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Abgezockt

Abgezockt

Titel: Abgezockt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Wood
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Life an, Mrs. Macey. Haben Sie vielleicht Interesse an einer Sterbegeldversicherung?«
    Margaret kam nur bis zu: »Ich bin wirklich nicht …«
    »Schön, ich werde Ihre Zeit nur ein paar Minuten beanspruchen«, sagte der Mann, ohne auf sie zu hören.
    »Mrs. Macey, nach unseren Unterlagen sind Sie im Seniorenalter. Bestimmt denken Sie über gewisse Vorkehrungen nach, wenn es einmal so weit ist.«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Haben Sie Kinder, Mrs. Macey?«
    »Ja, eine Tochter in New York.«
    »Kennen Sie den durchschnittlichen Preis einer Bestattung heutzutage?«
    »Nein.«
    »Er beträgt über dreitausend Dollar.« Die Stimme des Vertreters stieg um zwei Oktaven, um die Aussage hervorzuheben. »Scheint es Ihnen denn fair, Ihren Lieben solche Kosten aufzubürden? Sagen Sie selbst«, fragte der Mann mit unverwüstlicher Fröhlichkeit.
    »Na ja, nein, aber …«
    »Ohne Wenn und Aber, Mrs. Macey. Und genau da kommt die Mutual Life ins Spiel. Wir bieten Ihnen eine preisgünstige Versicherung, die für Ihre Angehörigen eine bleibende Erinnerung an Ihre Großzügigkeit sein wird.«
    Der Werbevortrag war beendet, und Margaret stellte sich vor, wie das Blendax-Lächeln des Verkäufers ins Telefon strahlte. »Ich habe wirklich kein Interesse.«
    »Ach, kommen Sie, Margaret. Ich darf Sie doch Margaret nennen? Nur zehn Dollar im Monat – das ist doch nicht zu viel verlangt für Ihren inneren Frieden, hm, Margaret?«
    »Ich kann wirklich keine zehn Dollar erübrigen.«
    »Ach, Margaret. Ich glaube, einen Zehner könnten Sie schon aufbringen. Zehn Dollar, die spürt doch niemand! Was sagen Sie, Margaret? Darf ich Sie notieren? Den Papierkram können wir gleich jetzt erledigen, telefonisch. Los, Margaret, was sagen Sie? Was sagen Sie?«
    Es ärgerte sie, dass der Verkäufer sie nur seiner Provision wegen zu manipulieren versuchte.
Diese Leute unterstehen doch bestimmt irgendeiner Aufsichtsbehörde,
dachte sie. Sie hatte nicht übel Lust, jemanden zu kontaktieren.
    »Nein, tut mir leid, kein Interesse«, wiederholte Margaret schroff.
    »Kein Interesse? Kein Interesse? Sie egoistische alte Kuh!« Aus der bemühten Freundlichkeit des Verkäufers wurde Gehässigkeit.
    Margaret blieb die Luft weg. Erst nach einem Moment konnte sie wieder sprechen. »Wie bitte?«
    »Kein Wunder, dass Ihre Tochter in New York lebt. Wahrscheinlich hält sie es neben einer alten Schraube wie Ihnen nicht mehr aus. Krepieren Sie doch einfach. Sie würden der ganzen Welt einen Gefallen tun. Da gibt’s bessere Menschen. Sie verbrauchen doch nur Sauerstoff.«
    Die niederträchtigen Worte trafen Margaret ins Herz. So redete man nicht mit anderen. Sie wollte auflegen, aber sie war dermaßen schockiert, dass sie den Hörer weiterhin ans Ohr drückte.
    »Was unterstehen Sie sich! Ich werde Sie Ihren Vorgesetzten melden.« Ihr brach die Stimme, und Tränen stiegen ihr in die Augen.
    »Ich unterstehe mich aber, Margaret«, entgegnete der Anrufer. »Ich habe Sie beobachtet. O ja, ich beobachte Sie schon geraume Zeit, Margaret. Sie wohnen in so einem beschissenen Häuschen, das Ihnen gehört. Der Himmel weiß, was Sie dort überhaupt treiben. Sie gehen höchstens mal zum Einkaufen raus. Ich habe Sie auf den Bus warten sehen, alt und krumm an der Haltestelle. Haben Sie je gemerkt, wie man Sie im Bus anschaut? Die Leute sehen Sie und denken: ›Gott, hoffentlich werde ich nie so. Hoffentlich erschlägt mich jemand vorher.‹«
    »Das stimmt nicht.« Margaret rang nach Worten, doch ihr Körper wurde von Schluchzern geschüttelt. Sie hätte den Hörer gern aufgelegt, fürchtete sich aber vor dem, was der Verkäufer dann tun würde.
    »Wie geht es Ihrem kranken alten Herzen? Wann macht es denn schlapp? Ich hoffe, möglichst bald.«
    »Wer sind Sie?«
    »Vielleicht sollten Sie lieber fragen,
wo
ich bin.« Der Anrufer ließ die Worte auf Margaret wirken, bevor er in Lachen ausbrach.
    Margaret sprang aus dem Sessel und ging, den Hörer in der Hand, ans Fenster. Das Telefonkabel dehnte sich auf volle Länge aus, und der Tisch samt Apparat fiel krachend zu Boden.
    »Waren das Sie, Margaret?«
    Sie schniefte. »Nein, ich bin immer noch da.«
    »So ein Pech! Ich komme Sie besuchen. Ich möchte Ihren Gesichtsausdruck sehen, wenn Sie sterben.«
    »Ich rufe die Polizei.«
    »Das würde ich Ihnen nicht raten. Ich weiß, wann die Polizei kommt, und werde geeignete Maßnahmen ergreifen.«
    »Was für Maßnahmen?«
    »Tödliche.«
     
    Josh durchquerte den Garten, um zu Bob zu

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