Abgezockt
von ihrem Computer auf.
»Ich hol mir nur schnell ’nen Kaffee und was zum Futtern. Brauch was in den Magen.« Er schenkte ihr ein breites Lächeln und legte die Hand auf den Türgriff.
»Bob, in ein paar Stunden machen Sie doch Feierabend. Können Sie nicht warten?« Maria lächelte immer noch.
»Muss doch die Lebensmittelindustrie in Schwung halten. Kann ich Ihnen was mitbringen?«
»Nein danke«, antwortete sie und schüttelte den Kopf.
Sobald Bob außerhalb von Marias Sichtweite war, wich sein Grinsen einem Stirnrunzeln. Er trottete über den Parkplatz des Einkaufszentrums zu Josh, der neben den Fernsprechern stand.
»Bob, es sind zwei Leute gestorben«, sagte Josh.
Bob erschrak.
Es ist nicht gesund, ein Freund von Josh Michaels zu sein,
dachte er. »Nicht hier.«
Er führte ihn in ein Café an der Ecke des kleinen Einkaufsmarktes, neben dem Fitnessstudio. Im entlegensten Winkel der Terrasse, weit weg von neugierigen Zuhörern, drückte er Josh auf den grünen Gartenstuhl aus Plastik. Außer ihnen saß nur eine Frau mittleren Alters, die eine Sonnenbrille trug und Zeitung las, im Freien, und zwar an der anderen Ecke der Terrasse. Bob ging in das Café hinein, um mit zwei Tassen zurückzukehren.
Er setzte sich mit vorgezogenen Schultern an den kleinen Tisch. »Wer ist gestorben? Was war los?«
»Ich bin zu Margaret Macey und hab sie umgebracht«, antwortete Josh.
Die Nachricht traf Bob wie ein Hammerschlag. Verwirrt blinzelnd saß er da.
Josh rieb sich die Stirn. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er auf den Tisch, während er seinen unglaublichen Bericht vorbrachte. »Sie wollte nicht an die Tür gehen, also hab ich durchs Fenster gerufen, und sie hatte einen Herzinfarkt oder so was. Ich bin ins Haus eingebrochen, um sie wiederzubeleben, aber es hat nichts genutzt. Sie ist gestorben.«
»Josh, hör mir zu. Du hast sie nicht umgebracht. Sie hatte einen Herzanfall. Sei nicht so dumm.«
»Sie hatte solche Angst, dass jemand sie töten wollte. Diese Anrufe müssen der Horror gewesen sein.«
»Schau mich an, Josh.«
Er blickte auf.
»Du hast sie nicht umgebracht. Sie hatte einen Herzanfall.« Josh versuchte, ihn zu unterbrechen, aber Bob hob die Hand. »Sie hatte einen Herzanfall. Den hätte sie auch ohne dich gekriegt.«
»Ja, aber nicht zu dieser Zeit.«
»Genauso gut hätte es der Briefträger, der Telefondienst oder die Zeugen Jehovas sein können. Du warst nur das arme Schwein, das ihn auslöste.« Bob legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Okay?«
Josh nickte bedächtig.
»Hast du den Notarzt gerufen?«
»Nein.«
»Menschenskind, Josh, du kannst sie doch nicht dort liegen lassen.«
»Aber ich darf in ihrem Haus nicht gesehen werden.«
So ungern Bob es zugab, Josh hatte recht. Die Bullen würden misstrauisch werden, wenn man Josh in Margarets Haus vorfand. Er konnte Joshs Überlegungen nachvollziehen. »Na schön, dann fahr ich mal hin. Falls sie noch dort liegt, ruf ich den Notarzt.«
»Danke, Bob.«
»Du sagtest, es wären zwei Menschen gestorben.«
Es überraschte ihn selbst. Noch vor einem Monat hätte er nicht so gelassen über den Tod von persönlichen Bekannten geredet. Jetzt gehörten die Nachrichten fast zur Tagesordnung, und entsprechend ging er damit um. Das gefiel ihm nicht.
»Gestern Nachmittag, als ich heimkam, nahm mich irgend so ein Bulle mit. Aber es war keiner. Er wollte mich umlegen, da hat James Mitchell ihn überfahren und erschossen.«
Wegen Joshs grober Zusammenfassung tat sich Bob mit dem Verständnis schwer. Er bat ihn um nähere Erklärung.
»James Mitchell? Das kapier ich nicht.« Doch dann ging ihm ein Licht auf. »Sprichst du von diesem Typen, den sie mit zerschossenem Gesicht gefunden haben?«
Josh nickte.
»Großer Gott, das begreif ich wirklich nicht. Warum hat Mitchell dich gerettet, nachdem er dich zuerst umbringen wollte?« Bob war das alles zu hoch. Es passte nicht zusammen.
»Ich verstehe es ja selber nicht, aber ich glaube, wenn ich nicht schleunigst verduftet wäre, hätte man dort zwei Leichen gefunden.«
»Fahr heim, Josh, und bleib dort. Ich brauche Zeit zum Überlegen.« Bob hielt inne. »Ich hol dich morgen zum Frühstück ab. Ich habe einiges über Pinnacle Investments herausgefunden. Ich glaube, ich kann mir auf dieses Durcheinander einen Reim machen, und vielleicht bist du imstande, ein paar Lücken auszufüllen.«
»Kate hat gesagt, dass sie mich verlässt, wenn ich Margaret Macey besuche.«
»Fahr nach Hause«, befahl Bob
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