Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abgezockt

Abgezockt

Titel: Abgezockt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Wood
Vom Netzwerk:
in den Fluss führten, im Geist zu rekonstruieren. Die Sache stand ihm noch allzu lebendig vor Augen. Er entwirrte das turbulente Geschehen und ordnete es der Reihe nach. Er hörte Kate von oben zurückkommen.
    Sie hockte sich auf die Sessellehne und legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter. »Bist du so weit?«
    Josh holte tief Luft und begann. »Ich weiß, ich habe das Gesicht dieses Typen nicht gesehen, aber er drehte den Daumen nach unten wie ein römischer Kaiser oder so. Genau, wie ich es dir in der Klinik erzählt hab.«
    »Ja, aber so was habe ich schon oft gesehen. Viele Leute machen diese Geste.«
    »Ich weiß, aber nicht
so.
Bei ihm war es anders. Und verlass dich darauf, Liebling, es war haargenau identisch mit der Bewegung, die James Mitchell gemacht hat. Schließlich habe ich in diesem Wagen gesteckt, den Tod vor Augen. Ich dachte, ich müsse ertrinken, und sah dabei diesen Kerl auf der Brücke. Er war meine einzige Hoffnung, aber er machte so.« Josh wiederholte Mitchells Geste.
    Kate kamen die Tränen. Sie griff nach Joshs Faust, umfasste sie, zog sie an ihren Mund und küsste die Fingergelenke. »Oh, Josh.«
    Joshs Liebe zu ihr wurde nur noch größer. Tagelang hatte er nach dem Unfall bloß seine eigenen Probleme im Kopf gehabt und seine Frau ignoriert. Erst ihr Beistand gab ihm die Kraft, sich aus dem seelischen Dickicht zu befreien. Er zog sie an sich und nahm sie fest in die Arme.
    »Ich werde nie vergessen können, was er getan hat«, sagte Josh, an ihre Schulter geschmiegt.
    »Nancy behauptet, er arbeitet bei einer Versicherung. Welcher Versicherungsagent würde so etwas tun?«
    »Wenn ich das …« Da traf es Josh wie ein Donnerschlag. »Ein Versicherungsagent für dieselbe Firma, die den Kranz geschickt hat.«
    Kate löste sich aus Joshs Umarmung und starrte ihn entgeistert an. »Er arbeitet bei Pinnacle Investments?«
    »Angeblich, ja. Das fällt mir erst jetzt wieder ein.«
    »Was willst du damit sagen, Josh?«
    »Dass Mitchell mich von der Straße gedrängt hat und mir über seine Firma einen Kranz schicken ließ. Vielleicht glaubte er, ich sei tot, und hat so einen kranken Humor. Ich sehe wirklich keine Erklärung. Es ist, als hätte er sich auf mich eingeschossen, aber warum?«
    »Ich weiß nicht, warum, und es ist mir auch egal. Es ist nicht deine Sache, das herauszufinden. Sprich mit der Polizei. Der eine Polizist im Krankenhaus sagte doch, du sollst dich an ihn wenden, wenn es etwas Neues gibt, und das ist jetzt der Fall.«
    »Beim momentanen Stand der Dinge würden sie mir nicht glauben. Die denken doch, ich hätte mit irgendeinem Irren so eine Art ›Wer hat den Größten?‹-Wettbewerb gehabt oder wäre am Steuer eingeschlafen.«
    »Egal, Josh. Du kannst ihnen einen Ansatz für weitere Ermittlungen bieten. Wenn dieser Mensch ein Psycho ist, dann könnte er dasselbe noch mal tun.«
    »Ich werde mit Bob reden. Er kennt den Typ.«
    »Aber heute Abend nicht mehr, Josh. Bob schläft sicher schon. Weck ihn nicht auf.«
    Josh runzelte die Stirn.
    »Bitte, tu’s mir zuliebe. Überschlaf die Sache. Sprich morgen mit ihm, wenn du sie dann noch genauso siehst, aber informier die Polizei.« Kate betonte das Wort »Polizei«, um ihm klarzumachen, dass
sie
für Verbrecherjagd zuständig war, nicht Josh.
    Sie stand auf und ergriff die Hand ihres Mannes. »Komm, gehen wir ins Bett.«
    »Alles Gute zum Geburtstag«, sagte er bitter.

[home]
11
    J osh nahm das schnurlose Telefon im Eingangsbereich und drückte die Schnellwahltaste.
    »Ja, bitte?«, meldete sich Nancy Deuce.
    »Hi, Nancy, ist Bob zu sprechen?«
    »Hallo, Josh. Nein, der schläft noch. Ich kann ihn aufwecken, wenn du möchtest.«
    »Nein, ist schon gut. Ich muss zum Flughafen, aber du kannst ihm ausrichten, ich hätte angerufen und käme später mal vorbei.«
    »Gern, Josh.« Nancy wartete. »Ist alles in Ordnung?«
    »Ja, nur so Sachen unter Jungs«, antwortete er und ließ ein künstliches Lächeln erklingen, um ihr Misstrauen zu beschwichtigen.
    »Dann bis später, Josh«, sagte sie. Die Besorgnis war aus ihrer Stimme verschwunden.
    Josh legte den Hörer wieder auf die Feststation.
    Er wollte noch einmal telefonieren, aber er zögerte. Am liebsten hätte er den Bullen zugeschrien, er habe den Drecksack gefunden, der ihn von der Fahrbahn gedrängt hatte, doch die Saat des Zweifels war schon ausgestreut. Er konnte einfach nicht mit Sicherheit sagen, ob es wirklich James Mitchell gewesen war. Kate hatte ihm vor Augen geführt,

Weitere Kostenlose Bücher