Abgezockt
mit einem Nicken in Richtung von Joshs Teller.
»Ja, hau rein!«
Bob holte sich mit Messer und Gabel die restlichen Kartoffelpuffer auf seinen Teller. »Man darf Essen nicht umkommen lassen. So was gehört bestraft«, sagte er, während er einen Teil von Joshs Frühstück verschlang. »Um deine Frage zu beantworten: Die offizielle Begründung für die neue Gewinnsituation lautet geschicktes Management. Sie behaupten, ihr Anlagespektrum sei viel breiter gefächert und nicht so anfällig wie das der Konkurrenz. Die Gesetze zur Übernahme von Lebensversicherungen wurden gelockert. Früher war von unheilbar Kranken die Rede; jetzt heißt es, jeder über siebenundvierzig.«
»Aber ich bin keines von beidem.«
»Richtig. Ich hab’s über deine Lebensführung als Hobby-Pilot und Bergsteiger gedreht.«
»Mit dem Bergsteigen habe ich nach Abbys Geburt doch aufgehört.« Obwohl früher ein begeisterter Kletterer in der Sierra, hatte er dieses Hobby auf Kates Wunsch hin aufgegeben. Ihm war zwar nie etwas wirklich Ernstes zugestoßen – nur ein kleinerer Sturz, der ihn zwei Tage ins Krankenhaus brachte –, aber trotzden missfiel ihr die Vorstellung, ein Kind ohne Vater großzuziehen.
»Du könntest doch wieder damit anfangen. Und außerdem hab ich ihnen von dem erblichen Krebs väterlicherseits erzählt.«
Josh senkte seinen Blick auf die Tasse voll schwarzem Kaffee. Ein dunkles, verzerrtes Spiegelbild starrte aus der schimmernden Brühe zurück. Krebs gehörte zu seinen größten Ängsten, doch er versuchte, so gut es ging, sie zu verdrängen. Sein Vater war mit neunundvierzig Jahren an Prostatakrebs gestorben – als Josh einundzwanzig war –, und sein Onkel väterlicherseits drei Jahre früher an derselben Sache. In einem ähnlichen Alter starb sein Großvater an Lungenkrebs, aber der hatte ein Leben lang geraucht. Was mit seinem Urgroßvater war, wusste Josh nicht. Er wollte es auch gar nicht wissen.
»Sie haben dich genommen, weil du ein Hochrisiko-Klient und ihres Erachtens eine kleine Spekulation wert warst«, fügte Bob hinzu.
Die Kellnerin aus den Südstaaten räumte die Teller ab. Beide Männer verzichteten dankend auf das Angebot, noch einmal in die Speisekarte zu sehen, waren aber mit einem frischen Kaffee einverstanden. Sie schenkte ihnen nach und versprach, anschließend die Rechnung zu bringen.
»Okay. Angeblich hätten sie also durch gutes Management überlebt, aber was sagst du dazu?«, fragte Josh.
»In Anbetracht dessen, was dir passiert ist, glaube ich, sie machen ihre Klienten kalt, und das schlägt sich in den Zahlen nieder. So ein durchschnittlicher Lebensversicherungsklient bei Pinnacle Investments lebt zwei Komma vier Jahre; bei ihrem schärfsten Konkurrenten hingegen beträgt der Durchschnitt fünf Jahre und verlängert sich ständig. Pinnacle ist es deshalb egal, wer ihr Klient wird, weil
sie
entscheiden, wann es Zeit zum Abkassieren ist.« Bob machte eine Pause. »Und du, mein Bester, stehst auf der Abschussliste.«
»Bob, wäre nicht dieser Jenks gewesen, dann würde ich sagen, was du da redest, ist gequirlte Scheiße. Er meinte aber, als Toter wäre ich Geld wert. Und einen Wert habe ich nur für Kate, Abby und Pinnacle Investments. Wobei ich wirklich nicht glaube, dass Kate und Abby mir nach dem Leben trachten.«
Bob nahm einen kräftigen Schluck Kaffee. »Ich habe Freunde in der Versicherungsbranche angesprochen, ob sie schon geschäftlich mit Pinnacle Investments zu tun hatten. Ja, hatten sie, und manche berichten von Kunden, die zwar durch ungewöhnliche, aber erklärbare Unfälle ums Leben kamen. Einer stürzte mit seinem Auto in den Fluss und ist ertrunken.«
Auf dem Parkplatz des Restaurants lehnte sich Josh mit verschränkten Armen auf das Dach von Bobs Toyota. Bob wollte gerade einsteigen und fragte: »Was ist?«
»Kann sein, dass wir den Schuldigen kennen, aber wie halten wir ihn auf? Wir haben keine handfesten Beweise für die Bullen.«
»Was schlägst du vor?«, fragte Bob.
»Kauf meine Versicherung zurück.«
Bob runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass sie sich darauf einlassen. Es wäre gegen ihr Interesse.«
»Wir würden sie entschädigen. Bald kriege ich die Versicherung für die Cessna; das würde den Verlust decken.«
»Ich weiß nicht, Josh.«
»Du musst es probieren! Mir bleibt keine andere Wahl.«
Es schien, als sei an diesem Samstagvormittag ganz Sacramento ins Einkaufszentrum geströmt. Der Parkplatz war ein
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