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Abgründe

Abgründe

Titel: Abgründe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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wahr?«, fragte Sigurður Óli.
    »Ich werde erst etwas sagen, nachdem ich mit meinem Rechtsanwalt gesprochen habe«, erklärte Knútur. »Ich habe meine Meinung geändert. Ich möchte einen Rechtsbeistand dabeihaben. Das ist mein gutes Recht. Ich würde gern wieder zurück in die Zelle.«
    »Ja, und ich würde gern Feierabend machen«, sagteSigurður Óli. »Machen wir es also kurz. Es gibt einen Punkt, den ich noch einmal mit dir durchgehen möchte, es dauert auch gar nicht lange. Soweit ich weiß, hast du Lína besser gekannt, als du zugeben wolltest. Die Frau, die umgebracht wurde.«
    Knútur antwortete nicht. Während er auf Knútur wartete, hatte Sigurður Óli noch einmal die Aufzeichnungen der Telefongespräche von Höddi durchgelesen, die das Rauschgiftdezernat abgehört hatte. Der Stapel Blätter lag vor ihm auf dem Schreibtisch.
    »Du hast dich auf dieser Gletschertour mit eurem Freund Sörensen mit ihr eingelassen.«
    »Wer behauptet das?«
    »Das spielt jetzt keine Rolle. Du hast bis zum heutigen Abend behauptet, du würdest sie überhaupt nicht kennen. Weshalb diese Lügen über sie? Kannst du mir das erklären?«
    Sigurður Óli griff nach dem Stapel Papier, zog ihn zu sich heran, um den Eindruck zu erwecken, als habe er noch genügend andere Dinge zu tun, als seien seine Fragen mehr oder weniger nebensächlich. Er überflog den Ausdruck und blätterte die Papiere durch. Knútur sah ihm schweigend dabei zu.
    »War es wegen deiner Frau?«, fragte Sigurður Óli. »Geht es darum? Das kann ich gut verstehen.«
    »Ich will meinen Rechtsanwalt sprechen«, sagte Knútur.
    »Eines solltest du über Lína wissen«, sagte Sigurður Óli. »Sie war wohl eine äußerst amüsante, liebenswürdige und lebenslustige Frau, aber sie hatte ein spezielles Interesse an verheirateten Männern. Ich konnte mich noch nicht näher damit befassen, aber soweit ich weiß,fand sie verheiratete Männer spannender. Sie und ihr Mann hatten eine recht unkonventionelle Beziehung. Fremdgehen war gestattet. So denken nicht alle, aber die beiden taten es. Ich weiß nicht, ob sie dir das gesagt hat.«
    Knútur schwieg.
    »Ich erzähle dir jetzt, was ich glaube, korrigier mich, wenn ich dummes Zeug rede. Du hast mit ihr geschlafen. Vielleicht sogar, nachdem ihr wieder zurück in der Stadt wart. Vielleicht ein paarmal, oder auch nur einmal. Gut möglich, dass sie dir gesagt hat, sie hätte Fotos von euch gemacht und dir gedroht hat, sie deiner Frau zu schicken. In dieser Hinsicht kannte sie keine Hemmungen, und vertrauen konnte man ihr nicht. Vielleicht hast du ihr, während ihr zusammen im Bett gelegen habt, auch erzählt, dass …«
    »Das ist nicht wahr«, sagte Knútur.
    »… dass ihr vier von der Bank ein supertolles Ding am Laufen hattet, das euch Unsummen Geld einbrachte. Du hast ihr nicht alles erzählt, aber immerhin so viel, dass sie ihrem Mann von diesem Plan erzählt hat, und wie unglaublich kaltschnäuzig ihr wärt.«
    »Das … Das stimmt nicht.«
    »Du wolltest ein bisschen angeben.«
    »Nein.«
    »Hat sie Fotos von euch gemacht?«
    »Nein.«
    »Ihr habt aber miteinander geschlafen?«
    »Sie hat keine Fotos gemacht«, sagte Knútur böse. Es war das erste Mal, dass Sigurður Óli eine Gemütsveränderung bei ihm wahrnahm. »Und sie hat auch nicht gedroht, meiner Frau etwas zu sagen. Ich habe sie zweimal getroffen. Beide Male in Reykjavík und …«
    Knútur verstummte.
    »Wird das bekannt werden?«
    »Sag mir einfach, was passiert ist.«
    »Ich will nicht, dass meine Frau davon erfährt.«
    »Das kann ich verstehen.«
    »Es war einfach so«, sagte Knútur. »Ich bin noch nie zuvor fremdgegangen. Ich … Sie war ziemlich forsch.«
    »Und du hast etwas ausgeplaudert?«
    »Sie wollte wissen, was ich so in der Bank machte. Ich glaube, sie fand mich eher spannend, weil ich bei der Bank arbeitete, und nicht, weil ich verheiratet war. Wir haben darüber nie gesprochen.«
    »Aber viel über die Bank? Und du hast versucht, dich ein bisschen wichtigzumachen.«
    »Ich habe ihr gesagt …«
    Knútur zögerte.
    »Ich weiß nicht, ob ich versucht habe, mich wichtigzumachen. Sie war einfach sehr neugierig und fragte mich danach, was für Mittel und Wege es gäbe, keine Steuern bezahlen zu müssen und dergleichen. Sie interessierte sich für Steuer-Oasen, und es kann sein, dass ich ihr gesagt habe, ich würde ein paar Leute kennen, die ein todsicheres Ding drehten und dabei Geld scheffelten. Ich hab aber nicht gesagt, wer das war. Und ich

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