Abgezockt
dass er sich die ganze letzte Woche irrational verhalten hatte. Er zog seine Hand zurück.
Er musste sein weiteres Vorgehen planen, statt sich Hals über Kopf in etwas hineinzustürzen. Er musste vernünftig handeln, das hieß, herausfinden, was Bob über Mitchell wusste. Wenn ihm Mitchell suspekt erschien, würde er sich an die Polizei wenden.
»Ich fahre jetzt«, rief er Kate von der Haustür aus zu.
Kate kam aus der Küche, wo sie Abby gerade das Frühstück machte. »Wie lange bleibst du weg?«
»Ich gebe nur schnell den Scheck ab.«
»Ich hab keine Lust, allein aufzuräumen«, erwiderte sie lächelnd.
»Du hast ja noch Abby.«
»Willst du wirklich nur zum Flugplatz?«, bohrte Kate.
»Ja, Ehrenwort. Du kannst dich auf mich verlassen.«
Er sah seiner Frau von der Tür aus noch einen Moment bei ihrer Arbeit zu. Er liebte sie so sehr und hatte Angst, sie zu verlieren. Kate ertappte ihn dabei, wie er sie anstarrte, und lächelte, aber nur kurz. Ihr besorgter Gesichtsausdruck erinnerte ihn an den vorigen Abend. Er lächelte, nahm die Schlüssel von Kates 99er Dodge Caravan und machte die Tür zu.
Im Innern des Minivan war es still, aber in Joshs Kopf tobten die Gedanken. Der Autounfall, Belinda Wongs neu erwachte Geldgier, der Trauerkranz von Pinnacle Investments und James Mitchell nahmen seinen Verstand in Beschlag. Er fragte sich, ob die Ereignisse alle zusammenhingen, und wenn ja, was sie zu bedeuten hatten. Sein Versuch, eine gewisse Ordnung in das Ganze zu bringen, alles logisch zu sortieren, scheiterte kläglich. Er schaltete das Radio ein, um sich abzulenken.
Auf dem Parkplatz des Flughafens hielt er an. Beim Aussteigen wurde er vom Lärm eines Kolbenmotors begrüßt. Er steuerte das Planungsbüro an, wo die Hobbypiloten Routen, Flugzeiten und Treibstoffverbrauch kalkulierten. Im Innern des Nebengebäudes dekorierten Luftkarten von Nordkalifornien und schlichte Reißbretter, wie man sie vor vierzig Jahren in Architekturbüros hatte, die Wände.
Mark Keegan war nicht da, aber Nick Owen, ein Fluglehrer, mit einem der Schüler. Nick selbst war ein junger Pilot, der ein Leben als Flugkapitän für eine der großen Luftlinien anpeilte.
Beide Arme am Türrahmen abgestützt, lehnte er sich in den Raum vor. »Hi, Nick. Hast du Mark Keegan heute schon gesehen?«
Nick Owen drehte sich um, während sein Schüler mit der Planung einer Route beschäftigt war. »Ja, vorhin mit Jack Murphy. Wenn er nicht bei dem ist, dann prüft er wahrscheinlich die Cessna.«
»Danke dir.«
»Hast du vor zu fliegen, Josh?«
»Nein, ich hab nur was Geschäftliches zu erledigen.«
»Schade. Ist ein guter Tag heute. Du verpasst was.« Nick klang wie ein Gebrauchtwagenhändler, der sagt: »Sie wären ein Dummkopf, wenn Sie da nicht zuschlagen.«
»Nichts zu machen«, erwiderte Josh.
Nick wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Schüler zu, und Josh ging auf das Vorfeld des Flugplatzes. Er entdeckte Mark, der von der Wartungshalle auf seine und Joshs Cessna zuging, rief ihn und rannte im Laufschritt hinüber.
Mark stemmte lächelnd die Hände in die Hüften. »Hey, du bist aber spät dran. Es war doch zehn Uhr abgemacht. Du bist echt gut, hier aufzukreuzen, wenn ich mit der ganzen Arbeit schon fertig bin. Zu lange gefeiert gestern, was?«
»Tut mir leid, Mann. Du wirst heute ohne mich starten müssen. Es ist was dazwischengekommen«, antwortete Josh.
»Nichts Ernstes, hoffe ich?« Marks Lächeln verschwand.
»Nein. Ganz banaler Mist.« Josh tat sein Problem mit einer Handbewegung ab.
Er und Mark waren eher Flugkameraden als Freunde. Keiner von ihnen vertraute dem anderen große Wahrheiten an, und Josh würde jetzt nicht damit beginnen.
»Was genau hast du denn vor?«, fragte er.
»Oh, ich will rüber nach Stockton, unterwegs wahrscheinlich ein paar Übungen machen, damit ich nicht einroste.« Mark lächelte Josh an, um ihm zu zeigen, dass er wirklich nichts übelnahm.
»Tut mir leid, Mark. Vielleicht nächstes Wochenende.« Josh zog den Scheck aus der Gesäßtasche und gab ihn seinem Kameraden. »Hier, meine Hälfte der Instandhaltungskosten.«
Er verabschiedete sich und trottete zurück zum Parkplatz. Da trat ihm Jack Murphy aus seinem Schuppen in den Weg.
Verdammt.
Der Mechaniker war der Letzte, mit dem Josh jetzt reden wollte. Nicht, dass er den Mann nicht hätte leiden können. Murphy machte seine Arbeit sorgfältig und kümmerte sich liebevoll um jedes Detail der Maschinen. Er hegte und pflegte sie, als wären es
Weitere Kostenlose Bücher