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Abgründe der Macht - Roman über einen Sachsenkönig

Abgründe der Macht - Roman über einen Sachsenkönig

Titel: Abgründe der Macht - Roman über einen Sachsenkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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…“
    „ … lägest du jetzt vielleicht auch auf dem Grunde des Rheins. Hast noch einmal Glück gehabt, mein Kleiner. Und was willst du nun hier?“
    „Ich hoffte …“
    „Was hofftest du?“
    „Du könntest mich hier verstecken. Die Burg ist sicher, Odda konnte sie im Sommer nicht einnehmen. Aber wie ich sehe …“
    Gerberga hatte sich abgewandt und zeigte dem alten Leudegasius, der würdevoll einen Kerzenleuchter und einen Spiegel herbeitrug, die offene Truhe, in der er beides verstauen sollte. Heinrich warf sich auf eine der ohne Ordnung herumstehenden Bänke, strich die Lockenmähne zurück und blickte ärgerlich auf das Gewusel in der Halle.
    „Bekommt man hier wenigstens einen Becher Wein und eine Schüssel mit Essbarem?“, fragte er, als sich Gerberga ihm wieder zuwandte.
    |321| „Becher und Schüsseln für die Tafel sind schon eingepackt. Aber in der Küche für die Burgbesatzung wirst du etwas bekommen.“
    „Danke. Mir vergehen Hunger und Durst, wenn ich mich hier umsehe. Mich wundert, dass du es so eilig hast. Kannst du es nicht erwarten, dich Odda zu Füßen zu werfen und um Vergebung zu flehen?“
    „Odda?“, fragte sie auflachend. „Sagtest du – Odda? Glaubst du etwa, dass ich zu
ihm
…?“
    „Ich glaube es nicht, ich weiß es.“
    „Von wem?“
    „Graf Raban. Unterwegs, drei Meilen von hier, kam er uns entgegen. Er erzählte mir alles.“
    „Tatsächlich? So ganz im Vertrauen? Mich wundert, das er dich nicht festgenommen hat.“
    „Dazu wäre er nicht imstande gewesen – mit seinen drei Mann Begleitung. Er forderte mich zwar auf, mich Odda zu ergeben, aber das tat er nur pflichtgemäß. Wir kennen uns gut, er war in Saalfeld dabei.“
    „Und was erzählte er dir von mir?“
    „Nun, dass er hier war und dir Oddas Befehl überbracht hat. Auf, auf … zurück in den Käfig, mein Vögelchen, zu deinem Muntwalt, der nun leider nicht mehr der liebe Vater, sondern der böse Bruder ist. Nur nicht gesäumt … er hat ja allerhand mit dir vor!“
    „Er hat mit mir … was?“, fragte Gerberga halb belustigt, halb neugierig. Sie ließ sich neben ihrem Bruder auf der Bank nieder. „Davon weiß ich nichts. Was hat dir Raban darüber gesagt?“
    „Sehr viel. Ich staunte nur.“
    „So sprich doch!“
    „Er will dich so schnell wie möglich wieder verheiraten, Schwester.“
    „Mit wem?“
    „Herzog Berthold von Bayern.“
    „Wie? Das ist doch nicht möglich!“, rief sie entrüstet. „Was fällt Odda ein? Den kenne ich überhaupt nicht.“
    „Er ist ja auch erst seit einem Jahr im Amt. Sein Bruder Arnulf hielt wohl nicht viel von ihm und versteckte ihn. Aber du wirst dich schon in ihn verlieben, obwohl er genauso alt und noch hässlicher als Giselbert sein soll. Du darfst unseren großen Bruder nicht enttäuschen, er wünscht sich von dir einen kleinen Herzog von Bayern.“
    |322| „Darauf kann er bis zum Jüngsten Tag warten! Oh, wäre Odda jetzt hier – ich würde ihm das Gesicht zerkratzen! Mich wie ein Stück Vieh zu verhandeln – so etwas tut man mit einer Magd, nicht einer Herzogin! Aber … zu spät, lieber Bruder und Muntwalt, zu spät! Daraus wird nichts!“
    „Hehre Worte!“, spottete Heinrich. „Wenn du erst Odda um Gnade flehend zu Füßen liegst …“
    „Ich sagte doch, daraus wird nichts!“ Sie stand wieder auf, ging zu einer der Truhen, die bis zum Rande gefüllt war, klappte den Deckel zu und verschloss sie.
    „Was dieser Raban dir erzählt hat“, fuhr sie fort, als sie zurückkam, „mag er zwar selbst glauben, aber er täuscht sich. Von der Heirat mit dem Bayern hat er mir übrigens kein Wort gesagt … er wollte ja seinen Erfolg nicht gefährden. So zieht er zufrieden davon, um Odda zu melden, dass ich nichts lieber täte, als zu ihm zu eilen.“
    „Und das wirst du nicht tun?“
    „Natürlich nicht. Zum Glück ließ Raban sich von meiner Trauer beeindrucken und ein bisschen umschmeicheln. Anfangs drängte er mich, gleich mit ihm zu gehen. Aber ich spielte die untröstliche Witwe, die noch zu schwach war, um zu reisen und gab auch vor, einige Erbschaftsangelegenheiten zugunsten des Königs und meiner Kinder erledigen zu wollen. So wurde ich ihn erst einmal los – natürlich mit dem Versprechen, ihm bald zu folgen.“
    „Und was hast du nun wirklich vor?“
    „Auf jeden Fall will ich fort von hier.“
    „Das sehe ich. Aber wohin – und was dann?“
    „Das ist vorerst noch ein tiefes Geheimnis. Und dir werde ich es zuallerletzt

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