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Abgründe

Abgründe

Titel: Abgründe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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Kristófer und seine Freunde sich wieder mal einen Spaß gemacht haben. Ich habe den Vater des Jungen informiert, dass wir Kristófer im Laufe des Abends zum Hintereingang rauslassen würden, falls er der Meinung sei, noch eine Rechnung mit Kristófer begleichen zu müssen.«
    »Und der organisiert sich ein paar Kerle und macht Hackfleisch aus dem Jungen.«
    »Den Leuten reicht es allmählich. Sie wollen Gerechtigkeit. Dein Kristófer hat heute Abend auch kein Mitleid gezeigt.«
    »Du weißt, dass die Empörung der Leute direkt nach so einem Überfall am größten ist«, sagte Sigurður Óli. »Sie wollen Rache, sie wollen Blut sehen. Bist du der Meinung, dass du diesen Rachedurst schüren solltest? Ist es deine Aufgabe, sich die Wut dieser Leute zunutze zu machen, damit du die Genugtuung hast, dass irgendeine Art von Gerechtigkeit vollzogen wird?«
    »Das Mädchen in der Pósthússtræti war ein genauso unschuldiger Passant wie der Junge heute Abend«, sagte Finnur.
    »Ich weiß, dass du mit ihr verwandt bist. Das macht es nur noch schlimmer.«
    »Sie haben ihr brutale Fußtritte an den Kopf versetzt. Zwei Idioten, die sich einfach einen Spaß gemacht haben. Sie wird sich nie wieder davon erholen. Die haben ein paar Monate gekriegt, das meiste war auf Bewährung, weil sie sich vorher kaum etwas zuschulden haben kommen lassen, und ihr Alter wurde ihnen auch zugutegehalten.«
    »Und du hast dafür gesorgt, dass sie zusammengeschlagen wurden«, sagte Sigurður Óli. »Dass jemand ihnen hier hinter dem Gebäude auflauerte, um ihnen mit gleicher Münze heimzuzahlen.«
    »Meiner Meinung nach wirkt das besser als ein paar Monate auf Bewährung. Ich weiß wirklich nicht, weshalb du dich so aufregst.«
    »Du solltest damit aufhören«, sagte Sigurður Óli.
    »Da missverstehst du etwas, Siggi. Ich mach überhaupt nichts.«
    »Nun tu bloß nicht so.«
    »Hast du meine Verwandte mal gesehen, nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen wurde?«
    »Nein. Aber du machst das nicht noch einmal. Dann muss ich es weiterleiten, und ich weiß, dass du das lieber nicht möchtest.«
    »Die werden überhaupt nicht bestraft, diese Typen. Und dann fangen sie wieder von vorne an. Was soll man denn tun?«
    »Du musst damit aufhören.«
    Finnur öffnete die Tür für Sigurður Óli. »So ganz persönlich bin ich der Meinung«, sagte er, »dass man diese verdammten Idioten erschießen sollte, sobald sie gefasst werden.«

Neunundvierzig
    Sverrir saß auf der Liege in seiner Zelle. Er sprang auf, als der Riegel zurückgeschoben wurde. Sigurður Óli betrat die Zelle, und hinter ihm schloss sich die Tür wieder. Er hatte sich nach dem Streit mit Finnur immer noch nicht wieder beruhigt.
    »Woher kommt das Geld?«, fragte er und baute sich vor der massiven Tür auf.
    »Das Geld?«
    »Woher kommt es?«
    »Ich verstehe ni…«
    »Knútur hat uns alles Wichtige gesagt«, unterbrach ihn Sigurður Óli.
    Sverrir starrte ihn an.
    »Ich rede nur im Beisein meines Rechtsanwalts mit dir.«
    »Wir werden gleich morgen früh damit beginnen«, sagte Sigurður Óli. »Ich wollte nur noch mal sehen, wie es dir geht, und dich nach dem ein oder anderen Detail fragen, mit denen wir uns später genauer befassen werden. Zum Beispiel, woher das Geld stammt, das ihr für Alain Sörensen gewaschen habt. Soweit ich weiß, ist ihm das dir gegenüber mal herausgerutscht. Mit wem macht Sörensen Geschäfte? Für wen bringt er dieses Geld in Umlauf?«
    »Sörensen?«, fragte Sverrir.
    »Ja. Sörensen.«
    »Was hat Knútur euch erzählt?«
    »Alles über Alain Sörensen, woher du ihn kennst, dass du und Arnar ihn in London getroffen habt und ihr einen Kredit bei ihm aufnehmen wolltet, um von den hohen Zinsen hierzulande zu profitieren. Den Gewinn wolltet ihr euch teilen. Wir werden gleich morgen damit anfangen, eure Vermögen in Augenschein zu nehmen, eure Bankguthaben, eure Aktiengeschäfte und wie das alles heißt. Dabei kommt ganz sicher sehr viel Interessantes heraus. Beispielsweise das ein oder andere über Briefkastenunternehmen und Steuer-Oasen.«
    Sverrir setzte sich wieder.
    »Wie gesagt, Knútur ist ausgesprochen kooperativ«, fuhr Sigurður Óli fort. »Er hat ausgesagt, ihr hättet ihn für eine Weile außer Landes schicken wollen. In euren Augen hat er wohl versagt? Wieso habt ihr überhaupt einen so unsicheren Kantonisten ins Boot geholt?«
    Sverrir antwortete nicht.
    »Þorfinnur wusste, woher das Geld stammte«, sagte Sigurður Óli. »Aber er hat das nicht

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