Abgründe
es herausfand, und hat damit gedroht, zur Polizei zu gehen«, sagte er. »Sverrir ist es zwar gelungen, ihn zu beruhigen, aber nur für kurze Zeit.«
Arnar seufzte tief.
»Sörensen hat immer gesagt, wir bräuchten nicht zu wissen, woher das Geld käme, und Sverrir und ich hatten das akzeptiert. Bereits nach kurzer Zeit hat Þorfinnur aber angefangen, Fragen zu stellen. Er hatte Gewissensbisse. Meiner Meinung nach wollte er einfach aussteigen, ihm fehlte nur ein Anlass. Seine Sorge drehte sich darum, dass wir an irgendwelchen Drogengeschäften verdienten. Das wollte er auf keinen Fall. Und als sich dann herausstellte, woher es wirklich stammte, war das seiner Meinung nach noch zehnmal schlimmer als Drogen.«
»Und er hat gedroht auszupacken?«
Arnar starrte vor sich hin.
»Er wollte aussteigen. Sverrir fand, dass er ziemlich riskante Dinge von sich gab, ich habe ihn aber nicht näher danach gefragt. Sverrir war der Meinung, dass wir etwas unternehmen müssten. Das hat er aber nur zu mir gesagt, das möchte ich betonen. Knútur wusste nichts davon. Ihn und Þorfinnur haben wir mit ins Boot genommen, weil diese Kredite so hoch waren, dass sie aufgeteilt werden mussten. Þorfinnur war wie Knútur, ein bisschen einfältig, aber gegen viel Geld hatte er nichts. Alle wollten Profit machen.«
»Ist das die Erklärung? Geldgier?«
»Wir haben einfach eine Gelegenheit beim Schopf ergriffen. Wir beobachten ja schon die ganze Zeit, wie die anderen sich aufführen. Vielleicht wollten wir so sein wie die.«
Arnar sah auf.
»Sverrir hat mir nicht gesagt, was bei dieser Wanderung genau passiert ist. Danach musst du ihn selber fragen. Aber natürlich habe ich da einen gewissen Verdacht. Und ihr vermutlich auch, jetzt wo die ganze Chose geplatzt ist.«
»Weshalb sind die beiden zu den Svörtuloft-Klippen gefahren? Weil Sverrir sich da auskannte?«
»Es sollte ein Gag sein. Alles, was Sörensen gesagt hatte, stimmte haargenau. Die Expansion schritt weiter fort, die Zinsen der Notenbank sind seit dem letzten Jahr auf das Doppelte gestiegen.«
»Moment mal, was für ein Gag?«
»Du weißt, dass die Notenbank wegen der Architektur und der schwarzen Verkleidung diesen Spitznamen weg hat, Svörtuloft. Sverrir fand das witzig. Er sagte, er würde uns die richtigen Klippen von Svörtuloft zeigen. Ich wusste noch nicht mal, dass es die überhaupt gibt.«
»Und über Lína weißt du nichts?«
»Nein.«
»Sie hat aber etwas über euch gewusst. Hat sie euch gedroht?«
»Nein. Ich kenne sie nicht.«
»Sie war auf dieser Gletschertour. Erinnerst du dich nicht an sie? Als Alain Sörensen zu Besuch kam und ihr mit ihm diese Abenteuertour unternommen habt?«
Arnar überlegte.
»War das die Frau, die die Tour organisiert hat?«
»Genau.«
»Dann habe ich eine schwache Erinnerung an sie. Also, ich glaube, Knútur ist ein bisschen auf sie abgefahren.«
»Knútur?«
»Vielleicht hab ich das aber nicht richtig in Erinnerung.«
»War Knútur mit Lína zusammen?«
Arnar antwortete nicht auf die Frage. Irgendetwas schien in ihm vorzugehen. Sigurður Óli wartete geduldig.
»Kinderpornographie«, sagte er schließlich.
»Was?«
»Das Geld, was wir für Sörensen gewaschen haben, war Schwarzgeld. Einiges davon stammte von Drogengeschäften, aber das meiste vom Porno-Markt, vor allem Kinderpornographie.«
»Pornographie mit Kindern?«
Arnar nickte. »Wir waren an der Geldwäsche für einen Porno-Ring beteiligt, darunter waren Leute, die Kinderpornos herstellten. Þorfinnur … war nicht bereit, sich damit abzufinden.«
Fünfzig
Kurz darauf ließ Sigurður Óli Knútur erneut in sein Büro holen. Er hatte vor, ihn noch einmal nach Sigurlína zu fragen, um dann Feierabend zu machen und ins Bett zu gehen. Es war ein langer Tag geworden, aber seine Neugierde ließ ihm keine Ruhe. Finnur war bereits nach Hause gefahren. Sigurður Óli wusste nicht, ob er sich seine Worte zu Herzen genommen hatte.
Die Tür öffnete sich, und Knútur wurde in das Büro geführt. Er setzte sich auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch. Seinem kindlichen Gesicht sah man deutlich an, wie ängstlich und besorgt er war. Er würde vermutlich in dieser Nacht wenig Schlaf finden. Vielleicht hielt ihn der Gedanke an seine Frau und seinen Sohn wach, vielleicht aber auch der an das Schicksal von Þorfinnur. Oder die Herkunft des Geldes, an dem sie sich eine goldene Nase hatten verdienen wollen.
»Du hast gewusst, woher das Geld von Alain Sörensen stammte, nicht
Weitere Kostenlose Bücher