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Abgezockt

Abgezockt

Titel: Abgezockt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Wood
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Joshs Wagen um eine Kurve verschwinden sah, wählte der Profi Margaret Maceys Nummer. Es ertönte das Besetztzeichen.
    Das wird ja immer merkwürdiger,
dachte er. Was führten seine Leute im Schilde? Jedenfalls konnte es nichts Gutes sein. Er drückte auf »Aus« und steckte das Handy ein. Dann näherte er sich vorsichtig dem Haus und klopfte an, aber er erhielt keine Antwort. Ein Blick auf die Rückseite des Gebäudes gab Anlass zu weiteren Befürchtungen. Die Hintertür war aufgebrochen. Glasscherben bedeckten den Küchenboden. Der Profi zog ein Taschentuch hervor und achtete darauf, keine Spuren zu hinterlassen, während er das Haus betrat.
    Nur Sekunden später entdeckte er Füße, die hinter dem Wohnzimmersessel hervorragten. Der linke Schuh hing schief auf dem Fuß. Der Profi trat an den regungslosen Körper heran. Er wusste, was er finden würde. Die Zielperson lag auf dem Rücken – still, starr und allem Anschein nach tot. Er kniete sich daneben und legte zwei Finger an die Halsschlagader: kein Puls.
    Er lachte laut. Jetzt wurde ihm der Witz klar: Einer seiner Todeskandidaten hatte versehentlich den anderen umgebracht. Tage wie dieser waren für den Profi eine echte Seltenheit. Er wünschte, noch jemand könnte diesen Moment genießen.
    »Josh, ich würde die Knete mit dir teilen, wenn ich dich nicht umbringen müsste«, sagte er in den Raum.
    Er machte einen Abstecher ins Bad und schüttelte den Kopf über das Tohuwabohu auf Waschbecken und Boden. Er zog eine kleine Tüte mit einem Tablettenröhrchen aus der Hemdtasche. Ohne den Inhalt anzurühren, ließ er das Röhrchen zu dem übrigen Kram im Waschbecken fallen.
    »Die kannst du zurückhaben, Margaret. Ich wette, du hast sie schon gesucht«, sagte er.
    Der Profi ging, wie er gekommen war. Und wie Josh Michaels, fuhr er schnell davon, von den Nachbarn unbemerkt.
    Bei einem Einkaufsmarkt mit Münztelefon hielt er an und wählte die 911.
    »Um welche Art von Notfall handelt es sich?«, fragte die Frau in der Zentrale.
    »Ich möchte einen Einbruch melden, möglicherweise auch eine Gewalttat«, antwortete der Profi mit entsprechend aufgeregter Stimme.
    »Können Sie mir Näheres dazu sagen, Sir?« Der Tonfall der Frau hatte etwas Maskulines.
    »Ich habe Glas splittern hören, und Rufe, und dann habe ich einen Mann herauskommen und in eine Limousine steigen sehen. Und ich weiß, dass in dem Haus eine alleinstehende alte Frau wohnt.«
Oscar für die beste Telefonrolle,
dachte er.
    »Haben Sie die Adresse, Sir?«
    Der Profi haspelte Margaret Maceys Anschrift herunter.
    »Darf ich Ihren Namen wissen, Sir?«
    Der Profi drückte zwei Finger auf die Gabel und beendete die Verbindung. Mit einem Lächeln stieg er in seinen Taurus. Er hatte die letzten Vorbereitungen für Josh Michaels’ Ableben zu treffen.
    Der Schreibtisch von Bob Deuce war wie immer mit Papierkram beladen, der allerdings nichts mit seiner Klientel zu tun hatte. Es waren Bobs Recherchen über Pinnacle Investments. Seit seiner Rückkehr von dem Begräbnis gestern hatte er sich in die Firmenhistorie vertieft. Nach einigen Telefongesprächen mit Branchen-Bekanntschaften und der Lektüre von Berichten, Zahlen, Daten glaubte er, nun alles beisammenzuhaben. Seine Erkenntnisse waren erstaunlich – nein, unglaublich. Hatte das Ganze von jeher wild und bizarr geklungen, so konnte das, was Bob aus voller Überzeugung für die Wahrheit hielt, einfach nicht wahr sein. Ohne die tragischen Ereignisse der letzten Wochen hätte er es selbst nicht geglaubt.
    Sein Telefon klingelte unter einem Haufen Papiere. Er suchte es in dem Durcheinander und meldete sich. »Ja, bitte, Maria?«
    »Anruf für Sie auf Leitung eins, Bob«, sagte die Sekretärin.
    Er drückte die leuchtende Taste in dem Zahlenfeld. »Bob Deuce. Womit kann …«
    »Bob, ich bin’s.«
    »Josh! Was gibt’s?« Die Nervosität in Joshs Stimme erschreckte ihn. Jedes Mal, wenn sein Freund anrief, war etwas Schlimmes passiert. Er fürchtete eine neue Wendung der Ereignisse.
    »Hast du Zeit, dich mit mir zu treffen?«
    »Ja, ich glaub schon. Wo bist du?« Nervös stützte sich Bob auf die Ellbogen.
    »Ich bin draußen an einem öffentlichen Fernsprecher.«
    »Bei mir? Josh, was soll das alles?«
    »Ich warte neben den Telefonzellen.«
    Bob seufzte. »Okay.«
    Es wurde aufgelegt.
    »Verdammt!«, sagte Bob, während er immer noch den Hörer hielt.
    Es gab eine neue Hiobsbotschaft, das wusste er. Er ging in den Vorraum des Büros.
    Maria blickte lächelnd

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