tiefe Besorgnis stand in Kates Gesicht.
»Das ist er«, sagte Josh, auf den davonfahrenden Pkw starrend. »Er ist hier gewesen.«
»Wer?« Kate sah zuerst auf ihren Ehemann, dann auf die verschwindenden Autos ihrer Freunde.
»Der Kerl von der Brücke.« Joshs Stimme wurde lauter.
»Wer? Wo?«
Joshs hilflose Frustration kochte über. »James Mitchell«, brüllte er.
»Dieser Typ, den Bob mitgebracht hat?«, fragte Kate ungläubig.
»Er hat seinen Daumen so nach unten gedreht, genau wie auf der Brücke.«
Joshs Frustration schlug in Wut um. Er wies mit seinem Zeigefinger auf die leere Straße. »James Mitchell hat mich umzubringen versucht.«
»Um Himmels willen, Josh, beruhige dich und komm mit rein.«
Kate zerrte ihren Mann, der wie ein Irrer brabbelte, in das Haus. Sie brachte ihn ins Wohnzimmer, drückte ihn in einen Sessel und kniete sich vor ihn hin. Nur mit Mühe konnte sie Joshs rudernde Arme festhalten.
»Josh, du musst dich beruhigen. Ich lasse nicht zu, dass du bei jeder Kleinigkeit, die dich an den Unfall erinnert, gleich ausrastest. Ich weiß, es hat dir schreckliche Angst gemacht, aber ich dulde so ein Verhalten nicht. Du hast die Polizisten im Krankenhaus angebrüllt, du hast diesem Jungen mit den Blumen einen Mordsschreck eingejagt, und jetzt beschuldigst du einen Mann, den du gerade erst kennengelernt hast, er wäre ein Killer. Hör dich doch nur an. So verhält sich kein Josh Michaels.«
Sie schimpfte ihn aus wie ein Kind. Und es wirkte. Josh fühlte, wie sich seine Aufregung legte.
Noch bevor er etwas antworten konnte, rief Abby von oben an der Treppe. Der Streit hatte sie aufgeschreckt.
»Ich komme gleich, Schatz«, sagte Kate und erhob sich. Sie sah auf Josh hinab. »Ich beruhige jetzt erst einmal Abby. Und ich schlage vor, du beruhigst dich ebenfalls. Komm zur Vernunft. Wenn ich wieder da bin, erklär mir ganz normal, warum du glaubst, James Mitchell hätte dich zu töten versucht.« Ihre Worte waren sanft und beschwichtigend.
Josh sah ihr hinterher. Schniefend fuhr er sich mit den Händen durchs Haar. »Mich in den Griff bekommen«, murmelte er. Er begann, die Abfolge der Ereignisse, die zu dem Sturz
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