Abgezockt
sechsstelliger Betrag!« Josh riss die Augen auf.
»Deshalb sind die Firmen, die Lebensversicherungen übernehmen, ja so in der Klemme – durch die hohen Vorauskosten. Anfang der Neunziger, als man sah, dass sich damit schnell Geld verdienen ließ, wurden solche Abkommen ein großes Geschäft.«
»Wieso?«
»Wegen Aids . Viele Aids -Patienten waren durch ihre Krankenversicherung nicht abgesichert, das heißt, viele Menschen waren aufgeschmissen, wären nicht ein paar Unternehmen aus dem Boden geschossen, die ihnen noch zu Lebzeiten einen dicken Batzen ihrer Lebensversicherung auszahlten. Volltreffer! Jede Menge Todkranke verbrachten ihre letzten Tage sorgen- und schuldenfrei. Und der Versicherungsnehmer bekam auch seinen Teil: den schnellen, bombensicheren Ertrag für eine Investition. Die geschätzte Lebenserwartung eines Aids -Patienten war ein Jahr, vielleicht zwei. Die Investmentfirmen bezahlten die Monatsbeiträge und schoben dafür etwas Geld rüber. So war jeder glücklich und zufrieden.«
Josh schnaubte verächtlich. »Klingt ein bisschen nach Aasgeiern. Diese Unternehmen müssen ja wollen, dass ihre Klienten sterben.«
»Ja, aber sie haben dir gute Dienste geleistet, als du sie brauchtest.«
Es war nicht zu leugnen: Auch Josh hatte von dem System profitiert. Damals. »Also, was ging schief? Wir säßen doch jetzt nicht hier, wenn nicht etwas passiert wäre.«
»Schlaukopf. Erfolge der medizinischen Forschung. Im Lauf der letzten paar Jahre sind etliche hochwirksame Aids -Medikamente auf den Markt gekommen, die die Lebensdauer ihrer Patienten verlängerten. Die Lebenserwartung der Betroffenen hat sich um zehn Jahre erhöht, und in zehn Jahren gibt es vielleicht sogar ein richtiges Heilmittel, wer weiß. Die Gesellschaften, die Lebensversicherungen übernommen hatten, schauten also in die Röhre. Die fetten schnellen Gewinne blieben plötzlich aus. Die Klienten hatten das Geld, um sich Medikamente zu kaufen, und machten letztendlich den besseren Schnitt. Die Firmen gingen den Bach runter; sie hatten zu früh zu viel Geld ausgezahlt, ohne dass ein Gewinn in Sicht war, und obendrein mussten sie all die Monatsbeiträge entrichten. Es überlebten diejenigen Firmen, die nicht nur dieses eine Standbein hatten. Sie verlegten sich auf andere unheilbare Krankheiten wie Krebs, Herzerkrankungen – all die großen Sachen, für die die Wissenschaft keine Lösung hat.«
Er machte eine Pause, um seinen Kaffee zu trinken, und Josh dachte über die Informationen nach.
Dann fuhr Bob fort: »Einige Firmen überlebten auf andere Art: Sie fungierten als Vermittler – als Zwischenhändler für Privatanleger oder private Investorengruppen, die für die Lebensversicherung so eines armen Schweins große Barbeträge zahlten. Sie ahnten nicht, dass sie vielleicht volle zehn Jahre warten müssten, um etwas herauszubekommen, obwohl sie innerhalb der nächsten zwölf Monate mit einem Scheck rechneten. Ich erinnere mich noch an die Werbespots im Nachtprogramm vor vielen Jahren.«
»Also, was hat es nun mit Pinnacle Investments für eine Bewandtnis?«
»Die gehörten zu den Pionierunternehmen der Branche. Sie haben eine extra Abteilung gegründet, um anderen das Geschäft wegzuschnappen – kauften in großem Stil ein und machten noch größere Erträge. Die meisten Klienten waren Aids -Kranke, aber Pinnacle hatte sein Geschäft bereits auf alle möglichen unheilbaren Krankheiten ausgedehnt. Die Jahresberichte waren ein Traum für jeden Aktionär. Anfang der Neunziger gab es ein erhebliches Wachstum, aber der achtundneunziger Bericht war das totale Gegenteil. Die Abteilung für Versicherungsübernahmen zog die ganze Firma mit runter. Neunundneunzig war die Bilanz fast ausgeglichen; zweitausend wiesen sie wieder Profit nach, zwar vergleichsweise gering, aber immerhin.« Bob illustrierte seine Informationen mit Ausdrucken einiger Geschäftsdaten von der Website des Unternehmens. Er zog einen Stoß Papiere aus dem Umschlag, den er mitgebracht hatte, und reichte ihn Josh.
Josh nahm die Blätter flüchtig in Augenschein. »Sie haben das Tief also überwunden«, sagte er, eine logische Schlussfolgerung, an die er nicht glaubte.
»Ja, aber für den geschäftlichen Erfolg mussten ihre Klienten bald sterben. Die übrigen Konkurrenten gingen entweder pleite oder wurden aufgekauft.«
»Womit begründen sie ihren Erfolg?« Josh schob seinen Teller weg. Das Gespräch hatte ihm den Appetit verdorben.
»Bist du fertig?«, fragte Bob
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